In unseren Supermärkten fallen derzeit leergekaufte Regale auf, vor allem Weizenmehl fehlt. „Die Angst ist unbegründet“, sagt auch Gregor Fuhrmann, stellvertretender Innungsmeister des Bäckerhandwerks. „Früher bezogen wir unser Mehl aus Kanada und den USA. Das ist zwar wegen der längeren Transportwege etwas teurer, aber es ist vorhanden“, beruhigt der Bäckermeister. Die Preise im Verkauf wurden bereits angepasst, den Preissteigerungen gab es wegen der hohen Energiekosten schon vor dem Kriegsausbruch im Osten.
Genau wie Fuhrmann sieht auch Thomas die wachsenden Energiepreise als kritischsten Faktor. „Getreide wird teurer, weil die Energiekosten ins Unermessliche steigen“, betont er. Thomas hat die Situation für seinen Betrieb durchgerechnet und kommt auf Mehrkosten in fünfstelliger Höhe, wenn die Dieselpreise so hoch bleiben. „Um wirtschaftlich produzieren zu können, brauchen wir eine Steuersenkung auf Agrardiesel“, fordert er.
Im Bauernverband habe man die Lage bereits diskutiert und konkrete Forderungen an die Politik formuliert. Dazu gehöre neben Steuersenkungen auch die Aussetzung der Verordnung, die besagt, im kommenden Jahr rund vier Prozent der Ackerfläche stillzulegen. „Wir könnten ja mehr anbauen, wenn wir dürften“, beklagt Thomas. In Zeiten, in denen die Ernährungssicherheit infrage gestellt wird, sieht der Landwirtschaftsmeister es als sinnvoller an, Lebensmittel anzubauen, statt Blumenwiesen für Insekten. „Obwohl wir immer bestrebt sind, das Klima bestmöglich zu schützen, steht in diesem Fall Ernährungssicherheit noch vor Klimaschutz“, findet der Kreisbauernchef.
Mit den steigenden Energiekosten gehen auch gestiegene Preise von Düngemitteln einher. Inzwischen kostet eine Tonne Stickstoff rund 720 Euro. Das sind 400 Prozent mehr als im Vorjahr. „Hier ist der Ukrainekonflikt tatsächlich das Problem, denn das Land ist der größte Stickstoffproduzent weltweit“. weiß Thomas. Eine weitere Forderung an die Politik sieht die Landwirtschaft in der neuen Düngeverordnung, die den Landwirten ohnehin ein Dorn im Auge ist. „Die sogenannten roten Gebiete, auf denen weniger gedüngt werden darf, sind ein Problem. Denn wenn ich 20 Prozent weniger dünge, bekomme ich auch 20 Prozent weniger Ertrag. Und das fehlt am Ende natürlich“, sagt er.
In Bezug auf Tierfutter sieht es tatsächlich mau aus. Für die Eiweißversorgung der Tiere wird Raps benötigt, und der kommt hauptsächlich aus der Ukraine. „Für vier Wochen ist noch Futter da, danach müssen wir sehen, wie es weitergeht“, sagt Thomas. Im landwirtschaftlichen Anbau ist nun mal kein schnelles Handeln möglich. Das, was heute gesät wird, kann erst nach rund einem Jahr geerntet werden. Kurzfristig ist es den Landwirten also nicht möglich, auf die derzeitige Situation zu reagieren. „Im Notfall kann man die Fruchtfolgen natürlich anpassen. Man soll zwar nicht Weizen auf Weizen säen, aber wenn das kein Dauerzustand wird, ist es schon mal vertretbar“, sagt er.
Endverbraucher müssen sich also um ihre Versorgung keine Gedanken machen. Auch Innungsmeister Gregor Fuhrmann betont: „Ich musste wegen der Ukrainekrise noch um keinen Sack Mehl fürchten.“