„Es macht keinen Spaß, wenn ein Krankenhaus schließt. Das ist bitter und das tut weh“, machte Landrätin Anke Beilstein im Kreisausschuss deutlich. Doch bei allen Emotionen, die dies auslöse, müsse auch die Realität gesehen werden, gab sie zu bedenken. „Alle im Gesundheitsbereich Tätigen haben uns deutlich gemacht, dass ein Kreis von der Größe von Cochem-Zell für zwei Krankenhäuser zu klein ist“, erläuterte sie. Beide Träger hätten dem Kreis gegenüber erklärt, dass sie in einer Schieflage seien und dass auch eine finanzielle Beteiligung des Kreises hier nicht helfen würde. „Durch das erarbeitete Konzept haben wir erreicht, dass beide Krankenhäuser nicht schon geschlossen sind und dass beide Träger sich im Kreis engagieren“, unterstrich sie.
Noch sei es zu früh, den vorliegenden Konzeptentwurf mit der stationären Versorgung am Standort Cochem sowie einer Konzentration und einem Ausbau eines ambulanten Angebots in einem Gesundheitszentrum Zell abschließend zu bewerten, da der Transformationsprozess erst begonnen habe, betonte die Verwaltung im Kreisausschuss. „Wir haben als Kreis keine Entscheidung zu treffen. Diese Entscheidung treffen andere“, machte Landrätin Beilstein klar. Dennoch sei deutlich, dass in Bezug auf die Notfallversorgung noch eine Nachjustierung erforderlich sei, betonte die Landrätin.
Dazu habe der Kreis Gespräche mit Notfallmedizinern, der zuständigen Rettungsdienstbehörde, dem Innenministerium, den benachbarten Landräten, dem Gesundheitsministerium und den Trägern der Krankenhäuser im Kreis geführt, erläuterte Beilstein und ergänzt: „Wir wollen gerade dem Land und dem Bund gegenüber deutlich machen, dass der ländliche Raum gegenüber dem urbanen Raum nicht benachteiligt werden darf.“
Die Landrätin appellierte an alle, gerade mit Blick auf die Mitarbeitenden der beiden Häuser, besonnen vorzugehen und den Transformationsprozess bestmöglich zu begleiten. „Bei aller Emotionalität ist es vor allem wichtig, hier nicht die beiden Krankenhäuser gegeneinander auszuspielen“, hob Anke Beilstein hervor. „Die Nachrichten zum Zeller Krankenhaus waren ein Schlag für die Region“, unterstrich im Kreisausschuss auch Stephanie Balthasar-Schäfer, CDU-Fraktionsvorsitzende. Nun müsse das Konzept bewertet und das Beste herausgeholt werden. „Wir müssen die Sorgen der Menschen weiterhin ernst nehmen und alles dafür tun, dass die Träger im Kreis bleiben“, machte sie deutlich. Dies unterstützte ebenso der SPD-Fraktionsvorsitzende Bernd Schuwerack. Wie zuvor schon die Landrätin und die CDU-Sprecherin hielt er es für wichtig, dass in Zell eine 24-Stunden-Versorgung an allen Tagen aufgebaut werde. „Der zugesagte weitere Rettungswagen ist wichtig, ein Hubschrauber am Standort wäre sinnvoll. Und neben Blankenrath und Senheim sollte es auf dem Barl einen dritten Notarztstandort geben“, forderte er.
„Wir haben hier nicht die Entscheidungen zu treffen, und trotzdem stehen wir als Kreis in der Verantwortung“, betonte Grünen-Kreistagsmitglied Joscha Pullich und ergänzt: „Wir sollten retten, was zu retten ist, aber wir sollten hier nicht Cochem und Zell gegeneinander ausspielen.“ Der AfD-Fraktionsvorsitzende Jörg Zirwes gab zu bedenken: „Der politische Handlungsspielraum des Kreises ist hier sehr gering.“ Er unterstützte das Verhandlungsmandat für die Landrätin in Bezug auf die Notfallversorgung. „Die Situation ist sehr ernüchternd“, räumte FDP-Fraktionsvorsitzender Jürgen Hofmann ein. Die Bevölkerung im Zeller Raum fühle sich im Stich gelassen, meinte Hofmann, der zusätzlich Bürgermeister der Verbandsgemeinde Zell ist. Und er gab dann noch zu bedenken: „Das Konzept zeigt noch viele Unsicherheiten und hat vor allem noch viele Fragezeichen.“ Vor einem Zeller oder Cochemer Kirchturmdenken warnte der Kreisbeigeordnete Siegfried Niederelz (FWG). Auch der langjährige Politiker betonte: „Das Problem haben wir als Kreis nicht geschaffen. Und unser Einfluss auf die Lösung ist sehr begrenzt.“
Am Montag wird der Kreistag über das Konzept beraten und dann über die weitere Vorgehensweise des Kreises beschließen. Der Punkt steht ganz oben auf der Tagesordnung. Die Sitzung beginnt um 14 Uhr. Bereits für 13 Uhr haben Befürworter eines Erhalts des Zeller Krankenhaus unter anderem über soziale Medien zur Teilnahme an einer weiteren Demonstration aufgerufen. Sie soll am Kreishaus stattfinden.