Cochem – Straßenmusiker gibt es viele. Doch die wenigsten ergattern einen Vertrag mit einer großen Plattenfirma, verkaufen in zwei Jahren mehr als 25000 Tonträger. Junge Künstler aus der Nähe von Gießen, denen das gelungen ist, sind am Sonntag, 3. Oktober, von 20 Uhr an (Einlass: 19.30 Uhr) im Cochemer Kulturzentrum Kapuzinerkloster zu hören: Samuel Harfst und seine Band. Karten gibt für je 11 Euro noch an der Abendkasse. Mit der RZ sprach Samuel Harfst vorab über seine musikalischen Anfänge, den Reiz der Straßenmusik und sein großes Gottvertrauen.
Was ist „Tante Margrets Kükenchor“?
Das ist der Kinderchor, in dem ich meine musikalischen Anfänge hatte. In dem Chor haben alle heutigen Bandmitglieder gesungen und ihre ersten Auftritte gehabt. Wir waren mit dem Chor sogar auf Tour und im Studio.
Als Kind waren Sie aber nicht nur im Chor. Sie hatten Geigen- und Klavierunterricht, waren im Bläserkreis, lernten das Gitarrespielen. Warum wurde die Gitarre später zu Ihrem Lieblingsinstrument?
Zum einen weil man sie super transportieren kann. Ich war schon sehr früh viel unterwegs, bei Freunden. Da hat sich die Gitarre als Instrument, das man leicht mitnehmen kann, einfach angeboten. Zum anderen war sie auch das erste Instrument, das ich mir selber gekauft habe.
Warum hat es Sie nach dem Abitur zum Studieren nach Australien verschlagen?
Mein älterer Bruder, Dave, war vorher schon mal dort gewesen. Der fand's cool, und ich wollte ohnehin fließend Englisch lernen. Außerdem hatte ich schon immer Lust auf Reisen. Da war Australien erst mal so das Abenteuerlichste, auf das ich gekommen bin. Es wurde dann allerdings noch abenteuerlicher, als ich es mir vielleicht gewünscht hätte . . .
Tja, andere finanzieren sich ihr Studium, indem sie kellnern gehen. Sie haben sich mit anderen als Straßenmusiker durchgeschlagen. Wie kam das?
Schon als Kind habe ich Straßenmusik mit Geige gemacht. Daher wusste ich, dass man so gut verdienen kann, wenn man Musik macht, die man nicht an jeder Ecke hört. Und Straßenmusiker war in Australien der einzige Job, den ich anfangen konnte, ohne ein Arbeitsvisum zu beantragen.
Warum haben Sie denn schon als Kind auf der Straße gestanden und Musik gemacht?
Einmal aus Spaß, aber ich habe auch schon früh gerne mein eigenes Geld verdient. Ich wollte auf eigenen Beinen stehen, soweit das als Kind möglich ist.
Aber ein Studium lässt sich nicht so leicht finanzieren wie ein heiß ersehntes Spielzeug oder eine Tüte Bonbons. Hat das Geld immer gereicht?
Das ging eigentlich. Zwar war der Anfang hart, aber dann . . . Okay, es war schon anstrengend, wenn man sechs Stunden draußen war. Da war immer mal die Stimme weg, und wir haben instrumental weitergemacht.
Sie und Ihre Band zieht es auch heute noch ab und an zum Musizieren auf die Straßen. Was reizt Sie so daran?
Einmal hat auf der Straße alles angefangen. Und außerdem ist mit Straßenmusik auch so ein bestimmtes Lebensgefühl verbunden, das man auf keiner anderen Bühne der Welt bekommt. Deshalb werden wir wohl nie aufhören, auch auf die Straßen zu gehen.
Für Sie und Ihre Band ging es quasi aus der Fußgängerzone ins Studio und zu einem Vertrag mit einer großen Plattenfirma. Wie kam das?
Es gibt ja immer wieder Leute, die kommen über Nacht zum Erfolg. Nur war's bei uns eine sehr, sehr lange Nacht (lacht).
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