Cochem-Zell
Kommentar zur Bedeutung von Gedenkarbeit: Die Gespenster von früher – sie heißen heute AfD
Birgit Pielen
Birgit Pielen
Jens Weber. MRV

Bloß nicht erinnert werden. Lasst es doch mal gut sein mit dem Vergangenen. Müssen wir jetzt wirklich wieder darüber diskutieren, dass die Haltung des Verdrängens fatal ist und es vielmehr eine hartnäckige Verweigerung von Verantwortung ist? Ja, das müssen wir.

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Das Erinnern an das, was vor 80 Jahren geschah, ist aus drei Gründen wichtiger denn je. Wie sehr der Mensch Unmensch sein kann, zeigte sich nicht nur irgendwo in Deutschland, in Polen, in Italien oder in Österreich, sondern auch hier bei uns, vor unserer Haustür. Das schier Unvorstellbare spielte sich in unserer Region ab. Die Menschen, die heute leben, tragen keine Schuld dafür, aber sie haben es zu verantworten, wenn sie nicht aus der Vergangenheit lernen.

Am 30. Januar 2024 spielte sich Folgendes im hessischen Wiesbaden ab: 60 Schülerinnen und Schüler einer Berufsschule schauten sich im Kino den Film „Die Wannseekonferenz“ an. Er dokumentiert im Spielfilmformat, wie hohe NS-Funktionäre im Januar 1942 die systematische Ermordung von bis zu elf Millionen Juden Europas planten. Im Abspann des Films weist ein Text daraufhin, dass sechs Millionen Jüdinnen und Juden bestialisch getötet wurden. Daraufhin klatschten sechs Schüler begeistert. Sie wurden zwei Wochen von der Schule ausgeschlossen, und die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Fast zeitgleich enthüllte das Rechercheteam von Correctiv das Geheimtreffen von rechtsextremen Ideengebern, Vertretern der AfD und finanzstarken Unterstützern der rechten Szene in Potsdam. Auch da ging es um einen „Masterplan“ zur Ausgrenzung, um „Remigration“ und Abschiebungen von „nicht assimilierten Deutschen“ in „Musterstaaten“. Die AfD wird in ihrer Gesamtheit zunehmend zum wiederauferstandenen Gespenst des Dritten Reiches.

E-Mail: birgit.pielen@rhein-zeitung.net

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