Das Erinnern an das, was vor 80 Jahren geschah, ist aus drei Gründen wichtiger denn je. Wie sehr der Mensch Unmensch sein kann, zeigte sich nicht nur irgendwo in Deutschland, in Polen, in Italien oder in Österreich, sondern auch hier bei uns, vor unserer Haustür. Das schier Unvorstellbare spielte sich in unserer Region ab. Die Menschen, die heute leben, tragen keine Schuld dafür, aber sie haben es zu verantworten, wenn sie nicht aus der Vergangenheit lernen.
„Wir dürfen nie vergessen, dass es ein schreckliches KZ-Außenlager bei uns vor der Haustür gab.“ So hatte dies 2019 der damalige Landrat Manfred Schnur im Kreistag bei der Vorstellung des Gedenkkonzepts für das ehemalige KZ-Außenlager Kochem betont.Kommunen wollen weiter an KZ-Außenlager in Bruttig erinnern: Ist die Gedenkarbeit eingeschlafen?
Am 30. Januar 2024 spielte sich Folgendes im hessischen Wiesbaden ab: 60 Schülerinnen und Schüler einer Berufsschule schauten sich im Kino den Film „Die Wannseekonferenz“ an. Er dokumentiert im Spielfilmformat, wie hohe NS-Funktionäre im Januar 1942 die systematische Ermordung von bis zu elf Millionen Juden Europas planten. Im Abspann des Films weist ein Text daraufhin, dass sechs Millionen Jüdinnen und Juden bestialisch getötet wurden. Daraufhin klatschten sechs Schüler begeistert. Sie wurden zwei Wochen von der Schule ausgeschlossen, und die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Am Cochemer Bahnhof trafen am 10. März 1944 die ersten Häftlinge aus dem KZ Natzweiler im Elsass an der Mosel ein. Es waren 300 Männer, die meisten Franzosen. Da die künftigen Sonderlager in Treis und in Bruttig noch nicht fertiggestellt waren, kamen sie nach Bruttig in den Tanzsaal des Gasthauses ...Das Grauen begann: Die ersten KZ-Häftlinge kamen vor 80 Jahren in die Außenlager Treis und Bruttig
Fast zeitgleich enthüllte das Rechercheteam von Correctiv das Geheimtreffen von rechtsextremen Ideengebern, Vertretern der AfD und finanzstarken Unterstützern der rechten Szene in Potsdam. Auch da ging es um einen „Masterplan“ zur Ausgrenzung, um „Remigration“ und Abschiebungen von „nicht assimilierten Deutschen“ in „Musterstaaten“. Die AfD wird in ihrer Gesamtheit zunehmend zum wiederauferstandenen Gespenst des Dritten Reiches.
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