Cochem
Klima: 90 Vereine könnten in neuer Liga spielen

In Workshops haben sich Bürger und Mitarbeiter von Verwaltungen zusammengefunden, um erste Konzepte für den Kreis Cochem-Zell zu entwickeln. Der Workshop Verkehr und Mobilität wurde moderiert von Britta Buch vom Planungsbüro Jung.

Thomas Brost

Cochem. Auf dem Weg zum Ziel im Jahr 2050 braucht es einen sehr langen Atem. Aber wie sieht die Alternative aus? Diese Frage schwebte beim ersten sogenannten Masterplanforum im Raum.

In Workshops haben sich Bürger und Mitarbeiter von Verwaltungen zusammengefunden, um erste Konzepte für den Kreis Cochem-Zell zu entwickeln. Der Workshop Verkehr und Mobilität wurde moderiert von Britta Buch vom Planungsbüro Jung.

Thomas Brost

In vier Workshops sind Ideen angedacht worden, wie das ehrgeizige Projekt – bis zum Zieleinlauf sollen 95 Prozent der klimaschädlichen Treibhausgase sowie 50 Prozent der Endenergie im Kreis abgebaut sein – von Erfolg gekrönt sein könnte. Gut 50 Bürger haben sich im Kreishaus, begleitet von Referenten eines Kölner Fachplanungsbüros, eingebracht.

„Heute ist ein zentraler Meilenstein des gesamten Prozesses zu setzen“, sagte Helmut Probst, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Cochem. Und: „Wir wollen eine Aufbruchstimmung für den gemeinsamen Weg schaffen.“ Die vier VGs sind beim Masterplan ebenso im Boot wie der Kreis. Moderiert, begleitet und angeregt wird der Prozess vom Verein „Unser Klima Cochem-Zell“.

Mit Vorschusslorbeeren bedachte Bernd Tenberg vom Städteplanungsbüro Jung (Köln) den Kreis. Er sei beeindruckt, „welche Aktivitäten in puncto Klimaschutz hier bereits entfaltet worden sind“, sagte der Diplom-Ingenieur. Man wolle im Prozess nicht das Rad neu erfinden, sondern „an verschiedenen Stellen ein Schippchen drauflegen“. Ein entscheidender Faktor ist die transparente Einbindung von Fachleuten und Bürgern.

Cochem-Zell habe eine gute Ausgangslage und ein hohes Potenzial an Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Im Vergleich zum Jahr 1990 habe man im Kreis einiges an Ressourcen eingespart. An Kohlendioxid sind dies, zum Vergleichsjahr 2014 berechnet, mehr als 40 Prozent, im Bereich der Endenergie (Wärme, Strom, Verkehr) mehr als 10 Prozent. Die Hälfte des Energieverbrauchs macht die Wärme aus, 40 Prozent stammen vom Verkehr, 10 Prozent vom Strom. Im ersten von drei Foren im Kreis ging es darum, Ideen zu entwickeln, die „einen gewissen Grad an Umsetzungsfähigkeit haben“, wie Tenberg betonte. In den Workshops ist so gearbeitet worden: Nach einer Analyse von Schwächen, Hemmnissen, Risiken auf der einen und Stärken, Ressourcen und Chancen auf der anderen Seite sind Veränderungsbedarfe, Ziele und Anforderungen definiert worden.

Energieversorgung und erneuerbare Energien: Insbesondere sind Fotovoltaik, Windkraft und Bioenergie betrachtet worden. Ein Diskutant warf ein, dass es für bestehende Biogasanlagen kein Abwärmekonzept gebe, obwohl sie grundlastfähig seien.

Verkehr und Mobilität: Hier richteten die Akteure den Fokus auf den wünschenswerten Umstieg auf E-Bikes und E-Autos sowie auf den ÖPNV, der mit der Elektromobilität verzahnt werden könnte. Auch das System der Anrufsammeltaxis sollte künftig elektromobil betrieben werden.

Klimafreundliches Wohnen und Dorfentwicklung: Der genossenschaftliche Geist soll geweckt werden, damit sich mehr Bürger in einer Gemeinde zu gemeinsamen Energieprojekten entschließen. Und: Die Bürgerhäuser seien zu groß für die Gemeinden, für sie werden Alternativen gewünscht.

Kommunikation und Kooperation: Die Gruppe sprach sich für lebensnahe Tipps im Umgang mit Energie und Klimaschutz aus. So sollte es beispielsweise beim Einsparen von Heizöl wettbewerbliche Anreize geben. Ein anderer sprach eine Energievergleichsplattform an: Auf ihr sollen sich Vereine, Nachbarschaften und Privatleute im Internet im Blick auf Ressourcenverbrauch messen können. Die Idee weitergedreht, kommt man zu einer „Klimaschutzliga“: Die mehr als 90 Sportvereine im Kreis könnten ihren Verbrauch und ihre Konzept offenlegen – und so im Vergleich eine meisterliche Anwendung von Ressourcen erzielen.

Von unserem Redaktionsleiter Thomas Brost

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