Eine kleine Veränderung zieht sich durch den gesamten Klaviersommer: „Wir fangen mit allen fünf Konzerten eine halbe Stunde früher an“, hält der künstlerische Leiter fest. Sie beginnen um 19 Uhr, nicht mehr um 19.30 Uhr. Auf diese Weise will man den Konzertbesuchern die Möglichkeit geben, den Musikgenuss in aller Ruhe ausklingen zu lassen, in Cochem oder Umgebung beispielsweise noch gemütlich etwas zu essen oder zu trinken. Der Jazzabend, für den dieses Mal der US-Amerikaner Joe Davidian nach Cochem kommt, rückt ganz bewusst an den Beginn des zweiten Klaviersommer-Wochenendes. So werden mutmaßlich mehr Musikfreunde die Chance haben, der Termin wahrzunehmen, als wenn man bei dem Termin in der Wochenmitte geblieben wäre.
Wir fangen mit allen fünf Konzerten eine halbe Stunde früher an.
Dr. Michael Staudt, künstlerischer Leiter des Klaviersommers
Für Davidian, der als freischaffender Musiker in New York lebt, wird es im Übrigen ein Wiedersehen mit der Mosel geben: „Er hat 2010 schon einmal beim Klaviersommer gespielt, damals in der Alten Kirche St. Aldegund“, erzählt Staudt. Von seinem Gastspiel dort findet man über YouTube noch immer ein Video. Seither hat Davidian, der in Miami studierte und an internationalen Universitäten Meisterkurse gibt, sein Klavierspiel, sein großartiges Timing und seine Klangsensibilität weiter verfeinert. In Cochem wird er mit Jazz-Standards und Eigenkompositionen nach Ansage zu hören sein.
Eine weitere „Wiederholungstäterin“, was den Klaviersommer angeht, ist Evgenia Rubinova. Sie bereicherte den Klaviersommer im Jahr 2008 schon einmal mit ihrem virtuosen Klavierspiel, das von enormem Einfühlungsvermögen und Souveränität zeugt. Rubinova, 1977 in Taschkent (Usbekistan) geboren, arbeitet als Klavierdozentin an der Universität Augsburg. Sie wird den Cochemer Klaviersommer am 4. August eröffnen, und zwar fulminant: „Ihr Auftritt steht schon ganz im Zeichen des Beethoven-Jahres 2020. Sie spielt Werke von Beethoven selbst, aber auch Liszts Reaktionen auf Beethoven.“ Der große Bonner Komponist Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827) wäre im nächsten Jahr 250 Jahre alt geworden.
Wenn Rubinova Beethoven anstimmt, fällt Staudt vor allem ein kurzer Satz dazu ein: „Da geht einem wirklich das Herz auf.“ Einer, der mit pianistischer Urgewalt daherkommt, ist Moye Chen (China). Er wird sich im ersten Teil seines Konzerts am 11. August mehrerer Werke des norwegischen Komponisten Edvard Grieg (1843 bis 1907) annehmen. „Er spielt Griegs lyrische Stücke, die wir so im Klaviersommer noch nicht hatten“, hält Staudt mit seiner Vorfreude nicht hinterm Berg.
Die wird auch nicht kleiner, wenn der in Mayen lebende Musiker an das Abschlusskonzert denkt: Die junge chinesische Pianistin Ran Jia, die unter anderem mit außergewöhnlichen Schubert-Interpretationen von sich reden macht, wird zwei von Franz Schuberts Impromptus spielen. Zudem hat sie sich Werke von Mozart und Brahms vorgenommen.
Kurz nach der Klaviersommer-Eröffnung, nämlich am 5. August, werden junge Pianisten aus aller Welt in Cochem eintreffen, um einen zweiwöchigen Meisterkurs im Kapuzinerkloster zu absolvieren. „Dieses Mal werden es acht Teilnehmer aus sechs Nationen sein“, sagt Staudt. Sie kommen aus Australien, China, Griechenland, Japan, Lettland und aus der Schweiz. Ihr Dozent wird einmal mehr der brillante US-Pianist und Pädagoge John Perry sein. Diese Art von Kontinuität wird dem Klaviersommer sicher nicht schaden – trotz aller Frische, die Veränderungen für gewöhnlich mit sich bringen.