Energie Josef Darscheid legt politisch Verantwortlichen in der VG Kaisersesch an Herz, die Energiewende zu nutzen
Kläranlage Kaisersesch soll Wasserstofftankstelle speisen

In der Kläranlage erzeugter Wasserstoff kann auch als umweltneutraler Treibstoff verwendet werden. Zukunftsmusik, doch die Weichen sind bereits gestellt.

Kevin Rühle

Kaisersesch. In der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderates Kaisersesch hat Josef Darscheid seinen Rücktritt als Beigeordneter angekündigt. Aus persönlichen Gründen wird er auch sein Amt als Vorsitzender des Wasserstoff-Brennstoffzellen-Kooperationsnetzwerks Rheinland-Pfalz (H2BZ) niederlegen.

Doch die Chance, die Energiewende zum Vorteil des Wirtschaftsstandortes Kaisersesch zu nutzen, liegt dem 54-Jährigen am Herzen. Daher empfiehlt er den politisch Verantwortlichen, vier bereits in Angriff genommene Themen unbedingt weiterzuverfolgen:

  • die Umrüstung der Kläranlage Kaisersesch
  • die Einrichtung einer Wasserstofftankstelle
  • die Umsetzung eines Nahwärmenetzes in der Stadt
  • die direkte Einspeisung von Windenergie ins Industriegebiet.

  Das integrierte Energiekonzept für die Kläranlage gilt als Vorbild für ähnliche Anlagen in Rheinland-Pfalz. Durch die Umstellung in eine anaerobe Wasseraufbereitungsanlage mit dem Einsatz von regenerativ erzeugtem Strom, etwa durch Windkraftanlagen, könnte die Kläranlage rund 270 Tonnen an Kohlendioxid jährlich einsparen. Neben der Zuführung von Sauerstoff kann in einer derartigen Anlage auch Wasserstoff verarbeitet und gespeichert werden. Der erzeugte Wasserstoff kann in die Verbrennung oder Umwandlung in Gas gehen, aber auch als umweltneutraler Treibstoff verwendet werden. Eine entsprechende Tankstelle für Wasserstoff-Brennstoffzellen-Autos ist in der konkreten Planung, sagt Darscheid. Auch ein Investor, der diese Volltankstelle, die auch Säulen zum Laden von Batterien für Elektrofahrzeuge und herkömmliche Treibstoffe haben soll, sei interessiert. „Bis zur Realisierung werden jedoch noch einige Jahre ins Land gehen“, erklärt Darscheid. Eine Machbarkeitsstudie ist in Arbeit.

Die Realisierung des Nahwärmenetzes der Stadt Kaisersesch, das vom Land Rheinland-Pfalz gefördert wird, ist etwas in Stocken geraten, bedauert Darscheid: „Obwohl wir hier die besten Bedingungen vorfinden.“ Fachleute des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) am Umweltcampus Birkenfeld haben zum Beispiel für die Südstadt ein Quartierskonzept erarbeitet, das rund 24 Hektar groß ist. 84 Wohneinheiten stammen aus den 1960er-Jahren, sodass energetische Aspekten durchaus verbessert werden könnten. Außerdem haben größere Energieabnehmer in diesem Quartier bereits ihre Beteiligung zugesagt. Als Vorteil sieht Darscheid auch: „Die meisten Häuser des Wohnblocks gehören einem Eigentümer. Es müsste also nur mit wenigen Partnern verhandelt werden.“

Eine Chance für den Wirtschaftsstandort der Region Kaiseresch ist nach Ansicht des scheidenden Beigeordneten auch ein sogenannter Rohstoff-Einspeisepunkt im Gewerbegebiet. Derzeit wird die von den Windkraftanlagen gewonnene Energie noch zu Bedingungen des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes ins allgemeine Netz eingespeist. Doch da die ersten Förderungen bald auslaufen, könnte der Strom über eine einzige Leitung an Abnehmer im Gewerbegebiet direkt an die Betriebe vermarktet werden. Das wäre ein weitere großer Schritt zur Stärkung des Standortes.

Von unserer Mitarbeiterin Brigitte Meier

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