Auch wenn sie an Feiertagen wie Heiligabend und Weihnachten arbeiten müssen, Notfallsanitäter und Pflegekräfte lieben ihren Job. „Es kommt so viel zurück von den Menschen, denen man geholfen hat. Gerade an Feiertagen“, erklärt Heinz Jobst. Der 50-Jährige aus Alf ist als Notfallsanitäter auf der Wache in Zell eingeteilt, arbeitet aber auch in den Außenstellen Senheim und Blankenrath. Seit 30 Jahren rettet er Leben oder begleitet Patienten, die Hilfe brauchen, ins Krankenhaus. Ganz egal ob an Wochen-, Sonn- oder Feiertagen.
Die besondere Atmosphäre, eine gewisse Vorfreude oder auch feierliche Stimmung sind überall spürbar.
Heinz Jobst, Notfallsanitäter
„Die Arbeit ist immer dieselbe, egal ob an einem Wochentag oder Feiertag und doch ist es etwas Besonderes, wenn man beispielsweise an Weihnachten Dienst hat“, gesteht der gestandene Sanitäter. „Die besondere Atmosphäre, eine gewisse Vorfreude oder auch feierliche Stimmung sind überall spürbar. Sowohl bei den Kollegen als auch bei den Patienten“, sagt er.
Ähnlich empfindet es auch Janine Boos. Die 26-jährige Altenpflegerin aus Sohren arbeitet im Seniorenhaus Waldpark in Blankenrath und hat sich freiwillig zum Dienst an Heiligabend gemeldet. Und das, obwohl sie selbst zwei kleine Kinder hat. „Ich möchte an so einem wichtigen Tag auch bei den Bewohnern sein“, sagt sie. Im Seniorenheim übernimmt sie deshalb den Frühdienst, um nachmittags, wenn das Christkind kommt, bei ihrer Familie zu Hause sein zu können. Am Vormittag ist Janine Boos dann für die Senioren da. „Ich arbeite zwar erst seit September in Blankenrath, aber für mich gehören die Bewohner schon irgendwie auch zu meiner Familie“, sagt sie. Und so ist es für die Pflegerin selbstverständlich, sich zwischen „ihren beiden Familien“ aufzuteilen.
Weihnachten: Ein Wunschdienst?
In der Regel ist es so, dass diejenigen, die an Weihnachten arbeiten, das häufig freiwillig tun. Denn sowohl auf der Wache in Zell als auch im Altenheim in Blankenrath gibt es eine Liste mit Wunsch- und Freiwilligendiensten, in die man sich eintragen kann. Auch um die zu entlasten, die unbedingt bei der Familie zu Hause sein wollen oder müssen.
Zu Janine Boos´ Dienst in der Altenpflege gehören sowohl die Grund- als auch die Behandlungspflege. Und genau wie bei den Notfallsanitätern unterscheidet sich die Arbeit an Weihnachten eigentlich nicht von einem „normalen“ Dienst. Dennoch ist für die Pflege- und Rettungskräfte die Arbeit an dem hohen christlichen Feiertag eine andere. „Wir versuchen immer, eine feierliche Stimmung zu erzeugen“, sagt Boos. Die Bewohner im Seniorenhaus werden für den Tag beispielsweise besonders hübsch gemacht.
So, wie sie es früher zu Hause auch gemacht haben. „Wir machen die Haare schön und ziehen die guten Sachen an. Dann merken auch diejenigen, die sonst von ihrer Umwelt nicht mehr allzu viel mitbekommen, dass ein besonderer Tag ist. Und man sieht ihnen an, dass sie das froh macht. Das wiederum macht auch mich froh“, gesteht Boos.
Für die Bewohner im Seniorenheim gibt es ein festliches Menü und auch kleine Geschenke werden verteilt, die die Einrichtungsleiterin ausgesucht hat. „Ich versuche immer, ein Geschenk zu finden, das zu dem jeweiligen Bewohner passt. Das muss gar nichts Großes sein, aber eben individuell“, sagt Ursula Wickert-Müller, die das Haus in Blankenrath seit rund einem Jahr führt.
Wir machen die Haare schön und ziehen die guten Sachen an. Dann merken auch diejenigen, die sonst von ihrer Umwelt nicht mehr allzu viel mitbekommen, dass ein besonderer Tag ist.
Janine Boos, Altenpflegerin
Um die weihnachtliche Stimmung zu unterstreichen, werden mit den Bewohnern auch gemeinsam Weihnachtslieder gesungen. Nach Möglichkeit setzt Janine Boos sich zu der Runde dazu. „Obwohl diese Aufgabe eigentlich in den Bereich des Sozialen Dienstes fällt, singe ich, wenn ich Zeit habe, gerne mit“, sagt sie. Das, was diesen Dienst für die Pflegerin so einzigartig macht, ist die sichtbare Freude und auch die Rührung der Menschen. „Allein dafür lohnt es sich, an einem solchen Feiertag zu arbeiten“, sagt Boos.
Dienste an Weihnachten sind emotionaler
Auch auf der Rettungswache in Zell legt man Wert auf eine festliche Stimmung. „Wenn wir nicht im Einsatz sind, wird hier auch gemeinsam gekocht und gegessen“, sagt Jobst. Manchmal verteilen die Kollegen untereinander auch kleine Wichtelgeschenke. Während des Einsatzes steht natürlich die Arbeit an oberster Stelle und die muss genauso gründlich und gewissenhaft ausgeführt werden wie immer. „Schön ist es, wenn an einem solchen Tag beispielsweise ein Kind zur Welt kommt. Dann freut man sich doppelt“, sagt Jobst.
Aber genauso ist es umgekehrt, wenn etwas Dramatisches passiert, erscheint einem der Einsatz auch tragischer als an anderen Tagen. „Da denkt man manchmal: ,Muss das gerade an Weihnachten passieren?' Man ist einfach emotionaler, die Kollegen wie die Patienten“, weiß Jobst aus Erfahrung. Wenn aber vorhersehbar ist, dass ein Einsatz nicht dramatisch ist, beziehungsweise ein gutes Ende gefunden hat, dann setzen die Kollegen auch schon mal eine rote Weihnachtsmütze auf den Kopf. „Das aber nur, wenn es den Umständen angepasst ist“, betont der Sanitäter.
Der 50-Jährige erinnert sich noch gut an seine ersten Jahre im Beruf. Damals sei man noch geschlossen zum Gottesdienst in die Krankenhauskapelle gegangen. „Die jüngere Generation macht das heute nicht mehr“, bedauert er. Dennoch bleibt die Arbeit an einem Tag wie Weihnachten für alle eine besondere. Was aber für die Pflege- und Rettungskräfte das Wichtigste ist, ist, dass diejenigen, die Hilfe oder Pflege benötigen, sich darauf verlassen können, diese auch an einem Feiertag wie Weihnachten zu bekommen. Und das nicht nur, weil es eben sein muss, sondern weil sie es gerne tun und ihren Job trotz allem einfach lieben.