Von David Ditzer
Für die Cochemer Reichsburg hat mit der touristisch ruhigeren Winterzeit einmal mehr die Zeit der Reparaturen und Ausbesserungsarbeiten begonnen. Mit der Installation einer neuen eisernen Wetterfahne ist am Montagmorgen die Erneuerung des Kegeldaches auf dem Turm des Kavaliershauses vollendet worden. Stadtbürgermeister Wolfgang Lambertz ist froh darüber, dass die Dachschäden behoben werden konnten, ehe zu viel Feuchtigkeit ins Innere eingedrungen wäre.
Das Dach des Kavaliershauses und den dazugehörigen Turm über ein Gerüst zugänglich zu machen, war keine leichte Aufgabe. Das Gerüst musste auf einer Seite, jenseits der Burgmauer, bis auf die Böschung hinabgebaut werden. Von dort aus bis zur obersten Gerüstebene sind es 24 Meter. Am Haken einer Seilwinde, die über einen Kranausleger geführt ist, hängt eine mehrere Meter hohe Wetterfahne aus verzinktem Eisen. Über einen ungefähr schuhkartongroßen orangen Kasten steuert Ulrich Marx den Kranausleger seines Steiger genannten Hilfsmittels fern.
Schindeln in Altdeutscher Deckung angebracht
Der Cochemer Dachdeckermeister fährt die Wetterfahne vorsichtig in die Höhe. Sein Mitarbeiter Enrico Hunstock und Metallbauer Jörg Wronka, der die neue Eisenspitze gefertigt hat, nehmen sie an und platzieren sie auf dem Kegeldach. Dort, wo sie über lange Streben mit dem Turm verschraubt wird, ist das Dach noch schieferschindelfrei. Weiter unten liegen die Schindeln schon akkurat übereinander, „in Altdeutscher Deckung“, erläutert Marx.
Auf diese traditionelle Legeart hat man bei der Erneuerung des Turmdaches genauso geachtet wie darauf, dass man Moselschiefer verwendet, keinen spanischen, wie es heute oft der Fall ist. „Die Arbeiten sind selbstverständlich mit der Denkmalpflege abgestimmt“, hält Cochems Stadtchef Lambertz fest. Nur dem Steiger des Unternehmens Marx sei es im Übrigen zu verdanken, dass man den Dachschaden am Turm des Kavaliershauses frühzeitig erkannt habe.
Problemstellen mithilfe eines Steigers erfasst
Der Steiger, der an diesem Morgen, als Kran fungiert, lässt sich mit einem Korb zu einer Arbeitsbühne umrüsten, mit der man hoch hinauskommt. Auf diese Weise habe man alle Türme, Kamine und sonstigen potenziellen Problemstellen noch einmal fotografisch erfasst. So konnte man den Schaden am jetzt erneuerten Turmdach feststellen, bevor es zu einem gravierenden Wassereinbruch kam.
Deshalb sei das Holz unter dem Schiefer, größtenteils Nadel-, in kleinerem Umfang auch Eichenholz, noch weitgehend in Ordnung gewesen, so Marx. Allerdings waren viele Nägel hinüber, weshalb an vielen Stellen der Schiefer fehlte. Deswegen habe man „die Dachschalung mitausgetauscht“.
Arbeiten schlagen mit circa 45 000 Euro zu Buche
Nach Auskunft von Theo Lechtenfeld, dem Reichsburg-Geschäftsführer, kosten die Arbeiten am Turm des Kavaliershauses und an Nebendächern alles in allem circa 45 000 Euro. Sie kommen aus Rücklagen, die pflichtgemäß aus Gewinnen des Museumsbetriebs der Reichsburg gebildet wurden.
Etwa vier Wochen lang haben die Mitarbeiter des Betriebes Marx an dem Turmdach geschafft, wobei schon der Gerüstbau einige Zeit in Anspruch nahm. Und die Schieferschindeln mussten einzeln passend gehauen werden. Der untere Teil der Wetterfahnenstreben wird auch noch mit Schiefer überdeckt, dann kommt ein Bleimantel um die Spitze des Kegeldachs. Und bis zur Burgweihnacht am Wochenende 13./14. Dezember verschwindet das Gerüst am Kavaliershaus wieder. Erst danach kommt der Steiger wieder. Der Turm der Kapelle und ein Kamin unweit davon sollen dann auf mögliche Schäden hin geprüft werden.