Cochem-Zell
Kaum Lust auf Dienst am Menschen

Helfende Hände werden in der Pflege dringend gebraucht. Aber immer weniger junge Leute haben Lust, sich dem anstrengenden Dienst am Menschen zu verschreiben.

dpa

Cochem-Zell - Körperliche Anstrengung, Schicht- und Wochenenddienst: In der Pflege zu arbeiten, ist für viele junge Leute kein Traumjob.

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Cochem-Zell – Körperliche Anstrengung, Schicht- und Wochenenddienst: In der Pflege zu arbeiten, ist für viele junge Leute kein Traumjob.

Unsere Gesellschaft wird immer älter. Der Pflegebedarf steigt. Laut Vorausberechnungen des Statistischen Landesamtes wird es im Kreis Cochem-Zell im Jahr 2050 nahezu doppelt so viele Pflegefälle geben wie noch 2007. Gleichzeitig sinkt die Bereitschaft, sich beruflich um alte und kranke Menschen zu kümmern: Altenheime und Pflegedienste haben es schwer, junge Leute für eine Ausbildung zu begeistern. Der Branche geht der qualifizierte Nachwuchs aus.

„Langfristig bekommen wir ein Problem“, sagt Maja Päpke, Leiterin des Seniorenwohnparks in Lutzerath. Bisher hat sie es zwar immer geschafft, einen bis drei Ausbildungsplätze zu besetzen. Aber: „Wir haben jedes Jahr weniger Bewerber.“
Ein Grund: Viele haben keine oder eine falsche Vorstellung von den Berufen in der Pflege. Körperlich anstrengende Arbeit, Schicht- und Wochenenddienste schrecken sie ab. „Wir bieten gerade Jugendlichen deshalb an, mal ein Praktikum bei uns zu machen“, sagt Joachim Siebenborn, der das Seniorenzentrum St. Hedwig in Cochem und das Seniorenstift St. Katharina in Treis-Karden leitet. Seine Einrichtungen sind damit bisher gut gefahren und beschäftigen zurzeit insgesamt 15 Auszubildende. Von einem Fachkräftemangel will Siebenborn deshalb nicht sprechen.

Renate Thul, stellvertretende Pflegedienstleiterin der Seniorenresidenz Haus Seeblick in Ulmen, sieht das anders: „In einigen Jahren werden examinierte Kräfte nicht mehr am Bett arbeiten“, sagt sie. Heißt: Weil es zu wenige Pflegekräfte mit Examen in der Tasche gibt, müssen diese bald ausschließlich die Koordination und Dokumentation im Hintergrund übernehmen. Der direkte Dienst am Menschen fiele dann angelernten Kräften zu. Thul: „Im Moment bilden wir noch aus und versuchen, dem entgegenzuwirken. Aber das reicht nicht. Lange geht das nicht mehr gut.“ Angela Kauer

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