Nicola Hieronimi eröffnet ein Weincafé in Cochem und wirft ihr altes Leben in Norddeutschland über Bord
Kaffee und Wein statt Senf: Nicola Hieronimi kehrt zurück nach Cochem – und rettet ihre Familientradition
Nicola Hieronimi ist in den Räumen des Weincafés
Ulrike Platten-Wirtz

Seit Generationen betreiben die Hieronimis ihren Weinhandel am Moselufer in Cochem, Wilhelm Hieronimi begründete den Betrieb 1843. Doch nun drohte das Gebäude, verkauft zu werden, die Familientradition stand vor dem Aus. Um sie zu retten, trafen Nicola Hieronimi und ihr Mann eine gewichtige Entscheidung. Sie zogen aus Norddeutschland zurück nach Cochem. In dem Gebäude, wo einst auch Senf gemahlen wurde, eröffnen sie ein Weincafé. Inspiriert sind die Räume von einer britischen Designerin.

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Nicola Hieronimi ist in den Räumen des Weincafés
Ulrike Platten-Wirtz

Schilfgrüne Wände, dunkle Holzböden und einladende Sitzmöglichkeiten – von Omas Sessel aus Wiener Geflecht bis zur gemütlichen Ledercouch – sorgen im neu eröffneten Weincafé Hieronimi an der Moselbrücke im Cochemer Stadtteil Cond für ein gemütliches Höhlenfeeling. Vom Platz in einer Fensternische sowie vom Wintergarten aus kann man direkt aufs Wasser schauen.

Um ihren Traum zu verwirklichen, haben die beiden gebürtigen Cochemer, Nicola Hieronimi (52) und Ehemann Martin Möhnen (53), ihr altes Leben in Norddeutschland kurzerhand über Bord geworfen und sind zurück in die Heimat gezogen. In dem historischen Gebäude am Moselufer hatte bereits Ur-Ur-Großvater Wilhelm Hieronimi ein Weingut mit Brennerei betrieben.

Schwerwiegende Entscheidung

Später verlegten dessen Nachfahren sich auf Weinhandel und Sektproduktion. Als Nicolas Vater Hans-Helmut sich dann vor vier Jahren aus dem Geschäft zurückziehen wollte, standen seine drei Kinder vor der Entscheidung, die Familientradition aufzugeben oder sie in irgendeiner Form fortzuführen. Nach reiflicher Überlegung entschieden sich Nicola Hieronimi und ihr Mann dazu, ein neues Leben in der alten Heimat zu beginnen. „Zuerst haben wir lediglich den Handel und die Weinproben in der Kellerei fortgeführt“, erklärt Hieronimi.

Vom Gebäude aus hat man einen malerischen Blick aufs Moselufer.
Ulrike Platten-Wirtz

Der historische denkmalgeschützte Gebäudeteil aus dem Jahr 1905 wurde zum Teil zu Wohnzwecken für die Familie umgebaut. Der leer stehende Raum im Erdgeschoss, in dem einst die historische Senfmühle untergebracht war, stand bis dahin leer. Die Frage, was man damit sinnvolles anstellen könnte, brachte das Ehepaar auf die Idee, hier ein Weincafé zu eröffnen. „Unser erster Gedanke war eigentlich eine Kaffeerösterei“, sagt Nicola Hieronimi.

Doch nachdem es in der Innenstadt von Cochem bereits eine solche gibt, entschied man sich anders. Da der Fokus der Familientradition auf Weinbau und -handel lag, bot es sich an, ein Café zu eröffnen, das sich nicht auf Kuchen und Torten spezialisiert, sondern vielmehr auf edlen Rebensaft. Neben einer individuellen Auswahl an ausgesuchten Moselweinen werden hier aber auch Kaffeespezialitäten serviert. Der Kaffee dafür stammt aus besagter Cochemer Kaffeerösterei. Martin Möhnen, der bis dato in Eckernförde als Programmierer tätig war, baut seine Leidenschaft als Hobbybäcker aus und kredenzt ausgewählte hausgemachte Kuchen.

Nicola Hieronimi und Ehemann Martin Möhnen haben sich mit der Eröffnung des Weincafés einen Traum verwirklicht. Dafür sind die beiden gebürtigen Cochemer von Norddeutschland wieder an die Mosel gezogen. Foto: Ulrike Platten-Wirtz
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Beim Innenausbau des Cafés haben die Besitzer sich viele Gedanken gemacht. Individuell sollte es sein, gemütlich und einladend, und keinesfalls mit kühlem Markthallencharakter. Inspiriert von der britischen Designerin Abigail Ahern, die für eine dunkle Farbpalette im Raum bekannt ist, und mit Hilfe einer Innenarchitektin aus Koblenz wurden die historischen Räumlichkeiten der ehemaligen Senfmühle in ein behagliches Café im Vintage-Stil verwandelt. Individuelle Details aus der Hand von Martin Möhnen, wie eine Leuchte aus alten Fassdauben oder ein Wandbild aus Nanometern der ehemaligen Weinkellerei, geben dem Café einen besonderen Charme. „Dass es jetzt so ist, wie es ist, hat sich eigentlich nach und nach entwickelt“, sagt Nicola Hieronimi.

Glückliches Händchen

Während der Coronazeit, als der Weinkeller nur bedingt genutzt werden konnte, hat das Ehepaar den Garten vor dem Weincafé mit Palettenmöbeln, Liegestühlen und Sitzelementen neu gestaltet, und dabei ein glückliches Händchen bewiesen. „Der Weingarten wurde sehr gut angenommen“, sagt Nicola Hieronimi. Genug Ansporn und auch Beweis für die gelernte Hotelfachfrau und studierte Sozialpädagogin, auf einem guten Weg zu sein. Neben dem Weincafé, in dem auch Snacks aus regionalen Produkten, beispielsweise Käse und Wurst aus der Eifel, angeboten werden, gibt es auch weiterhin Weinproben für Einheimische und Gäste in den weitläufigen Kellerräumen.

Das Café, der 350 Quadratmeter große Garten sowie die ehemaligen Kellereiräume, die Platz für 140 Leute bieten, fordern zwar einen ziemlich großen Arbeitseinsatz, doch Nicola Hieronimi und Martin Möhnen nehmen diese Herausforderung gerne an.

Zurzeit ist das Weincafé von Donnerstag bis Sonntag, ab April aber täglich von 14 bis 22 Uhr geöffnet.

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