200 Millionen Euro werden in den Standort gesteckt - Inspekteur Gerhartz: Tornado fliegt nur bis 2030
Inspekteur Luftwaffe: Büchel ist für die Bundeswehr unverzichtbar
Der Inspekteur der Luftwaffe, General Ingo Gerhartz (Mitte) – er stammt aus Büchel –, legt ein Bekenntnis für den Standort , sehr zur Freude von Staatssekretärin Heike Raab und dem Kommodore, Oberst Thomas Schneider. Foto: Thomas Brost
Thomas Brost

Büchel/Cochem. Gute Nachricht für 2500 militärisch und zivile Bedienstete: Die Bundeswehr hält an den Standorten Büchel und Brauheck fest, und zwar felsenfest: In den nächsten Jahren will sie nach Auskunft des Inspekteurs Luftwaffe, General Ingo Gerhartz, gut 200 Millionen Euro in den Fliegerhorst stecken. „Büchel ist als fliegender Verband von der Landkarte der Luftwaffengeschwader nicht mehr wegzudenken“, betont Gerhartz. Die Investitionen würden im Übrigen unabhängig von der bislang ungeklärten Nachfolge des Tornado-Kampfflugzeugs getätigt.

1 Wie sicher ist der Standort Büchel, und was ist in puncto Infrastruktur geplant? Ein klares Bekenntnis zur Zukunft des Fliegerhorstes legt der Inspekteur der Luftwaffe ab. „Wir investieren nicht in einen Standort so viel Geld, wenn dieser nicht zu 100 Prozent sicher wäre“, erklärt General Gerhartz. Anknüpfend an hohe Investitionen der vergangenen zehn Jahre wird die Start- und Landebahn, die Runway, von 2022 an mitsamt des gesamten Umfeldes erneuert. Dazu zählen Rollwege, Shelter, Wasserversorgung und Elektrifizierung. „Wir stellen uns darauf ein, dass im Juni 2022 der Spatenstich erfolgt“, sagt der Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33, Oberst Thomas Schneider. Was für ihn und seine Truppe eine Menge Arbeit heraufbeschwört: Das Geschwader wird in Teilen verlegt, vornehmlich nach Nörvenich. Es werde, so Schneider, eine Obergrenze von bis zu 500 Stellen geben, die umziehen. Ein Großteil der Arbeitsplätze bleibt am Standort. Anfang 2026, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind, sollen die Flugzeuge zurückverlegt werden.

2Wann hebt von Büchel der letzte Tornado ab? Die Politik hat gerne Daten genannt, an denen das Waffensystem angeblich auslaufen wird: 2035, ja sogar 2037. General Gerhartz stellt klar: „Die rote Linie verläuft bei 2030.“ Nach dieser Zeit würden die Kosten für den Tornado „exponentiell in die Höhe schnellen, und das ist keinem zumutbar“. Im Klartext: Die Beschaffung technischer Komponenten ist jetzt schon äußerst schwierig. Das liegt unter anderem daran, dass die beiden anderen Nationen, die seinerzeit am Bau des Tornados beteiligt waren, Großbritannien und Italien, das Flugzeug nicht mehr einsetzen beziehungsweise nur noch bis 2022 in der Luft halten. Als alleiniger Nutzer fehlen der Bundeswehr die Ersatzteile, flugfähige Tornados müssen teilweise in Werften ausgeschlachtet werden. Was die Einsatzfähigkeit anbetrifft, müsse über allem die Sicherheit stehen. Im Übrigen sei der Tornado nicht nur für die nukleare Teilhabe von erheblichem Wert für die Luftwaffe gewesen. Zumal der Eurofighter, so Ingo Gerhartz, zwar ein „sehr wendiges Luft-Luft-Fahrzeug“ sei, von der Physik her aber nicht das ganze Spektrum abdecken könne, was die Tornados erbrächten. „Man kann mit einem SUV auch nicht Höchstgeschwindigkeiten auf dem Nürburgring erzielen.“

3Welche Alternativen gibt es zum Auslaufmodell Tornado? Die Bundeswehr strebt eine „Hybridlösung“ an: Eurofighter plus ein US-amerikanisches Kampfflugzeug von Boeing, und zwar die F 18 neu, die hochmodern ist“. Wichtig sei die europäische Komponente, insbesondere für den Fortbestand der deutsch-französischen Luft- und Raumfahrtindustrie. Es gebe im Übrigen noch keine Vorverträge mit dem US-Konzern Boeing. „Wir befinden uns in Gesprächen, auch mit der Industrie“, ließ Gerhartz durchblicken.

Wenn ein Vertrag verhandelt werde, der über ein Volumen von 25 Millionen Euro hinausgehe, müsse er ohnehin in den Ausschüssen des Bundestags beraten werden. Und derzeit ist die Vorgehensweise unter den Koalitionspartnern in Berlin umstritten. Das Verteidigungsministerium hat einen Vorschlag gemacht. General Gerhartz geht davon aus, dass eine politische Entscheidung „nicht vor Ende 2022 auf der Tagesordnung“ steht – also erst nach der nächsten Bundestagswahl.

Die Bundeswehr hat einen hohen Stellenwert. Sie ist ein wichtiger Arbeitgeber und ein guter Partner für Region und Wirtschaft.

Heike Raab, Staatssekretärin

4 Welches Fazit ziehen Luftwaffe und Geschwader in Büchel im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS)? Die Aufklärungsmission der Geschwader aus Schleswig und Büchel sei aufgrund der guten Qualität des Bildmaterials „von unseren Partnern hoch geschätzt worden“, betont General Gerhartz. Man habe sich „hundertprozentig auf unsere Besatzungen verlassen können“, ergänzt Kommodore Schneider. Das Bücheler Geschwader habe „mitgespielt auf höchstem Niveau“. Alle Soldaten sind wohlbehalten zurückgekehrt, die meisten Besatzungen haben das Angebot wahrgenommen, ein Nachbearbeitungsseminar zu besuchen oder gegebenenfalls psychologische Begleitung in Anspruch zu nehmen. Da der Islamische Staat zurückgedrängt worden ist, hat die Luftwaffe den Einsatz mit Tornados beendet. Zum Dank für den jahrelangen Einsatz hat Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble dem Bücheler Geschwader eine Bundesfahne geschenkt.

Von unserem Chefreporter Thomas Brost

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