Träger hüllt sich weitgehend in Schweigen - Politiker aus Kreis kämpferisch
Insolvenz: Woran krankt das Klinikum Mittelmosel?
Das Klinikum Mittelmosel in Zell ist eine deutliche Schieflage geraten. Das Krankenhaus ist schon länger nicht mehr ausgelastet. Foto: Peter Scherer
Archiv Kevin Rühle

Zell. Was sich im Klinikum Mittelmosel in Zell abgespielt haben muss, damit dieses kleine Krankenhaus an der Mosel eine maßgebliche Rolle bei der Schieflage der Katharina-Kasper-ViaSalus-Gesellschaft spielt, bleibt weiterhin unbeantwortet. Dass Zell daran wesentlichen Anteil hat, steht außer Frage. Details aber gibt es keine. „Die Neuaufstellung von ViaSalus wurde erforderlich aufgrund anhaltender wirtschaftlicher Defizite an einzelnen Standorten, die auch durch die Verzögerung von Bauprojekten hervorgerufen wurde“, heißt es auf RZ-Nachfrage von der Kölner Agentur, die die Öffentlichkeitsarbeit in dem Verfahren übernommen hat. Die Vermutung, dass die zum Jahresende veranlasste Schließung der Neurologischen Abteilung und der Verlagerung der Schlaganfalleinheit (Stroke Unit) in die Internistische Abteilung des Klinikums Mittelmosel schon ein Anzeichen dafür war, beantwortet die Kölner PR-Agentur mit einem Nein. Was unbestritten aber der Fall war: Es mangelte an entsprechendem medizinischem Fachpersonal in der Klinik, Unzufriedenheit hatte sich breitgemacht bei den Medizinern und dem Pflegepersonal.

Weitere Umstrukturierungen hatte es wohl „seit einiger Zeit“, wie es heißt, nicht mehr gegeben, davor umso mehr in den Vorjahren. 2012 etwa schloss die Geburtshilfe am Standort Zell. Das Stammpersonal jedenfalls hat schon einiges erlebt. In den vergangenen Monaten und Wochen soll es jedoch keine größeren personellen Veränderungen gegeben haben. Wobei es hier nicht nur um Kündigungen durch das Haus geht. Insider berichten von großen Problemen, die Ärzte am Standort langfristig zu binden.

Nach der intensiven Berichterstattung der vergangenen Tage hat sich die Hiobsbotschaft weit verbreitet, nicht nur die Mitarbeiter der ViaSalus-Einrichtungen sind verunsichert. Betroffen sind knapp 3200 Mitarbeiter in den Standorten in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Laut Markus Lütz, Vorsitzender der Gesamtmitarbeitervertretung (GMAV) der Katharina-Kasper-ViaSalus-Gesellschaft und der Mitarbeitervertretung (MAV) am Klinikum Mittelmosel in Zell hat sich die Unruhe selbstverständlich nicht gelegt. „Das ist ganz klar, wir haben auch Anwälte eingeschaltet für das Personal, aber es muss ein Schritt nach dem anderen gegangen werden.“ Viele verlassen sich darauf, anderen geht das nicht weit genug. Sie suchen selbst rechtliche Beratung. Ungewiss ist, wie es weitergehen wird.

Kommunal- und Landespolitiker aus Cochem-Zell sind sich über die Parteigrenzen hinweg in einem Punkt völlig einig: Ziel des Sanierungsprozesses muss sein, dass der medizinische Versorgungsstandort in Zell erhalten bleibt. Aus Sicht von Karl Heinz Simon (SPD), dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Zell, gilt das sowohl für das Krankenhaus als auch für das Seniorenzentrum und die übrigen Einrichtungen, die zum Klinikum Mittelmosel gehören. Er sagt: „Es wäre eine Katastrophe für uns, wenn wir uns in puncto stationäre Versorgung auch nach Cochem oder Wittlich orientieren müssten.“ Schließlich hat in seinen Augen schon die Konzentration des ärztlichen Bereitschaftsdienstes in Cochem dazu geführt, dass Menschen aus dem Zeller Land, die an Wochenenden auf ärztliche Versorgung angewiesen sind, unverhältnismäßig weite Wege in Kauf nehmen müssen.

Der Erhalt der rund 360 Arbeitsplätze in Klinikum, Seniorenzentrum und Medizinischem Versorgungszentrum ist für Simon selbstverständlich ebenfalls ein zentrales Anliegen. Deren Belange rückt der SPD-Landtagsabgeordnete Benedikt Oster in den Mittelpunkt: „Es muss so schnell wie möglich Klarheit für die Beschäftigten geben, und damit meine ich klipp und klar einen konkreten Fahrplan, wie es für sie weitergeht.“

Gleiches gilt auch auf die VG Zell, unterstreicht Bürgermeister Simon. Doch selbst wenn der Sanierungsprozess für den Standort Zell ein gutes Ende nimmt. Eines wird sich nicht ändern: „Ein Problem bleibt unsere suboptimale Lage zwischen den Oberzentren Trier und Koblenz.“ Heißt: Der Kampf gegen Fachärzte- und Fachkräftemangel wird eine Herausforderung bleiben. Und über alldem steht die Kostenfrage. Simons Parteigenosse Benedikt Oster betont: „Es darf nicht sein, dass der ländliche Raum dauerhaft benachteiligt und vernachlässigt wird, während sich alles auf die Städte konzentriert.“ In diese Kerbe schlägt auch der Cochem-Zeller Kreischef. Er sagt: „Die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung der Menschen vor Ort hat für mich als Landrat oberste Priorität.“ Das Klinikum Mittelmosel in Zell und das Marienkrankenhaus in Cochem „stellen Eckpfeiler in der medizinischen Versorgung unserer Menschen dar – und das rund um die Uhr“.

So beurteilt dies auch CDU-Landtagsabgeordnete Anke Beilstein. Sie ist sich darüber im Klaren, wie sehr die Nachricht vom Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung die Menschen im Zeller Raum, vor allem aber die Mitarbeiter der ViaSalus-Einrichtungen dort verunsichert. Und sie hat größtes Verständnis dafür.

Anke Beilstein sagt allerdings auch: „Es gilt jetzt für Akteure und Politiker, nicht in Panik zu verfallen, sondern rational zu überlegen und zu gucken, wie sich Probleme lösen lassen.“ Nicht zuletzt deshalb hat die CDU-Landtagsfraktion beantragt, die Situation der Katharina-Kasper-ViaSalus-Gesellschaft auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Ausschusses für Gesundheit, Pflege und Demografie zu setzen. Die öffentliche Sitzung beginnt am Donnerstag, 7. Februar, um 10 Uhr in Saal 420 des Abgeordnetengebäudes in Mainz, Kaiser-Friedrich-Straße 3.

Unter ku-rz.de/tickerviasalus berichtet unsere Zeitung am Freitag ab 11.30 Uhr live von der Pressekonferenz mit Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler zur Insolvenz der Katharina-Kasper-ViaSalus-Gesellschaft.

Von unseren Redakteuren David Ditzer und Petra Mix

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