Aus den Pflanzdämmen, die auf dem Acker hinter dem Hubertushof von Familie Wolters in Dohr entstanden sind, sprießen schon die ersten zarten Pflänzchen. Auf rund 1200 Quadratmeter Fläche soll es hier bald Gemüse und Erdbeeren zum Selbstpflücken geben. Insgesamt 22 Beete, zwei Erdbeerbeete und eine Kompostanlage sind am Start. Mit ihrer Idee, einen Marktgarten zu eröffnen, liegen Daniel Wolters und Jaqueline Lescher voll im Trend. Doch das ist gar nicht ihr Ansinnen. „Vielmehr geht es uns um nachhaltigen Gemüseanbau und darum, die Vielfalt regionaler Produkte für die Leute erlebbar zu machen“, erklärt Jaqueline Lescher. Die 36-Jährige übernimmt in dem Familienbetrieb den Part des Gärtnerns, während sich ihr Lebensgefährte mehr um den Ackerbau und die Hühner kümmert. Der Hubertushof bewirtschaftet insgesamt 90 Hektar Ackerfläche, auf denen verschiedene Getreidesorten wachsen.
Auf einem kleinen Teil der Fläche auf Leikirst, wie der Flur bezeichnet wird, wird es nun auch Gemüse und Früchte geben. Jaqueline Lescher ist eigentlich gelernte Bürokauffrau, das Gärtnern hat sie sich selbst beigebracht. „Es gibt gute Literatur und auch im Internet kann man viel Wissenswertes über Gartenbau erfahren“, sagt sie. Daniel Wolters arbeitet als gelernter Landwirt derzeit hauptberuflich als Gemeindearbeiter in Valwig.
Wie die beiden auf die Idee mit dem Marktgarten kamen? Gartenarbeit war schon immer Jaqueline Leschers Leidenschaft. Als sie dann zufällig eine Doku über Marktgärten im Fernsehen angeschaut hat, war sie sofort Feuer und Flamme. „Das Konzept hat mir gefallen. Hier wird auf kleiner Fläche nachhaltig angebaut und bei dem System im Einklang mit der Natur schützen die Pflanzen sich gegenseitig vor Krankheiten“, sagt sie.
Unkraut gibt es im Marktgarten übrigens keins. „Die Beikräuter, die hier wachsen, sind vielmehr wichtig, um auf mögliche Mangelerscheinungen aufmerksam zu machen, auf die ich dann reagieren kann“, erklärt Lescher. Ein Selbstläufer ist so ein Garten aber keinesfalls. Lescher hat alle Pflanzen von der Aufzucht bis zur Ernte genau im Blick. Bei Trockenheit wird individuell mit Regenwasser gegossen. „Wir haben ein Auffangbecken, das das Regenwasser von Stall- und Hausdach auffängt“, erklärt Lescher.
Neben dem Ackerbau und dem Marktgarten gibt es auf dem Hof auch mehr als 500 Hühner. Lohmannsche Legehennen in braun und weiß sorgen dafür, dass ständig frische Hühnereier verfügbar sind. Um die an die Kundschaft zu bekommen, fährt Daniel Wolters im zweiwöchigen Rhythmus über Land, eine Tour geht an die Mosel, eine weitere rund um Dohr.
Ende des Monats sollen auch die ersten Pflanzen schon „verkaufsreif“ sein. Später, wenn der Marktgarten mehr Früchte trägt, werden sogenannte Abo-Kisten den Weg zum Kunden finden. „Dabei ist es nicht unbedingt erforderlich, ein Abo abzuschließen, man kann auch individuell bei uns einkaufen“, sagt Wolters.
Die offizielle Eröffnung des Leikirst-Gartens ist mit einem Tag der offenen Tür am Samstag, 3. Mai, geplant. „Es gibt Führungen durch den Garten, für Kinder Bastelangebote, Verkaufsstände mit Dekoartikeln und Feinkost von befreundeten Anbietern und eine Tombola, deren Erlös an das Projekt Acker-Racker geht“, erklärt Lescher.
Bis zur Eröffnung des Marktgartens gibt es aber noch einiges zu tun. Ein Zaun muss um die Anbaufläche gestellt sowie Hochbeete errichtet werden. Auch ein Verkaufsraum muss installiert werden. Der findet sich später in einem ausrangierten Wohnwagen wieder und wird gerade von der Familie für die neue Nutzung fit gemacht. Noch sieht es im Inneren des Wohnwagens ein bisschen chaotisch aus, doch Jaqueline Lescher weiß schon genau, wo Regale und Verkaufstheke hinkommen werden. „Wir haben den Wohnwagen geschenkt bekommen und auch die Verkaufstheke kommt von einer Freundin, die gerade mit ihrem Fotostudio umzieht und die Theke nicht mehr benötigt“, freut sich Jaqueline Lescher.
„Liebe, Zuwendung und Wasser, ist alles, was Pflanzen brauchen.“
Jaqueline Lescher
Der Hubertushof wird derzeit in dritter Generation von Daniel Wolters geführt, der von Vater Georg unterstützt wird. Großvater Josef hat in den 1960er Jahren hier angefangen, mit Ackerbau und Schweinezucht. Schweine gibt es inzwischen keine mehr, dafür haben jetzt die Hühner das Regiment übernommen und picken und scharren unermüdlich auf dem weitläufigen Gelände.
„Vor vier Jahren haben mein Vater und ich mit Gründung einer GbR die Hühner angeschafft“, sagt Wolters. Zum Teil lebt das Federvieh in mobilen, zum Teil in den vorhandenen festen Ställen. Dazu gibt es noch zwei Hofhunde, Katzen und einen Hamster. „Gut möglich, dass noch weitere Tiere dazukommen“, merkt Jaqueline Lescher schmunzelnd an. Doch mehr soll an dieser Stelle noch nicht verraten werden.
Kinder für gesunde Lebensmittel sensibilisieren
Mit zwei eigenen Kindern ist es dem Paar auch ein Anliegen, bei der jungen Generation mehr Naturverbundenheit zu schaffen und sie für gesundes Essen zu sensibilisieren. „Wir laden regelmäßig Kita und Grundschule ein“, sagt Lescher. Es gibt Pflanztage mit den Kindern sowie weitere Projekte, die Kindern Spaß an der Gartenarbeit vermitteln. Daniel Wolters betreut seit drei Jahren das Kartoffelprojekt im Schulgarten der Dohrer Grundschule. Wenn der Marktgarten fertig ist, soll auch ein Teil der Fläche zum Projekt-Garten für Grundschulkinder umfunktioniert werden.
Was ist eigentlich ein Marktgarten?
In einem Marktgarten wird auf kleiner Fläche Gemüse auf permanenten Beeten angebaut. Weil die Beetstreifen sehr schmal sind und maschinelles Arbeiten daher nicht möglich, wird der Garten nach ökologischen Gesichtspunkten ausschließlich in Handarbeit bewirtschaftet. Das Gemüse, das hier wächst, steht sehr dicht nebeneinander, nach der Ernte wird das Beet sofort wieder bepflanzt, besät oder abgedeckt. Das angebaute Gemüse wird regional direkt vermarktet.