. Bunte Teller drehen sich auf Kunststoffstäben, Bälle und Ringe fliegen durch die Luft und werden wieder aufgefangen, am Trapez werden akrobatische Kunststücke, am Boden Purzelbäume und Handstand geprobt. An der Blankenrather Grundschule macht gerade der Circus Baldini Halt. Es ist kein gewöhnlicher Zirkus, bei dem Besucher lediglich eine Vorstellung besuchen, sondern ein Kindermitmachprojekt, das eigens für Grundschüler entwickelt wurde. Tino Krämer hat das Programm erarbeitet und ist seit 19 Jahren damit erfolgreich an Schulen im gesamten Bundesgebiet unterwegs. Dabei ist Krämer selbst erst 37 Jahre alt. Der Artist ist in einer Zirkusfamilie aufgewachsen und hat das Zirkusgen im Blut. Dass er immer noch Spaß an seinem Beruf hat, merkt man ihm an. „Es ist kein Beruf, sondern eine Berufung“, fügt er augenzwinkernd an. Krämer sprüht förmlich vor Begeisterung, die sich auch auf die Schüler überträgt, denn die Erst- bis Viertklässler sind ebenfalls mit Feuereifer bei der Sache.

Bevor das tägliche Training anstelle des normalen Unterrichts am Morgen losgeht, hören die Schüler konzentriert zu, was Krämer und sein Team ihnen zu sagen haben. Dabei ist es gar nicht so leicht, mehr als einhundert Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren im Zaum zu halten. Doch den Artisten gelingt das anscheinend spielend. „Dass die Kinder uns zuhören, hat auch damit zu tun, dass sie die Tricks und Tipps, die wir ihnen verraten, für die spätere Vorstellung auch mitbekommen wollen“, erklärt Krämer. Die Lehrer haben ihm schon zurückgespiegelt, dass sie sich in Sachen Motivation und Konzentration einiges von ihm abschauen können. Das macht Krämer nicht wenig stolz.
„Die eigenen Stärken herausarbeiten, das macht den Mitmachzirkus aus.“
Tino Krämer, Artist
Eine Woche lang gastiert der Mitmachzirkus jeweils an einer Schule. Am ersten Tag, das ist in der Regel ein Montag, zeigen die Zirkusleute den Schülern, in welchen Sparten sie aktiv werden können. „Da gibt es beispielsweise Trapezkünstler, Clowns, Trampolinspringer oder Jongleure“, sagt Krämer. Der 37-Jährige hat einen Blick dafür entwickelt, wer wo am besten aufgehoben ist, sagt aber auch: „Die Kinder merken selbst schnell, was ihnen liegt und Spaß macht.“ Spaß steht ohnehin bei dem Projekt an erster Stelle. Doch der Mitmachzirkus hat auch einen pädagogischen Nutzen. „Die Schüler lernen Disziplin, bewegen sich viel und das Gemeinschaftliche tut ihnen gut“, erklärt Annette Frick, stellvertretende Schulleiterin der Blankenrather Grundschule.

Der Circus Baldini gastiert zum ersten Mal in dem Hunsrückort. Die Lehrkräfte sind begeistert. „Was die Kinder in den paar Tagen schon alles gelernt haben, ist verblüffend. Viele sind wirklich ein ganzes Stück über sich hinausgewachsen“, freut sich Frick.
Insgesamt 230 Kinder aus Blankenrath, dem Kirchspiel, Tellig, Morizheim und Peterswald-Löffelscheid besuchen die Grundschule in Blankenrath. Für alle gleichzeitig reicht der Platz in dem blau-gelben Zirkuszelt, das die Artisten auf dem Schulsportplatz aufgebaut haben, nicht aus. Deshalb wurden die Schüler aus den zwölf Klassen in zwei Gruppen eingeteilt und proben im Wechsel zu jeweils sechs Klassen. Die, die gerade nicht im Zirkuszelt sind, beschäftigen sich in den Klassenräumen mit dem Thema. Sie können beispielsweise ihre Kreativität dabei ausleben, Werbeplakate für die anstehenden Vorstellungen zu entwerfen, können einen Parcours üben, Zirkusgeschichten hören oder Masken basteln.

Entstanden ist die Idee, den Mitmachzirkus einzuladen, aus den Reihen der Elternschaft. Durch ein Crowdfunding sowie private Spenden vonseiten der Eltern wird das Projekt auch finanziert. Ausgaben, die sich lohnen, finden die Lehrer. Die müssen am Ende bei den beiden eineinhalbstündigen Vorstellungen am Freitag, 21. März, um 15 Uhr sowie um 17 Uhr übrigens auch mitmachen. Und zwar mit einer Feuershow. Mehr wird aber nicht verraten.