Verewigt auf Krabaun
Hype um Schiefertafeln in Müden
Müdens Ortsbürgermeister Franz Oberhausen ist stolz auf das Projekt der Alten-Alten-Herren.
Ulrike Platten-Wirtz

Auf der Krabaun, in einem Naturschutzgebiet am Moselsteig in Müden, liegen Schiefertafeln aus, auf denen sich Wanderer verewigen können. Das Projekt kommt so gut an, dass inzwischen schon 5000 Tafeln beschriftet wurden. Woran das liegt. 

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Was vor zweieinhalb Jahren mit einem auf eine Schiefertafel geschriebenen Neujahrsgruß der Alten-Alten-Herren aus Müden begonnen hat, hat sich inzwischen zu einem regelrechten Hype ausgeweitet. Auf der Krabaun, in Müdens Naturschutzgebiet am Wanderweg Moselsteig, wurden inzwischen rund 5000 Schiefertafeln beschriftet. Namen, Liebesbeweise, Dankesworte, Sinnsprüche oder einfach nur ein „Ich war da“ sind hier zu lesen. Auf einer Länge von 200 Metern lehnen die Tafeln an einer Bruchsteinmauer, die die Weinberge vom Weg trennt. „Die Wanderer, die hier unterwegs sind, sind von der Idee mit den Tafeln total begeistert“, erklärt Franz Oberhausen.

Sinnsprüche, Grüße und Liebesbeweise werden auf den Schiefertafeln festgehalten.
Ulrike Platten-Wirtz

Er ist nicht nur Müdens Ortsbürgermeister, sondern gehört auch der Gruppe die Alten-Alten-Herren an. Die rüstigen Rentner, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Ort zu verschönern, hatten nämlich die Idee zu dem Projekt. „Auf unserem Jahresausflug vor drei Jahren haben wir so etwas Ähnliches in Ürzig am Erdener Treppchen gesehen“, sagt Oberhausen. So entstand die Idee, Wanderern im Krabaun ebenfalls ein Naturgästebuch anzubieten, auf dem sie sich verewigen können. „Dass es so gut angenommen werden würde, hätten wir aber nicht gedacht“, freut sich Oberhausen. Anfangs, so sagt er, lief es eher schleppend. „Doch als dann die Wandersaison begann, kam ich mit Nachlegen von Täfelchen gar nicht mehr hinterher.“ Schon nach knapp einem Jahr wurde der 1000. Gast für seinen Eintrag geehrt.

„Dass es so gut angenommen werden würde, hätten wir aber nicht gedacht.“
Franz Oberhausen, Ortsbürgermeister aus Müden

Die ersten Schiefertafeln stammten noch vom Hausdach von Oberhausens Tochter. Die hatte im Dorf ein altes Haus gekauft, dessen Dach saniert werden musste. „Die alten Schieferplatten brauchte niemand mehr, also habe ich ein paar davon in ein Körbchen gelegt und wasserfeste Stifte dazu gepackt“, erklärt der Ortschef. Inzwischen wird das Naturgästebuch so gut angenommen, dass Oberhausen täglich Tafeln nachlegen muss. Die vom Hausdach seiner Tochter sind allerdings längst verbraucht. „Mittlerweile bekommen wir den Schiefer vom Dachdecker“, sagt er.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer hat sich auf der Krabaun verewigt.
Ulrike Platten-Wirtz

Entlang der Bruchsteinmauer sind die Tafeln mit den Sprüchen und Grüßen aufgereiht. Gelegentlich wird auch der Naturfels oder die Mauer direkt beschriftet. Das sieht Oberhausen allerdings nicht so gern. Die besagte Mauer wurde mit dem Bau des Weinbergwegs schon im Jahr 1958 erstellt und war, so erinnert sich Oberhausen, das erste Großprojekt der damals noch jungen Firma Schnorpfeil, die noch immer in Treis einen Steinbruch betreibt, in dem die Moselgrauwacke (auch Treiser Gold genannt) abgebaut wird.

Franz Oberhausen sorgt dafür, dass immer frische Schiefertafeln und schreibfähige Stifte auf der Krabaun parat liegen.
Ulrike Platten-Wirtz

Der Weg, der durch das Naturschutzgebiet Krabaun führt, ist von zwei Seiten aus begehbar. Deshalb gibt es auch zwei Körbchen mit Schiefertafeln. Eins für Wanderer, die aus dem Ort kommen und eins für diejenigen, die vom Moselsteig aus Richtung Karden kommen. Oberhausen kontrolliert regelmäßig, ob das, was auf den Tafeln steht, auch nicht beleidigend ist oder etwa gegen die Menschenwürde verstößt. „In dem Fall würde ich die entsprechenden Tafeln entfernen“, sagt er bestimmt. Doch in der Regel finden die Menschen, die sich hier verewigen, freundliche Worte. „Am häufigsten ist der Spruch ,Der Weg ist das Ziel’ zu lesen“, schmunzelt Oberhausen. Auch einzelne Namen und Daten, mit Herzen umrandet oder die Bezeichnungen von Vereinen, die hier gewandert sind, kommen oft vor.

Die Tafeln vermitteln d as Gefühl, dazuzugehören

Aber woher rührt überhaupt das Bedürfnis, auf einem Wanderweg eigene Spuren zu hinterlassen? Diese Frage hat Oberhausen bewegt und er hat die Künstliche Intelligenz (KI) befragt, was die Menschen daran fasziniert, sich zu verewigen. „Laut KI soll es den Leuten ein Gefühl von Zugehörigkeit geben sowie von Kreativität und sozialer Interaktion“, sagt er. Ob die Müdener das Projekt auch weiterhin betreuen wollen, ist für Oberhausen und die Alten-Alten-Herren keine Frage. „Platz ist ja hier genug da und solange wir Nachschub haben, wird es das Naturgästebuch auch weiterhin geben“, sagt er.

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