„Ich hatte von Berufs wegen immer schon viel mit Menschen zu tun. Oft ging es darum, bei Unstimmigkeiten den goldenen Mittelweg zu finden“, sagt der Baubiologe. Seit einem Jahr ist Buchholz Rentner und sucht nach einer sinnvollen ehrenamtlichen Tätigkeit. „Ich hatte auch von selbst schon mal daran gedacht, Schiedsmann zu werden. Ich denke, das Amt passt zu mir“, gesteht er. Hätte Buchholz das Ehrenamt nicht übernommen, wäre der Bezirk vermutlich aufgelöst worden. „Die Leute vom Strimmiger Berg hätten sich dann an den Schiedsmann des Nachbarbezirks in Blankenrath wenden müssen“, weiß er. Das zu vermeiden, war ein weiterer Grund für ihn, das Amt des Schiedsmanns, vorerst für die kommenden fünf Jahre, zu übernehmen.
Erfahrungen in ehrenamtlicher Tätigkeit hat Buchholz bereits gesammelt. 15 Jahre war er Mitglied im Gemeinderat von Mittelstrimmig, fünf davon sogar als Beigeordneter. Außerdem war er im Vorstand des Karnevalsvereins sowie der Freiwilligen Feuerwehr. In juristischen Fragen zu vermitteln, ist für ihn allerdings Neuland. Doch Bernd Buchholz startet engagiert in sein neues Amt. Neben dem Kachelofen in seinem Wohnzimmer stapeln sich die Schiedsmannzeitungen der vergangenen Jahre. „Da muss ich mich jetzt erst mal einlesen“, sagt er augenzwinkernd. Interessante Fallbeispiele aus der Vergangenheit sowie Präzedenzfälle sollen ihm die Entscheidung in kommenden Schlichtungsverfahren erleichtern und dabei helfen, das Amt gewissenhaft auszuführen. Verpflichtet wurde der 64-Jährige am vergangenen Donnerstag von Cochems Amtsgerichtsdirektorin Doris Linden. Die erste von ihm zu schlichtende Streitigkeit steht noch aus. „Meist geht es ja um Bagatellangelegenheiten, bei denen sich außergerichtlich geeinigt werden soll“, weiß er. Mit seinem Vertreter, dem Schiedsmann Konrad Stephan aus Blankenrath, steht er schon in engem Kontakt. „Wir werden uns im Zweifelsfall austauschen und beraten. Natürlich ohne die Namen der Beteiligten zu nennen“, sagt er. Denn Schiedsleute sind selbstverständlich zur Verschwiegenheit verpflichtet. Auf die Unterstützung des Amtsgerichts sowie der Verbandsgemeinde können die Schiedsleute ebenfalls zurückgreifen. Buchholz zählt allerdings auch auf seine langjährige Berufserfahrung. Er hat zwar nicht als Jurist gearbeitet, als Niederlassungsleiter eines großen Ökohausbauers ist ihm die Rolle des Vermittlers dennoch vertraut. „Bei Bauabnahmen ging es oft darum, zu verhandeln und den goldenen Mittelweg zu finden“, sagt er. Buchholz sieht in sich selbst einen guten Zuhörer. In Kombination mit einem gesunden Menschenverstand sollte einer gütlichen Einigung im Streitfall also nichts im Weg stehen.
Die Akten seines kürzlich verstorbenen Vorgängers hat Buchholz sich bereits besorgt. „Die Protokolle wurden bisher per Hand geführt. Ich möchte das gerne in Zukunft digitalisieren“, sagt er.
Um sich in die Materie einzuarbeiten, liest Buchholz nicht nur entsprechende Literatur, sondern möchte auch von Weiterbildungsangeboten Gebrauch machen. „In Trier werden für uns Schiedsleute Seminare angeboten“, sagt er. Sobald Corona es zulässt, wird der frisch gebackene Schiedsmann sich dort anmelden.