„Wir gedenken der Menschen in Japan, die nach den beiden Bombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki verdampften und verbrannten“, so Pastoralreferentin Veronika Rass vom Pastoralen Raum Cochem-Zell.
Doch bis heute hätten konkurrierende Atommächte das Sagen in der Welt mit ihrem profitorientierten Glauben, die absolute Vorherrschaft sei das Ziel, mahnte sie und betonte: „Wenn eine solche Politik auf einer Technologie gründet, bei der bereits eine Fehleinschätzung, ein einziger technischer Fehler oder eben ein Unfall unsägliche, katastrophale Folgen haben kann, dann ist das eine fehlgeleitete, verabscheuungswürdige Politik. Die Opfer von Hiroshima und Nagasaki müssen uns deshalb alljährlich stellvertretend für die Opfer dieser Katastrophentechnologie ermahnen, für eine Welt ohne Atomwaffen einzustehen. Sie sollen nicht umsonst gestorben sein.“ Es waren nur wenige, die zu diesem Gedenken auf die Friedenswiese unweit des Fliegerhorstes Büchel gekommen waren. Und dennoch war es eine eindrückliche Mahnung für eine Welt ohne Nuklearwaffen – mit Friedensgebeten und Liedern von Frieden und Hoffnung, mit eindrücklichen Bibelworten und Fürbitten für eine friedliche und gerechte Welt.
Schweigen und Stille
Schweigen und Stille um 11.02 Uhr, der Uhrzeit, an der vor 78 Jahren über Nagasaki die Atombombe explodierte. Eine Stille, die nur von den dunklen Glockenschlägen der Friedensglocke auf der Friedenswiese unterbrochen wurden, die immer wieder erklangen. Mahnendes Gedenken an die Opfer des Atombombenabwurfs in Japan. Und dies alles in unmittelbarer Nähe zum Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel, wo wahrscheinlich die letzten US-Atomwaffen auf deutschem Boden lagern und was dieser Mahnwache eine besondere Bedeutung verlieh.
„Menschliche Sicherheit wird nicht durch Waffen garantiert, schon gar nicht durch Atomwaffen“, machte Veronika Rass deutlich. Und sie zitierte Robert Oppenheimer, den „Vater der Atombomben“ von Hiroshima und Nagasaki, dessen Lebensgeschichte gerade in einem Kinofilm zu sehen ist, und der meinte: „Wenn Atombomben als neue Waffen in die Arsenale einer sich bekriegenden Welt oder in die Arsenale der Nationen, die sich auf einen Krieg vorbereiten, aufgenommen werden, dann wird die Zeit kommen, in der die Menschheit die Namen von Los Alamos und Hiroshima verfluchen wird. Die Menschen dieser Welt müssen sich vereinen. Oder sie werden untergehen.“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Mahnwache erinnerten daran, dass auch heute noch immer rund 13.000 Nuklearwaffen die Menschheit bedrohen würden und dass die Atommächte planten, Milliardensummen in die Aufrüstung ihrer Arsenale zu investieren. „Unsere Forderungen an die Politik stehen: UN-Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnen und Waffenexporte in Krisenländer verbieten. Denn wir alle brauchen Frieden. Weltweit. Jetzt“, bekräftigte Pastoralreferentin Veronika Rass.
Das Mahnen hat lange Tradition
Es ist schon viele Jahre, ja Jahrzehnte Tradition, dass die Friedensbewegung an den Gedenktagen der beiden Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki in Büchel zu Mahnwachen, Friedensgebeten, Fastenaktionen und Gedenkfeiern zusammenkommt. In den vergangenen Jahren endete am Nagasaki-Gedenktag in Büchel immer auch die Fastenaktion des evangelischen Pfarrers Matthias Engelke, zu der er seit 2010 einlädt. In diesem Jahr fand diese Fastenaktion vom 3. bis zum 10. August in London und Bristol statt.
Um 8.15 Uhr ertönte die Friedensglocke auf der Friedenswiese bei Büchel. In einer Schweigeminute gedachte man der Opfer des US-Atombombenabwurfs auf Hiroshima. Dr. Elke Koller, Internationaler Versöhnungsbund Cochem-Zell, erinnerte an die Ereignisse, die vor 78 Jahren dazu führten, dass das Leben Hunderttausender unschuldiger Menschen auf einen Schlag ausgelöscht wurde. Joachim Willmann, Pax Christi, brachte ein Gebet ein für die Mitglieder der Friedensbewegung, die rund um Büchel mit seinen 20 US-Atomraketen leben müssen, und er bat für die Welt, die bedroht ist durch die Existenz von 13 000 Atombomben weltweit. Michaela Koch vom Martin-von-Cochem Gymnasium trug Fürbitten vor, insbesondere für die Hibakusha, die durch die Strahlung geschädigten Atombombenopfer und deren Nachkommen, die nach wie vor von der Gesellschaft gemieden und ausgegrenzt werden. Veronika Rass, Pastoralreferentin im pastoralen Raum Cochem-Zell, überreichte jedem Friedensbewegten einen gefalteten Kranich – ein mittlerweile weltbekanntes japanisches Symbol für den Frieden – und lud zum Nagasaki-Gedenken und einer Mahnwache auf der Friedenswiese bei Büchel (siehe Bericht oben) ein. Hildegard Slabik-Münter wies hin auf den aktuell laufenden Kinofilm „Oppenheimer“ Christopher Nolans hin, der momentan vor allem junge Menschen in die die Kinos ziehe und eine Chance biete, anzuknüpfen zur Bewusstseinsbildung über heutige Bedrohungen durch Atomwaffen weltweit: die Gefahr eines Atomschlags aus Versehen, sei es durch menschliches Versagen oder einen technischen Fehler, war nie so hoch wie heute.