Den Inhalt des Beschlusses vorweg: Das Bendorfer Ingenieurbüro Gastring soll ermitteln, zu welchen Kosten sich wo und wie am Kaimter Moselufer eine Anlegestelle für 135-Meter-Schiffe bauen ließe. Ein Anleger vor dem in den nächsten Jahren neu zu gestaltenden Uferabschnitt zwischen „Fußgängerbrücke und Corray scheidet aus verschiedenen Gründen aus“, betonte Zells Stadtbürgermeister Hans-Peter Döpgen (FWG). Unter anderem würden die Fundamente der Fußgängerbrücke „durch die Schubkraft der großen 135-Meter-Schiffe beim An- und Ablegemanöver noch stärker belastet und gefährdet“. Das Fundament des Brückenpfeilers auf der Zeller Seite ist ohnehin – gutachterlich erwiesen – „dringend sanierungsbedürftig“.
Noch unter Döpgens Amtsvorgänger Hans Schwarz, Ende 2018/Anfang 2019, hatte sich der Stadtrat dafür ausgesprochen, den vorhandenen Anleger nahe dem Alten Bahnhof für voraussichtlich 190.000 Euro um drei Stahldalben zu erweitern. Sogar eine Genehmigung vonseiten des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes lag dafür schon vor. Im September 2019 stoppte der Rat die Erweiterungspläne allerdings überraschend. Grund: Kurzfristig hatte sich die Möglichkeit eröffnet, den Anleger auf die andere Moselseite zu verlagern. Dort sollte nämlich der alte Kiesumschlagplatz Bamberg nahe der Autobrücke zurückgebaut werden (die RZ berichtete).
Die Vorteile einer solchen Lösung liegen aus Sicht der Stadt auf der Hand:
1. Weniger Beschwerden wegen Schiffslärm- und Geruchsbelästigungen als am Alten Bahnhof, weil die nächsten Wohnhäuser mehr als 100 Meter vom ehemaligen Umschlagplatz entfernt liegen.
2. Das fragliche Moselvorgelände in Kaimt befindet sich im Besitz der Stadt, und dort gäbe es Platz für Busse, die Schiffspassagiere in die Stadt bringen könnten.
3. Nach Auskunft des Energieversorgers Westnetz sei für den nahe gelegenen Wohnmobilplatz in Kaimt ohnedies die Erneuerung der Stromversorgung geplant, hatte Stadtchef Döpgen seinerzeit mitgeteilt. So lasse sich womöglich in einem Zug eine adäquate Stromversorgung eines möglichen Hotelschiffanlegers gewährleisten. Am Standort Alter Bahnhof war die Frage der Energieversorgung anscheinend ebenfalls noch nicht abschließend geklärt.
Das Argument „Schäden am rechtsseitigen Pfeilerfundament der Fußgängerbrücke“ kam zwischenzeitlich hinzu. Diesbezüglich hakte CDU-Ratsmitglied Daniel Schawo nach: Könnte an der Autobrücke nicht das Gleiche passieren, wenn man den Anleger dorthin verlege? Die Antwort von Stadtchef Döpgen löste im Saal vielfach Gelächter aus: Die Autobrücke sei schließlich eine Bundesbrücke, und der Bund prüfe deren Zustand regelmäßig penibel.
Daniel Schawo freut sich nach eigenem Bekunden zwar grundsätzlich total, dass in Sachen Anleger für Schiffe der 135-Meter-Klasse endlich was passiert. Er wies allerdings auch darauf, dass kein Schiffsgast von der Autobrücke in Kaimt auf die andere Moselseite nach Zell latsche, um dort in Gaststätten einzukehren oder den Einzelhandel zu besuchen. Stadtchef Döpgen entgegnete: Sofern ein Anleger am alten Umschlagplatz realistisch ist, wird es ein umfassendes Konzept mit Bebauungsplan und beispielsweise Angeboten für Bustouren in die Stadt geben müssen.
Marco Schawo, ebenfalls CDU, fragte nach, ob auch ein Anleger ohne Dalben möglich sei (wie in Cochem) und ob sich dieser dann auch für 160 Meter lange Schiffe eigne. Solche Fragen zu klären, sei Teil des Prüfauftrages an das Ingenieurbüro Gastring, antwortete Stadtchef Döpgen.
Dieses Büro hatte sich 2019 im Auftrag des Betreibers des früheren Umschlagplatzes schon einmal mit dem dortigen Anleger und mit dessen möglichem Rückbau befasst. Die bereits vorhandenen Unterlagen diesbezüglich darf das Büro für die jetzt beauftragte Kostenermittlung nutzen. Damit sei der Umschlagplatzbetreiber einverstanden, so Döpgen. Für die Kostenermittlung werde ein Honorar von, grob kalkuliert, 11.000 Euro fällig.