Viel Musik auf Moselkamm
Haus Waldfrieden ist stabil kulturell
Kultur-Tausendsassa Ulli Stein hat gemeinsam mit seiner Frau, der Kölner Künstlerin Ruth Schiffer, ein interessantes Programm zusammengestellt.
Thomas Brost

Die österliche Lesung mit den Ex-Chefredakteuren des Satiremagazins „Titanic“ muss dieses Jahr auf Haus Waldfrieden ausfallen. Dennoch gibt es ein exquisites Kulturmenü, das auch am Karsamstag mit einer Premiere starten wird.

Auch wenn die Granden der „Neuen Frankfurter Schule“ ihre österliche Nonsens-Lesung haben fahren lassen: Ulli Stein und Ruth Schiffer bereiten auf dem Moselkamm erneut ein sechsgängiges Kulturmenü zu. Und im Haus Waldfrieden feiert einer am Karsamstag, 19. April, 20 Uhr, seine Premiere – und lässt die Lesung von Pit Knorr, Hans Zippert, Thomas Gsella & Co. zeitweise vergessen. „Diese Frankfurter Herren werden halt älter“, sagt Ulli Stein nachdenklich – was nicht heißen soll, dass die ehemaligen „Titanic“-Redakteure nicht irgendwann fröhliche Urständ feiern dürfen.

Eigentlich hätten Stein und Schiffer in Verneigung vor den Frankfurter Satirikern lediglich ein stilles Gläschen zum Karsamstag erheben wollen. Da kündigte ein alter Bekannter im Haus Waldfrieden sein erstes Soloprogramm an: Helmut Krumminga (Akustik- und E-Gitarre). Der virtuose Rockgitarrist – 14 Jahre lang an der Front bei der Kölner Rockband BAP – hatte seit geraumer Zeit ein Programm in der Schublade. „Endlich traut er sich, und das bei uns“, sagt Stein erfreut. Mit Inga Rumpf hatte er bereits ein Duett („Inga und Krumminga“), jetzt wagt er sich als Solist aus der Deckung. Stein weiß, dass der Gitarrist „bereits in Karlsruhe einen sensationellen Auftritt“ gehabt habe, indem er einen halben Abend als Solist die Zuhörer unterhielt. Jetzt serviert er in Alf eigenes Material, Evergreens und Dönekes aus 40 Jahren. Eintritt: 22 Euro.

Gerd Köster (Mitte) ist Abräumer im Haus Waldfrieden - hier mit seinem unvergessenen Partner an der Gitarre, Frank Hocker.
Thomas Brost

Mit Stefan Irmer verbindet Ulli Stein eine besondere Geschichte. Wenn der klassische Pianist sein Programm „La Joie de Vivre“ („Das Fest der Lebensfreude“) aus der Belle Époque am Samstag, 31. Mai, zu Gehör bringt, spielt Irmer auf einem Flügel, der einstmals ihm und seinem Vater gehörte, aber jetzt Ulli Stein. „Stefan Irmer ist mit diesem Flügel groß geworden. Die Beziehung zum Flügel und zu mir, wir sind jahrzehntelange Freunde, geht bis heute.“ Irmer, ein ausgewiesener Rossini-Kenner und Musikprofessor in Köln, sei der „erste klassische Musiker gewesen, den ich kennengelernt habe, der ohne Pinguingehabe auskommt und die Kompositionen dem Publikum unterhaltsam und interessant erklärt“. An dem Mai-Abend auf Waldfrieden werden Kompositionen von Jules Massenet, Lili Boulanger, Camille Saint-Saëns, Cécile Chaminade und Sergei Rachmaninow zu hören sein. Eintritt: 22 Euro.

Weine schmecken und hören: Unter diesem Motto steht der Pfingstsamstag, wenn Ulli Stein zu Bildern von Wolfgang Wesener edle Kreszenzen anstellt. Wesener, ein Ur-Bullayer, hat im Laufe seiner Fotografenkarriere zahlreiche Weltstars der Kunst und Musik fotografiert: So hat er das letzte Foto von Andy Warhol vor dessen Tod gemacht. Zu einer Auslese seiner Fotos mit Original-Porträts gibt es handverlesen die passende Musik. Stein verbindet eine lange Freundschaft mit dem Fotografen: So hat er auf einer Weinreise durch die USA seinerzeit bei Wesener gewohnt. Wesener, das lasse sich an den Fotos ablesen, habe ein Händchen für Situationen, sagt Stein. Er sei ein bodenständiger Typ und mit seiner Fotokunst „eine Bereicherung für unsere Region“. Im Vorjahr fiel die Veranstaltung aufgrund von Hochwasser aus. Eintritt: 30 Euro (inklusive Weinprobe).

„Ich kriege jetzt noch Gänsehaut. Das war eines der berührendsten Konzerte in 40 Jahren auf Waldfrieden.“
Ulli Stein denkt an das Konzert vor drei Jahren mit Craig Denham und Ion Sanders zurück.

Ein alter Bekannter kommt mit seinen musizierenden Freunden auf ein Gastspiel vorbei: Craig Denham (Klavier, Gesang), Weltmusiker aus Neuseeland. Er gibt am Freitag, 25. Juli, 20 Uhr, ein Konzert mit Isabelle Wolff (Gitarre) und Vladja Hajek. Erinnerungen werden bei Ulli Stein an die facettenreiche Musik des Alpaca Social Club wach, eine Band, in der der Wahl-Bremmer und Kosmopolit Ion Sanders mitwirkte. „Von dem Abschlusskonzert vor drei Jahren bekomme ich heute noch eine Gänsehaut, die beiden haben sich damals selbst verzaubert.“ Jetzt kommt nur Denham – und will dieses Konzert als Startrampe für weitere Auftritte in der Region nutzen. Eintritt: 25 Euro.

Stabil nervös – unter diesem Titel hat Gerd Köster mit Freunden ein Livealbum im Vorjahr veröffentlicht, das komplett im Haus Waldfrieden aufgenommen wurde. Dass der renommierte Südstadt-Barde mit dem intensiven Blick in Seelentiefen ausgerechnet das „Hotel Abgrund“ als Aufnahmeort auserwählt hat, erfüllt Stein mit Stolz. Zum 33. Mal kommt Köster mit fünf exquisiten Musikern und gibt eine Auslese aus seinem Leben als Songpoet zum Besten, und zwar an drei Tagen im August. Der Freitag, 22. August, ist fast ausverkauft, der Samstag komplett vergeben, am Sonntag „noch etwas Luft“. Eintritt: 35 Euro.

Als „singende Hausfrau“ beschreibt sich Ruth Schiffer, mit einer Zunge, die tief in Kölsch (Sprache) und Satire getränkt ist. So ist sie scharfzüngig als Sängerin bei der Kölner Stunksitzung mit von der Partie, jetzt gibt sie am Samstag, 30. August, 20 Uhr, mit den Drei Faltigen Kölsch-Chansons. „So etwas gibt es noch nicht, das ist ein ausgefallener Abend“, verspricht die Hausherrin ein breit gefächertes Programm mit Josef Piek (Gitarre, Gesang), Freddy Wingchen (Keyboard) und Chris Dewueb (Schlagzeug). Mit einem Hauch von Stunksitzung zum Waldfrieden. Eintritt: 25 Euro.

Infos zum Programm und zur Anmeldung: www.stein-weine.de

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