Mörsdorf/Sosberg
Hängeseilbrücke: Mörsdorf rüstet sich für die Gäste

Freuen sich auf die längste Hängeseilbrücke nördlich der Alpen: (von links) die Mörsdorfer Marcus Kirchhoff, Hans-Peter Platten und Ingo Börsch.

David Ditzer

Mörsdorf/Sosberg. Deutlich weniger Gäste und weniger Übernachtungen als im Jahr 2013. Diese traurige Bilanz legte das Statistische Landesamt im Februar dieses Jahres für die Tourismusregion Hunsrück vor (siehe unten). Die mit 360 Metern längste Hängeseilbrücke nördlich der Alpen soll maßgeblich dazu beitragen, diese Werte zu verbessern.

Von unserem Redakteur David Ditzer

Die Brücke wird das Cochem-Zeller Dorf Sosberg (rund 200 Einwohner) mit Mörsdorf (rund 600 Einwohner) im Rhein-Hunsrück-Kreis verbinden. Am Samstag um 14 Uhr wird in Mörsdorf der offizielle Spatenstich für dieses Mammutprojekt gesetzt. Bis zu 160 000 Besucher soll die Brücke pro Jahr in den Hunsrück locken. In Mörsdorf laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren.

Geht alles nach Plan, soll die Hängeseilbrücke, auf der Wanderer das Mörsdorfer Bachtal überqueren können, schon Ende September fertig sein. Es bleiben also nur noch vier Monate Zeit. Hans-Peter Platten sagt ganz deutlich: „Was uns nicht passieren darf, ist, dass die Leute im September hier hinkommen und sagen: ,Die Brücke ist cool, aber der Rest? Da brauchst du nicht hinzufahren'.“

„Brückenträumer“ blieben immer am Ball

Platten ist – ebenso wie Mörsdorfs Ortsbürgermeister Marcus Kirchhoff und Ratsmitglied Ingo Börsch – eine der treibenden Kräfte hinter dem Mörsdorfer Hängeseilbrückenprojekt. Unermüdlich haben sie im Gemeinderat, in der großen Politik und in den umliegenden Orten für ihren Traum geworben. Nun wird er wahr.

Was notwendig ist, um einen Fehlstart zu vermeiden, hat die Gemeinde Mörsdorf in die Wege geleitet: Der sogenannte Kassenschuppen am ehemaligen Raiffeisenlager soll zu einem Besucherzentrum samt Parkplatz (80 Stellplätze) umgebaut werden. Leer geräumt haben ihn Gemeindemitglieder bereits in Eigeninitiative. Der Bauantrag läuft. Das Besucherzentrum soll eine permanent offene Halle bekommen, in der sich Wanderer zunächst einmal orientieren können. Darüber hinaus soll es einen kaminbeheizten Erholungsraum samt Terrasse und Toiletten sowie eine Gastronomie geben.

Ortsbürgermeister Kirchhoff hält fest: „Wir werden uns mit dem Ausbau in diesem Jahr zunächst einmal auf die Halle konzentrieren.“ Toilette und Küche sollen im nächsten Jahr gebaut werden. Platten ergänzt: „Es ist wichtig, dass für die Wanderer von Anfang an ein zentraler Anlaufpunkt da ist.“

Viel, viel Geld wird investiert – um wiederum Gelder zu generieren

Den geplanten Umbau des Kassenschuppens zum Besucherzentrum hat die Gemeinde von langer Hand vorbereitet. Sie stellte einen Antrag auf Förderung aus dem Leaderprogramm der Europäischen Union. Er umfasste eine Machbarkeitsstudie sowie die mögliche Herstellung des Trainierplatzes als Busparkplatz. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 85 000 Euro. Davon kommen 40 000 von der EU, 45 000 Euro zahlt die Gemeinde.

Mit weiteren 50 000 Euro beteiligt sich die Gemeinde an einem zweiten Investitionspaket, für das Leadermittel fließen: Es beinhaltet unter anderem das Baustellenmarketing, einen Namenswettbewerb, der läuft (die RZ berichtete), Beschilderung, Wegeführung und die Schaffung einer Wort-Bild-Marke. 43 000 Euro steuert die EU zum Gesamtvolumen von 93 000 Euro bei. Angesichts der Tatsache, dass seine Gemeinde zusätzlich gut 200 000 Euro zu den Brückenbaukosten von circa 1,1 Millionen Euro beisteuert (siehe Zusatztext), sagt Ortschef Kirchhoff: „Das steht uns auch nicht alles an Eigenmitteln zur Verfügung. Dafür nehmen wir Kredite auf, aber so, dass die Prokopfverschuldung nicht zu sehr steigt.“ Möglich machen das nicht zuletzt Einnahmen aus der Verpachtung von Flächen für Windkraftanlagen.

Doch gänzlich ohne mehr Geld in die Hand zu nehmen, als man hat, geht es nicht. Allerdings unterstreicht Kirchhoff: „Wir investieren hier, um wieder Gelder zu generieren.“ Die sollen unter anderem aus der Verpachtung der Parkplätze und der Gastronomie im Besucherzentrum kommen.

Brücke soll auch neue Betriebe bringen

Aber die Hängeseilbrücke soll eben auch zur Ansiedlung neuer Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe führen. Eine entsprechende Aufbruchsstimmung im Dorf spüren Kirchhoff, Platten und Börsch erfreulicherweise.

Ähnlich geht es Willi Lehnert, dem Ortsbürgermeister von Sosberg. „Das ganze Umfeld wird von der Hängeseilbrücke profitieren“, ist er überzeugt. Er hat auch schon von dem einen oder anderen Sosberger gehört, der eine Ferienwohnung bauen will. Ein anderes Thema, das im Zusammenhang mit der Hängeseilbrücke steht, soll Lehnert zufolge am 16. Juni erneut im Gemeinderat behandelt werden: der Bau weiterer Parkplätze. Bis dahin dürfte die Brücke selbst schon erste Formen angenommen haben.

Gästezahlen: Was das „Leuchtturmprojekt“ Hängeseilbrücke verheißt

Im Jahr 2014 kamen nach Angaben aus Bad Ems 279 572 Gäste in den Hunsrück, 7,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Sie brachten es auf 779 228 Übernachtungen (minus 2,7 Prozent). Die Machbarkeitsstudie geht davon aus, dass die Mörsdorfer Hängeseilbrücke 160 000 Besucher pro Jahr in den Hunsrück zieht. Daraus errechnet sich ein Umsatzpotenzial für die lokale Gastronomie von 450 000 Euro. 50 000 zusätzliche Übernachtungen soll die Brücke der Region bescheren, was einem Umsatzpotenzial von weiteren zwei Millionen Euro entspricht. Ob diese Annahmen nun realistisch sind oder nicht, für Jörn Winkhaus, den Geschäftsführer der Hunsrück-Touristik, steht fest: „Die Brücke wird ein Leuchtturmprojekt, das im Bereich des Wanderns Aufmerksamkeit erregen wird.“ dad

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