Nachfrage in Kreisstadt bisher mau - Deutsche Glasfaser für andere Orte zuversichtlich
Glasfaser bis ins Haus? Wohl nicht in Cochem
Momentan sieht es eher nicht danach aus, als würde das Telekommunikationsunternehmen Deutsche Glasfaser in Cochem tatsächlich ein Glasfasernetz mit Leitungen bis in die Gebäude aufbauen. Grund: Die Nachfrage ist bislang zu gering. Foto: Archiv Kevin Rühle
Kevin Rühle

Das Telekommunikationsunternehmen Deutsche Glasfaser, das sich in Besitz des schwedischen Investors EQT und des kanadischen Pensionsfonds Omers befindet, hat mit verschiedenen Moselgemeinden Kooperationsverträge abgeschlossen. Das Ziel ist, möglichst viele Haushalte mit Glasfaseranschlüssen zu versorgen, die bis in die Wohnung reichen (FTTH).

Allerdings verlegt das Unternehmen nur in den Erschließungsgebieten tatsächlich Leitungen, wo sich mindestens 33 Prozent der Haushalte innerhalb einer festgelegten Phase der Nachfragebündelung verbindlich für einen FTTH-Anschluss entscheiden. Doch wie sieht es Nachfrage in Cochem, Ediger-Eller, Senheim-Senhals, Treis-Karden, Bullay und Zell aus?

Augert Gjoci, der sich im Auftrag der Deutschen Glasfaser um den Vertrieb kümmert, redet nicht lange drum herum: „In Treis-Karden, Ediger-Eller und Senheim-Senhals herrscht ein sehr hoher Zuspruch. In Cochem ist der Zuspruch gering.“ Gerade sind die letzten Tage der seit Anfang Februar laufenden Nachfragebündelung in den genannten Orten angebrochen. „Für Treis-Karden stehen wir aktuell bei 26 Prozent.“ In Ediger-Eller sind es 27 Prozent, in Senheim-Senhals 28 Prozent. Deshalb geht Gjoci davon aus, dass die Deutsche Glasfaser in diesen Gemeinden die nötige Anschlussquote erreicht, um ein Glasfasernetz zu bauen.

Dagegen sieht es in der Kreisstadt Cochem vergleichsweise mau aus. Gerade einmal 14 Prozent der Haushalte erklärten verbindlich ihr Interesse an einem FTTH-Anschluss bis in die Wohnung. Dass die 33-Prozent-Marke dort bis zum 9. April noch geknackt wird, darf also bezweifelt werden. Liegt es an der Stärke der Konkurrenz?

Gjoci jedenfalls ist fest davon überzeugt: „Wenn ein Gebäude heutzutage keinen Glasfaser Anschluss mehr hat, ist das eine echte Wertminderung.“ Denn gerade über die sogenannte letzte Meile – von einem Netzverteiler bis in die Häuser – geht über das herkömmliche Kupferkabel, je nach Entfernung vom Verteiler, jede Menge Bandbreite verloren. Per Glasfaser sind Datenübertragungsraten (Download) von 300 bis 1000 Megabit/Sekunde verlässlich möglich. Über das Kupferkabel ist bei circa 250 Mbit pro Sekunde Schluss.

„In Treis-Karden, Ediger-Eller und Senheim-Senhals herrscht ein sehr hoher Zuspruch.“

Augert Gojci, Vertriebsmitarbeiter im Auftrag der Deutschen Glasfaser

Doch was sagt Gjoci zu Vorwürfen, wie sie die RZ beispielsweise aus Treis-Karden erreicht haben: Danach fühlen sich einige der potenziellen Kunden von den Beratern zunehmend bedrängt. Bedrängen wolle man niemanden. Und wer bei einem Wettbewerber und seinem bisherigen Anschluss bleiben wolle, dem stehe dies frei. Aber: „Ich muss den Leuten auch sagen, was Sache ist“, hält Gjoci fest. Dass ein Wettbewerber künftig dort einen FTTH-Anschluss bauen wird, wo Deutsche Glasfaser mit seiner Initiative gescheitert ist, glaubt Gjoci nicht. „Die sehen auch, wer sich einmal die Finger verbrannt hat.“

Und dort, wo Deutsche Glasfaser die Anschlussquote von 33 Prozent der Haushalte erreiche, erschließe das Unternehmen 100 Prozent des Gebiets per Glasfaser. Nur: Wer sich dort erst deutlich nach Ablauf der Nachfragebündelung für einen FTTH-Anschluss entscheidet, muss unter Umständen die Kosten für den Hausanschluss selbst tragen. Nach Unternehmensangaben ab 750 Euro. Und: Erst nach zwei Jahren muss das Unternehmen sein Glasfasernetz auch für andere Anbieter öffnen.

In Bullay und Zell, wo außer der City nach Möglichkeit auch der Stadtteil Kaimt erschlossen werden soll, hat Deutsche Glasfaser zu Beginn der Woche mit der Nachfragebündelung begonnen. Die Auftaktveranstaltungen in der Zeller Schwarze-Katz-Halle und in der Bullayer Mehrzweckhalle waren nach Angaben der Bürgermeister gut besucht. Zells Stadtchef Hans-Peter Döpgen (FWG) sagt aber auch: „Das Thema muss hier bei uns noch ein bisschen erläutert und bearbeitet werden.“ Dazu werden Vertriebsmitarbeiter der Deutschen Glasfaser nicht nur in Zell und Bullay unterwegs sein. Es wird dort auch Servicepunkte und feste Beratungszeiten geben.

Nach der Infoveranstaltung in Bullay sagt Ortsbürgermeister Matthias Müller (FWG): „Die Resonanz war sehr positiv. Wir hatten circa 90 Leute da.“ Schon vor dem Auftakt hätten nach seinem Kenntnisstand circa 30 Bullay verbindlich ihr Interesse an einem FTTH-Anschluss bekundet. Während des Informationsabends seien schon weitere hinzugekommen. Müller: „Wir haben eine relativ junge Bevölkerung, da ist die Stimmung auch eher pro Glasfaser.“ Streaming, TV, Homeoffice, Telemedizin, Clouddienste und mehr – die Anwendungsfelder, für die es auf die Verarbeitung großer Datenmengen ankommt, dürften weiter an Bedeutung gewinnen. Unabhängig vom Alter der Nutzer.

Den Fortgang der Kundenakquise im Kreis macht der Anbieter hier sichtbar.

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