Hebammenzentrale und Beratungsstelle sind kein Ersatz für stationäre Versorgung
Geburtshilfe Daun: Druck darf nicht nachlassen
In diesem Gebäude in der Dauner Leopoldstraße soll die Hebammenzentrale noch diese Woche öffnen. Damit ist werdenden Müttern etwas von der Last genommen, in der Schwangerschaft auch noch weite Strecken fahren zu müssen. Foto: Angelika Koch
Angelika Koch

Daun/Kelberg/Cochem-Zell. Nach der Schließung der Geburtshilfestation im Maria-Hilf-Krankenhaus in Daun (die RZ berichtete) gibt es nun eine andere Lösung: Am 10. Mai eröffnet die vom Kreistag Vulkaneifel beschlossene Hebammenzentrale in Daun. Auch im Kelberger Ortsteil Zermüllen ist eine Beratungsstelle vor allem für Schwangere und junge Mütter aus den Bereichen Ulmen und Kaisersesch gestartet. Doch eine Geburtshilfe ersetzen die Einrichtungen nicht.

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Idyllisch gelegen in der Heupenmühle, etwas außerhalb des Kelberger Ortsteils Zermüllen, ist seit Kurzem eine Anlaufstelle für werdende und junge Eltern: Ein Dauner Kinderarzt hat sie in Eigenregie geöffnet, um nach der Schließung der Geburtshilfe zumindest für etwas Erleichterung und Unterstützung zu sorgen. Es gibt in großzügigen Räumen ein offenes Elterncafé, eine vormittägliche Säuglingssprechstunde und darüber hinaus verschiedene Kurse. „Es ist quasi ein ausgelagerter Teil meiner Praxis mit vier Hebammen in Teilzeit“, erläutert Kinderarzt Reinhold Jansen. Er hofft, dass aus seinem nicht gewinnorientierten Modell ein Verein werden kann, der es dauerhaft trägt. Wegen der geografischen Nähe erwartet Jansen vor allem Synergien mit der Geburtshilfe am Mayener Krankenhaus. „Für eine dort geplante Entbindung kann hier die Anamnese gemacht werden, die Akupunktur zur Geburtsvorbereitung und anderes mehr.“ Auch werde es von der Heupenmühle aus informative Kreißsaalbegehungen in Mayen geben.

Jansen sieht die Anlaufstelle nicht als Konkurrenz zur neu öffnenden Hebammenzentrale Vulkaneifel, die nun an den DRK-Standorten Daun und Gerolstein eingerichtet wurde. „Im Gegenteil, das ergänzt sich und wir arbeiten zusammen.“ Aber er glaubt nicht an eine kurz- oder mittelfristige Änderung der gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen, die es ermöglichen würden, eine klinische Geburtshilfe in der Vulkaneifel wieder aufzubauen. „Darum will ich für die Betroffenen auch ein die Geburt flankierendes Angebot schaffen, das sofort wirkt.“

Den Druck auf die Landes- und Bundespolitik aufrechterhalten will jedoch die Kommunalpolitik. Immerhin wurden in den vergangenen Jahren 40 Prozent aller Geburtsstationen in kleineren Kliniken geschlossen – ein deutschlandweites Problem mit der Folge, dass auf dem Land Geburten mit weiten Wegen verbunden sind und in den verbliebenen Geburtsstationen wegen des Personalmangels Geburten zur Fließbandarbeit werden. Gesundheitsgefährdend ist beides.

„Auch wenn wir nach nicht einmal acht Wochen seit dem entsprechenden Kreistagsbeschluss eine Hebammenzentrale eröffnen, ist das Thema Geburtshilfe für uns nicht vom Tisch“, betont daher Dieter Schmitz, bei der Kreisverwaltung Vulkaneifel zuständiger Abteilungsleiter für die Strukturentwicklung. Auf keinen Fall solle mit der Hebammenzentrale das Signal gesendet werden, man behelfe sich auf dem Land ohne die notwendigen Veränderungen der Rahmenbedingungen auch so.

„Der Anspruch auf gleichwertige Lebensverhältnisse auf dem Land wird weiter aufrechterhalten, der Druck ist nicht raus.“ Jedoch sei es wichtig gewesen, die Hebammen in der Vulkaneifel zu halten und zu verhindern, dass sie abwandern in die Nähe der großen Geburtskliniken. Dies hatte unter anderem der rheinland-pfälzische Hebammenverband befürchtet, der Pate stand beim Konzept des neuen Zentrums. „Nun können sie vor Ort beruflich tätig bleiben. Andernfalls wäre es noch schwieriger, den Wiederaufbau einer Geburtshilfe in der Region im Auge zu behalten, denn Personal, das einmal verloren ist, bleibt auch weg. So haben wir aus der Not erst einmal das Beste gemacht und noch etwas draufgesetzt.“

Vom Maria-Hilf-Krankenhaus konnte Inventar übernommen werden wie etwa das CTG-Gerät, Liegen oder Stillstühle. Aus Kreismitteln wurden die einmaligen Einrichtungskosten in Höhe von 15.000 Euro gestemmt, zudem zahlt er die laufenden Personalkosten für zwei Teilzeitjobs für Hebammen. Das Land fördert – auf drei Jahre beschränkt – mit 25.000 Euro pro Jahr. Das DRK übernimmt den Verwaltungsaufwand und stellt die Örtlichkeiten. Ab dem 13. Mai leistet die Hebammenzentrale Telefonsprechstunde und Mütterberatung in Einzelgesprächen, Vorsorgeuntersuchungen, Wundversorgung nach der Geburt, Hilfen beim Stillen, Ernährungsberatung, Wiege- und Messtage für Neugeborene und eine Wochenbettambulanz. Auch vielfältige Kurse werden angeboten: Geburtsvorbereitung, Rückbildung, Babymassage, Yoga für Schwangere, Partnerkurse und andere mehr.

Von unserer Mitarbeiterin Angelika Koch

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