Die katholische Kindertagesstätte (Kita) St. Servatius Landkern wird 50 Jahre alt
Frühkindliche Erziehung wirkt bis ins Erwachsenenalter: Die Kindertagesstätte Landkern wird 50 Jahre alt
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Die Kinder der Kita St. Servatius lieben ein ausrangiertes Boot zum Spielen und Klettern.
Brigitte Meier

Die Kita Landkern feiert am Sonntag ihren 50. Geburtstag. Über die Entwicklung der Einrichtung sprach die RZ mit der Leiterin Elisabeth Schuster, die 1974 als Praktikantin ihre pädagogische Arbeit in Landkern begann.

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Endlich scheint die Sonne – in diesem Frühjahr eher selten –, und kein Kind hält es drinnen aus, so spannend die Spiele auch sein mögen. Auf dem großzügig als Abenteuerspielplatz angelegten Außengelände der Kindertagesstätte (Kita) Landkern herrscht ein lebhaftes „Gewusel“ von fröhlichen kleinen Menschen. Die einen backen Kuchen im Sandkasten, andere beladen Lkw mit Steinen oder transportieren mit Schubkarren Material zur Baustelle, einige sitzen träumend auf einer Schaukel, und ganz Mutige brettern mit Bobbycars einen Hügel hinab.

1 Wie haben sich die Strukturen verändert?

Der katholische Kindergarten St. Servatius Landkern wurde 1974 als Bereichskindergarten für die Gemeinden Greimersburg, Wirfus und Landkern eröffnet. Trägerin war damals die katholische Kirchengemeinde Landkern. Von 1975 bis 1994 war auch Illerich Partner, bis diese Gemeinde einen eigenen kommunalen Kindergarten gründete. Auch Kinder aus Binningen, Brieden und Kail besuchten den Bereichskindergarten Landkern. 2017 wechselte der Kindergarten in die Trägerschaft der Kita GmbH Trier, und die Gemeinde Landkern übernahm das Gebäude.

2 Wie war die Organisation damals, wie ist sie heute?

Bei Eröffnung hatte der Kindergarten drei Gruppen mit jeweils 25 Plätzen für Kinder ab dem dritten Lebensjahr. Voraussetzung für die Aufnahme war, dass die Kleinen „sauber“ waren, also ohne Windeln auskamen. Die Jungen und Mädchen spielten und lernten in ihren jeweiligen Gruppenräumen in der Regel von 8 bis 12 Uhr und nach der Mittagspause von 14 bis 16.30 Uhr. An Ganztagsbetreuung mit Mittagessen dachte damals noch niemand. Das erste Kindergartenteam bestand aus der Leitung, zwei Erzieherinnen, einer Kindergartenhelferin und einer Praktikantin. Heute halten 23 Mitarbeiterinnen im pädagogischen Bereich, zwei Hauswirtschaftskräfte, drei Raumpflegerinnen und ein Hausmeister die Einrichtung am Laufen.

3 Wie wurden Gebäude und Außenbereich den heutigen Anforderungen angepasst?

Neben den Gruppenräumen wurden in den 1990er-Jahren sogenannte Funktionsräume mit speziellen Spiel- und Lernangeboten eingerichtet. Anfang 2000 kamen die ersten Zweijährigen in den Kindergarten, und der Tagesstättenbetrieb mit Mittagessen begann. 2013 konnten im Erweiterungsbau sechs Kinder unter zwei Jahren in die Krippe aufgenommen werden. Um möglichst vielen Familien einen Kitaplatz anbieten zu können, wurde das Pfarrhaus umgebaut, wo jetzt die zukünftigen Schulkinder spielen, lernen und ihre Beziehungen formen. Zu den beliebtesten Bereichen gehört der naturnahe Spielplatz, der in mehreren Projektschritten gestaltet wurde und mit großem Engagement der Eltern gepflegt und instand gehalten wird.

4 Wie hat sich die Ausbildung der Erziehenden entwickelt?

Die Ausbildung wird von Fachschulen für Sozialpädagogik angeboten. Diese vermitteln ein breit gefächertes Wissen in den Bereichen Psychologie, Pädagogik, Methoden- und Handlungskompetenzen. Auf der einen Seite wird der fachlichen Kompetenz der Erziehenden immer mehr abverlangt, auf der anderen Seite erfordert der Fachkräftemangel ein Umdenken, sodass neben der klassischen Erzieherausbildung auch Teilzeit- und berufsbegleitende Ausbildungen möglich sind.

5 Was haben Eltern vor 50 Jahren vom Kindergarten erwartet, und was erwarten sie heute?

In den 70er- und bis Mitte der 80er-Jahre blieben noch viele Mütter zur Betreuung der Kinder zu Hause. Veränderte Frauen- und Familienbilder und gesellschaftliche Veränderungen erforderten entsprechende Anpassungen auch in der Kita. Bis zur Eröffnung der Kita Landkern spielten und lernten die Kinder im eigenen Hof und Garten, an der Straße, auf Wiesen, in Hecken und Bäumen. Es war die Freiheit der Kindheit auf dem Land. Der Besuch der Kita ermöglichte nun weitere Bildungsinhalte in einem räumlich begrenzten Rahmen, der auf die Schule vorbereiten sollte. Im Nachhinein betrachtet, wurde die pädagogische Arbeit mehr an schönen Basteleien und Basaren bewertet.

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Die Kinder der Kita St. Servatius lieben ein ausrangiertes Boot zum Spielen und Klettern.
Brigitte Meier

Heute unterstützt die Kita die Familien in ihrer jeweiligen Lebenssituation. Väter und Mütter können ihrem Beruf nachgehen mit dem Wissen, dass ihre Kinder einen Alltag in der Kita erleben, in dem sie sich wohlfühlen und ihre Rechte als Kinder geachtet werden. Zudem beginnt die Vorbereitung auf die Schule nicht, wie oft angenommen, erst ein Jahr vor Schuleintritt, sondern mit Aufnahme in die Kita, aber auch schon im Elternhaus. Die Förderung der Kinder ist vielfältig und betrifft unter anderem die Sinne, Sprachentwicklung und Motorik. Ganz wichtig – heute mehr denn je – ist auch das Vermitteln der Sozialkompetenz und die Stärkung des Selbstbewusstseins.

6 Was bedeutet es für die kindliche Entwicklung, wenn bereits Einjährige den Tag in der Krippe verbringen?

Die Aufnahme von sehr jungen Kindern wird durchaus kontrovers diskutiert. Als pädagogische Fachkräfte begrüße man jede Familie mit ihren individuellen Betreuungsbedarfen. Es ist die Entscheidung der Eltern, zu welchem Zeitpunkt eine Aufnahme erwünscht ist. Der Tagesablauf orientiert sich an den Bedürfnissen der Kleinen. Wie immer und überall sind die Rahmenbedingungen für die Aufnahme von Kindern – und nicht nur der unter Zweijährigen – von entscheidender Bedeutung. Zum einen spielt das altersgemäße Raumkonzept mit Spiel-, Schlaf/Ruhe- und Bewegungsräumen sowie Bereiche für die Körperpflege und Essbereiche eine Rolle. Zum anderen ist das Eingewöhnungskonzept mit festen Bezugserzieherinnen von Bedeutung. Zusammengefasst kann man sagen: Ein gelungener erster Übergang vom Elternhaus in die Kita stärkt das Urvertrauen des Kindes und wirkt bis ins Erwachsenenalter.

7 Welche besonderen Merkmale hat die Kita Landkern?

Die Kita Landkern ist offiziell „Haus der kleinen Forscher“, das Malatelier nach Arno Stern fördert durch freies Ausdrucksmalen die kindliche Entwicklung, der naturnahe Spielplatz bietet Chancen für kreatives Spiel, Bewegung und Naturerfahrungen. Die Kinder bepflanzen Beete und pflegen sie, um später ernten zu können. Das neue, vom Umweltministerium geförderte Projekt bringt den Kindern Klimaschutz und Umwelt, gesunde Ernährung, Müllvermeidung und Nachhaltigkeit näher.

Von Brigitte Meier

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