Entgegen der ersten Einschätzung hat der Raps durch den Frost doch mehr abbekommen, sagt der Hunsrücker Landwirt Egon Thomas, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Cochem-Zell: „Einen Teilschaden hat der Raps doch genommen. Man sieht, dass er ausdünnt, dass einige Pflanzen doch abgeknickt sind.“ Das sei jedoch ein relativ regionales Phänomen: Während der Hunsrück von der Mosel bis nach Simmern stark betroffen wäre, habe er aus der Eifel das Gegenteil gehört.
Nasses Wetter macht den Landwirten die Arbeit schwer
Derzeit macht den Landwirten die vielen Regenfälle einen Strich durch die Zeitrechnung, erklärt der Vorsitzende: „Das nasse Wetter macht erschwert uns die Arbeit mit dem Weiterkommen. Der erste Schnitt verzögert sich nach hinten, und wir haben immer nur eingeschränkte Zeitfenster, um zu arbeiten.“ Dabei müssen die Landwirte auf ihren Äckern unbedingt etwas tun, denn der Pilzdruck ist erhöht, sagt Thomas: „Die Pilze mögen es warm und feucht.“
Überall auf den Feldern stehen derzeit gelbe Blütenmeere, die Weinbergpfirsich- und Apfelbäume blühen – und dann kam der Frost. In welchem Ausmaß sind die Landwirte und Obstbauern im Kreis Cochem-Zell davon betroffen?Nach den Frostnächten in Cochem-Zell: Möglicher Totalausfall für Obstbauern, Landwirte kommen glimpflich davon
Ähnliches kann auch Stefanie Peifer vom Litzbachhof in Alfen berichten. Auch bei ihrem Obstbetrieb, den sie zusammen mit ihrer Schwester führt, sind die Schäden schlimmer ausgefallen als ursprünglich erwartet. „Die Sauerkirschernte ist ein Totalausfall“, berichtet Peifer. „Da brauchen wir nicht zu ernten.“ Anders sieht es bei der Apfelernte aus. Hier sind es „nur“ rund 30 Prozent, die in diesem Jahr beschädigt wurden. Die Schwestern hatten Glück, dass manche Apfelsorten erst später blühen und somit vom Frost verschont werden konnten. Aber dennoch muss die Ernte in diesem Jahr nach hinten verschoben werden.
Denn: Auch das regnerische Wetter der vergangenen Woche hat den Blüten geschadet. Einige von ihnen sind noch nicht aufgegangen. Manche wurden auch erst gar nicht bestäubt, weil die Bienen – auch wegen der Frostnächte – die Bäume gar nicht erst angeflogen haben. Peifer betont: „Wir brauchen unbedingt mehr Sonne.“ Denn erst, wenn diese besseres Wetter bringt und es weniger nass ist, kann die Ernte stattfinden.
Viel Arbeit, wenig Ertrag
Die Situation bei den Winzern sieht auch nicht besser aus. Stefanie Vornhecke, stellvertretende Vorsitzende des Kreisbauern- und Winzerverbands, klagt: „Es ist viel Arbeit und wenig Ertrag.“ Die beschädigten Reben würden zwar langsam rauswachsen, trotzdem bleiben die Schäden der Frostnächte bestehen.
Viele Winzer aus dem Raum Trier, von der Obermosel, der Saar und Ruwer sprechen von einer Katastrophe. Der Frost hat dort große Teile der Reben stark geschädigt, in manchen Weinbergen beträgt der Ernteausfall bis zu 100 Prozent.Frostschäden in Cochem-Zell: Wie verheerend hat es die Winzer an der Mosel getroffen?
Bei ihren Weinbergen in Senheim wurde rund ein Drittel der Ernte zerstört, bei Kollegen von ihr sieht es teilweise anders aus: „Das ist regional unterschiedlich, je nachdem, wo es besonders kalt war“, sagt die Winzerin. Der Regen der vergangenen Wochen habe den Reben derweil nicht geschadet, trotzdem muss Vornhecke hier auf Pilzkrankheiten achtgeben und wenn nötig mit Pflanzenschutz nachhelfen.
Das ist regional unterschiedlich, je nachdem, wo es besonders kalt war.
Stefanie Vornhecke, stellvertretende Vorsitzende des Kreisbauern- und Winzerverbands, über die Frostschäden
Es gibt aber auch gute Nachrichten: Manche wurden komplett vom Frost verschont, zum Beispiel der Pfirsichhof von Thomas Gerhards aus Neef. Auch einen Monat später kann der Obstbauer von keinen Schäden berichten: „Wir sind Gott sei Dank gut weggekommen.“
Gerhards vermutet, dass die geografische Lage seines Hofs ihm zugutegekommen ist. Denn nur wenige Kilometer entfernt, in Bullay, würde die Lage ganz anders aussehen. Dort seien die Pfirsiche massiv geschädigt worden, so Gerhards. Der Pfirsichbauer vermutet, dass dort wegen des breiteren Moseltals der Frost sich besonders gut ausbreiten konnte – im Gegensatz zu Neef, wo es enger ist.