Flut zerstört Süden Brasiliens: Neue Hilfsorganisation Florian Firefighters Humanitarian Aid aus Moselkern will unterstützen
Flutkatastrophe in Brasilien: Neue Hilfsorganisation aus Moselkern packt an
Überschwemmungen in Brasilien
Bewohner paddeln aus einem von schweren Regenfällen überschwemmten Gebiet in Porto Alegre im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul. Kurz nach der Gründung der neuen Hilfsorganisation aus Moselkern, Florian Firefighters Humanitarian Aid, kam von dort der Hilferuf.
Carlos Macedo. picture alliance/dpa/AP

Kaum gegründet, schon kommt der Hilferuf aus Brasilien: Die neue Hilfsorganisation Florian Firefighters Humanitarian Aid ist gerade ein paar Wochen alt, als die Flutkatastrophe im Süden Brasiliens die Infrastruktur und den Katastrophenschutz zerstört. Jetzt packt der neue Verein an, wenn auch aus Deutschland.

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Gerade einmal ein paar Wochen ist die neue Hilfsorganisation Florian Firefighters Humanitarian Aid alt, als der erste Hilferuf sie erreicht – ein ziemlich lauter sogar. Nicht etwa aus einem benachbarten Kreis oder Land, nein, sondern aus einem Land, das auf der anderen Seite des Atlantiks liegt: Starke Regenfälle lösten im Süden Brasiliens eine Flutkatastrophe aus, die ganze Landstriche unter Wasser setzte und die Infrastruktur samt Katastrophenschutz zerstörte. Jetzt braucht das Land Unterstützung – und landet bei Lars Bogdanski aus Moselkern, dem Gründer des neuen Vereins.

Idee entsteht aus vorigem Hilfseinsatz

In Katastrophenfällen zu helfen, ist für Bogdanski längst eine Herzenssache geworden: „Ich habe ein kleines Helfersyndrom“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung schmunzelnd. Bereits 2020 ruft er gemeinsam mit dem IT-Spezialisten Jens Kreutz aus Bruttig-Fankel die Plattform Cochem-Zell hilft ins Leben, um mittelständischen Unternehmen in der Corona-Krise zu helfen, 2021 hilft er nach der Flutkatastrophe im Ahrtal aus.

Überschwemmungen in Brasilien
Rettungskräfte evakuieren vom Hochwasser betroffene Menschen in einem Boot in Canoas, Rio Grande do Sul.
Claudia Martini. picture alliance/dpa/XinHua

Und auch als der Ukraine-Krieg ausbricht, ist er zur Stelle: Zwei Jahre ist es her, dass der Moselkerner auf dem Weg in die Ukraine war. Mit mehr als tausend Tonnen Hilfsgütern ausgestattet will er dort helfen, wo der Katastrophenschutz kaum noch vorhanden ist. Mit mehr als tausend Tonnen Hilfsgütern macht der Moselkerner sich in enger Zusammenarbeit mit dem Landesfeuerwehrverband und den Cochem-Zeller Feuerwehren auf den Weg an die ukrainische Grenze – mehrmals.

Darunter sind vorrangig Güter, die dem Katastrophenschutz am Ort helfen, auch Fahrzeuge wie Bagger, Busse, Geländewagen und Sattelzugmaschinen, im Inneren vollgestopft mit weiteren Hilfsgütern. Insgesamt kommt dabei ein Spendenwert von mehr als 3 Millionen Euro zusammen. Eine Aktion, die Bogdanski zu mehr inspiriert.

Lars Bogdanski (Zweiter von links) gründete die neue Hilfsorganisation und freut sich über die Resonanz bei Feuerwehrkameraden.
Lars Bogdanski

Also gründet der engagierte Moselkerner im April 2024 die Hilfsorganisation Florian Firefighters Humanitarian Aid: „Florian ist der Schutzpatron der Feuerwehr“, erklärt er den Namen. Bogdanski ist selbst Teil der Freiwilligen Feuerwehr Moselkern, für seine Hilfsorganisation nimmt er erneut den Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz als ersten starken Partner mit an Bord, gemeinsam mit seinem eigenen Forstbetrieb in Treis-Karden, bei dem 2022 die Hilfsgüter gelagert wurden.

Unser Ziel ist der Aufbau von Katastrophenschutzeinheiten in Ländern, die nicht so eine Infrastruktur wie wir in Deutschland haben.

Lars Bogdanski, Gründer von Florian Firefighters Humanitarian Aid

Langfristig will die Organisation Strukturen schaffen und Partnerschaften mit Ländern eingehen, erklärt Bogdanski: „Daraus sollen dann planbare Geschichten entstehen. Unser Ziel ist der Aufbau von Katastrophenschutzeinheiten in Ländern, die nicht so eine Infrastruktur wie wir in Deutschland haben.“ Das soll dann beispielsweise über Ausbildungen, über ausgesonderte Fahrzeuge und Material passieren, das noch gut, aber in Deutschland nicht mehr zugelassen ist.

Flutkatastrophe zerstört brasilianischen Katastrophenschutz

Doch kaum geht die Organisation an den Start, steht sie prompt vor ihrem ersten Hilfseinsatz. Denn starke Regenfälle ließen den Pegel des Guaiba-Flusses im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul auf mehr als 5 Meter ansteigen. Anfangs sprach man noch von mehreren Dutzend Menschen, die die Flutkatastrophe in den Tod gerissen hat. Doch inzwischen ist die Zahl der Todesopfer auf mehr als 140 angestiegen.

Überschwemmungen in Brasilien
Ein Mann rudert mit einem Boot auf einer durch starke Regenfälle überfluteten Straße im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul.
Andre Penner. picture alliance/dpa/AP

Die Infrastruktur und der Katastrophenschutz sind mancherorts vollkommen zerstört – genau hier will Florian Firefighters ansetzen. Das heißt: „Wir brauchen Katastrophenmaterial, das in Deutschland ausgesondert wurde, aber noch funktioniert und noch einige Jahre laufen könnte.“ Auch Rettungsfahrzeuge werden dringend gebraucht, die dann mit weiteren Materialien beladen werden sollen. Bogdanski sagt: „Jede Feuerwehr kann ihren Teil dazu beitragen: Die Fahrzeuge und Materialien werden irgendwann ersetzt.“

2022 wurden die Hilfsgüter noch auf dem Gelände von Bogdanskis Forstbetrieb geparkt, heute stehen dafür andere Lagerhallen im Umkreis zur Verfügung. Der Feuerwehrmann sagt: „Die werden auch noch erweitert. Unser Ziel ist es, dass ein gewisser Lagerbestand aufgebaut ist, damit wir bei Hilfegesuchen wie aus Brasilien schneller reagieren können.“

Überschwemmungen in Brasilien
Ein Mann watet in Porto Alegre im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul durch ein von schweren Regenfällen überschwemmtes Gebiet.
Carlos Macedo. picture alliance/dpa/AP

Nach Brasilien kann die neue Hilfsorganisation natürlich nicht im Konvoi fahren. Doch für den Transport ist schon gesorgt: Ein brasilianisches Unternehmen organisiert und bezahlt für die Verschiffung. „Später wird dann ein Team von uns auch dorthin reisen und schauen, dass alles dort ankommt, wo es hin soll“, erklärt der Feuerwehrmann.

Auch wenn der erste Einsatz der Florian Firefighters Humanitarian Aid unerwartet schnell passiert, steht Bogdanski in den Startlöchern: „Der Hilferuf aus Brasilien kam plötzlich und hat uns überrascht. Eigentlich wollten wir zielgerichteter an den Start gehen. Wir stecken zwar noch in den Kinderschuhen, aber wir versuchen, dem mit Spenden und Schenkungen nachzukommen“, sagt der Moselkerner entschlossen. „Manchmal muss man eben kreativ sein. Wenn man als Feuerwehrmann oder -frau ein Hilfegesuch von Kameraden bekommt, geht einem das schon sehr nahe. Man versucht dann zu helfen, wo es nur geht.“

Spenden und Kontakte werden entgegengenommen unter der E-Mail Info@florian-germany.de Mitglied werden können Interessierte unter florian-germany.de/mitgliedschaft

Diese Utensilien werden gesammelt:

Tanklöschfahrzeuge und sämtliche andere Feuerwehrfahrzeuge, Rettungswagen jeder Art, Erste-Hilfe-Ausrüstung jeder Art, Feuerwehr-Boote, Feuerlöschpumpe TS, Feuerwehrschutzkleidung Hupf, Gummistiefel (Feuerwehr), Feuerwehrstiefel Leder, Feuerwehrhandschuhe, Feuerwehrhelme, Hitzeschutzanzüge (Feuerwehr), Handschuhe Technische Hilfe, Sturmhaube (Innenangriff Feuerwehr), Totmannmelder Innenangriff (Feuerwehr), Trennschleifer motorbetrieben, Motorsäge, Säbelsäge, Pneumatisches Rettungsgerät, Chemieschutzanzug CSA (Feuerwehr), Wärmebildkamera, Feuerpatsche (Vegetationsbrand), Stromgeneratoren bis 5 Kilowatt, Kraftstoffkanister 20 Liter, Hoologan Tool, Feuerwehraxt, Taschenlampen (Feuerwehr), Drohnen mit Wärmebild.

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