Nach 47 Minuten und 46 Sekunden ist das Ziel im Cochemer Moselstadion erreicht. Mehr als fünf Kilometer Walken liegen hinter mir, mein Puls ist bei über 100, aber ich bin zufrieden. Zum ersten Mal bin ich nicht bloß zur Berichterstattung beim Sparkassen-Firmenlauf im Cochemer Moselstadion dabei, sondern aktiv als Walkerin, eine von mehr als 1200 Teilnehmern, am Start.
Zum neunten Mal richtet die Cochemer Spielvereinigung (Spvgg) mit finanzieller Unterstützung der Sparkasse Mittelmosel den Firmenlauf in Cochem aus. Waren im vergangenen Jahr noch 1145 Teilnehmer – vom Kleinkind bis zum Senior – am Start, hat sich die Anzahl in diesem Jahr mit 1248 Läufern und Walkern noch einmal deutlich erhöht.

Teilnehmen können zwar auch Einzelpersonen, die meisten haben sich jedoch in Gruppen formiert, was man daran erkennt, dass sie gleichfarbige Shirts mit Werbeaufdruck der jeweiligen Firma, Gruppe oder Initiative, für die sie starten, tragen. Mit meinem neu-orangefarbenen Shirt der Essigkultur von Herbert Budweg bin ich nicht zu übersehen. Unsere Gruppe besteht aus insgesamt neun Teilnehmern, darunter fünf Läufer und vier Walker.

Bei sonnigem Wetter und leichtem Wind geht es um 19 Uhr los. Zuvor sind die Bambini über eine Strecke von 400 Metern gelaufen, sowie die Jugendlichen über 1000 Meter. Die Erwachsenen stellen sich nun unter einem aufblasbaren Torbogen auf der Startbahn auf. Zuvorderst die Läufer, am Ende die Walker, zu denen ich gehöre. Moderator Alfons Benz, der die Gäste im Stadion während der Veranstaltung mit Kommentaren und später auch mit Interviews unterhält, gibt das Startzeichen.
Zaungäste klatschen und feuern an
Die Menge auf der Tartanbahn, wie man die Laufbahn aus Kunststoff korrekterweise nennt, fängt an zu wabern. Bis zum eigentlichen Startpunkt, nämlich der Stelle, an der die Zeit erfasst wird, gilt es, das Stadion halb zu umrunden. Ab dann läuft die Zeit. Die Teilnehmer werden von den Stadiongästen, die sich am Rand der Laufbahn aufgestellt haben, beklatscht und angefeuert.
Vom Startpunkt aus geht es auf der Stadionstraße an der Mosel entlang in Richtung Skagerrakbrücke. Die schnellsten Läufer überqueren bereits die Brücke, während die Walker noch auf Höhe der Schiffsanleger sind. Ein paar Menschen haben sich auch hier am Straßenrand aufgestellt, um die Teilnehmenden anzufeuern. Neugierige und überraschte Blicke gibt es von Gästen, die von der Veranstaltung im Vorfeld nichts mitbekommen haben. Es ist tatsächlich ein ungewohntes Bild, das sich ihnen bietet. Schließlich schieben sich nicht jeden Tag mehr als 1200 Sportler gleichzeitig durch die engen Gassen.

Über die Brücke geht es am Sparkassengebäude vorbei. Matthias Klinkner kommentiert hier das Geschehen und hält nicht hinter dem Berg, dass ihn meine Teilnahme überrascht. Hier haben sich die meisten Schaulustigen versammelt. Die Stimmung gleicht der bei einer Großveranstaltung, die der Firmenlauf ja irgendwie auch ist. An einem Stand vor dem Bankgebäude können sich Durstige im Vorbeilaufen einen Pappbecher mit Wasser in die Hand geben lassen. Zeit, um stehenzubleiben und in Ruhe zu trinken, bleibt nicht. Wenn mein Ehrgeiz zu gewinnen auch nicht allzu groß ist, so gerate ich doch in den Sog der Sportler und lasse mich von der Masse mitreißen.
Schneller unterwegs als gewöhnlich
Speziell trainiert für den Lauf habe ich zwar nicht, fühle mich aber, da ich regelmäßig eine ähnlich lange Runde auf den Conder Berg drehe, ausreichend vorbereitet. Also eigentlich ist die Teilnahme am Firmenlauf für mich keine große Herausforderung, dennoch ist es vom Gefühl her etwas Besonderes, sich plötzlich mit anderen Teilnehmern zu messen. Ich merke, dass ich schneller unterwegs bin als sonst. Später wird sich zeigen, dass ich meine Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,5 Kilometer auf 6,5 Kilometer pro Stunde gesteigert habe. Trotzdem bleibt genug Zeit, um mich mit meiner „Nachbarin“ zu unterhalten. Elisabeth Treis und ich gehen im selben Tempo.

Durch den Briederweg geht es nun in die Ravenéstraße. Auch hier stehen Leute, die anfeuern und klatschen. Am Bahnhof vorbei führt die Strecke über die neue Brücke zurück in die Moritzburgerstraße. Gelegentlich werden Elisabeth und ich von Walkern überholt, die, um eine bessere Position zu ergattern, einen kleinen Sprint einlegen. Wir halten unser Gehtempo jedoch konsequent bei und erreichen gleichzeitig nach genau 47 Minuten und 46 Sekunden das Ziel. Die vier Walker unserer Gruppe haben am Ende in der Gesamtwertung einen dritten Platz erreicht. In der Einzelwertung bin ich in meiner Altersgruppe auf dem vierten Platz gelandet. Eine Leistung, mit der ich persönlich zufrieden bin. Geschwitzt, aber beglückt, stoßen wir mit einem Glas Sekt auf den Erfolg an. Dass Bewegung guttut, hat sich an dieser Stelle wieder einmal bewiesen.
Wer zuerst im Ziel war
Nur 16:14 Minuten brauchte Moritz Beinlich für die Strecke und holte sich damit den ersten Platz, gefolgt von Alois Ebel (16:27) und David Simon (16:58). Bei den Frauen war Viola Pulvermacher mit 21:03 Minuten die Schnellste. Ebenfalls einen Platz auf dem Siegertreppchen erreichten Andrea Balles (22:10) sowie Christina Anheier (22:47).