Was ist das Problem des neuen ÖPNV?
51 neue Buslinien sind im Dezember im Kreis Cochem-Zell eingeführt worden, sie sind ähnlich dicht vertaktet wie die im Nachbarkreis Mayen-Koblenz (seit 2021). Mit dem neuen Linienbündel „Schieferland“ hätte eine durchgängige Busverbindung zwischen Kaisersesch, Treis-Karden und Burgen eingerichtet werden sollen, der Kreis Cochem-Zell jedenfalls bezahlt dafür. Tatsächlich endet die Buslinie im beschaulichen Lützbachtal. Im 250-Einwohner-Dorf Lütz herrschen fast „städtische Verhältnisse“, wie ein Lützer süffisant bemerkt: 13 Linienbusse enden an Werktagen dort am Rondell. Nach Burgen fährt keiner – eine Verknüpfung kommt nur wie bisher durch wenige Busse zu Unterrichtszeiten zustande.
Das Problem ist, dass in Burgen die Busse wenden müssten – mangels Wendemöglichkeit an der Haltestelle „Marktplatz“ ist dies unmöglich. Und auch vom Kreis Mayen-Koblenz als zuständiger Behörde aus Gründen der Verkehrssicherheit untersagt worden. Mehrere Alternativen haben sich zerschlagen. Dafür hatte die Gemeinde Burgen ein Gutachten bestellt, das 10.000 Euro kostete.
Wieso ist eine Anbindung für Burgen, Treis-Karden und andere Dörfer so wichtig?
Seit Jahren machen sich die Ortschefs auf der rechten Moselseite für einen besseren Busverkehr stark. Das liegt auch an Veränderungen in den Dörfern. Nach dem Wegfall von Hausarzt und Apotheke in Burgen und Brodenbach zögen nicht wenige Menschen moselaufwärts. „Viele Menschen besuchen Ärzte und die Apotheke bei uns. Und verbinden dies mit einem Einkauf“, sagt Treis-Kardens Ortschef Bleser, dem zum einen der Erhalt der Infrastruktur am Herzen liegt.
Die Kreisgrenze wirkt wie die frühere Demarkationslinie – es dringt kein Bus durch.
Hans-Josef Bleser, Ortschef von Treis-Karden
Andererseits sieht er einen Bedarf: Pendler aus der Doppelgemeinde könnten im Fall einer guten Verbindung das eigene Auto stehen lassen und per Bus ins Koblenzer Verwaltungszentrum fahren. Blesers Kollege Fritz M. Bär pflichtet ihm bei: „Die Anbindung an Treis-Karden ist für uns wichtig.“ Er kritisiert, dass man die Dinge hätte ins Lot bringen können – der Vorlauf sei lange gewesen. Denn bereits im Frühjahr 2021 forderten sechs Gemeinden aus der Verbandsgemeinde Rhein-Mosel ein besseres Busangebot zwischen Burgen und Treis-Karden. Ein Gespräch der sechs Ortschefs mit den beiden Landräten in Cochem verlief im Sande.
Wie sehen die jüngsten Bemühungen für Burgen aus?
Ein Wendemanöver auf der Bundesstraße 49, damit der Bus in Richtung Treis zurückfährt, ist untersagt. Auch eine Variante, die von Bürgermeisterin Kathrin Laymann mit einer Ampelregelung ins Gespräch gebracht war, sei nicht realisierbar. Mitte März gab es einen erneuten Ortstermin mit mehreren Behörden. Ein Vorschlag davon war, den Haltepunkt in Burgen auf den Wingertsweg zu verlagern, der sich am Ortsanfang befindet.
„Dazu müsste die Gemeinde mindestens vier Grundstücke kaufen, ferner müsste der Weg verlegt und die Bundesstraße verbreitert werden“, erläutert Ortschef Bär. Kostenpunkt: rund 800.000 Euro. „Das ist angesichts unserer schwierigen Finanzen nicht zu stemmen“, so Bär. Eine weitere Alternative: Busse könnten in der Nähe des Burgener Sportplatzes ein großes Privatgrundstück zum Wenden nutzen – sofern der Eigentümer, ein Busunternehmen, zustimmt.
Im Vorfeld hatte Bär moniert, dass nach einem Gesprächstermin mit dem LBM im Februar 2022 mehr als ein halbes Jahr Funkstille gewesen sei. „Es hat sich einfach nichts bewegt.“ Jetzt steht Burgen im Regen: Der Istzustand sei sogar noch schlechter als vor Dezember 2023. Denn die Buslinie von Beltheim über Burgen nach Treis um 7 Uhr ist gestrichen worden – mit Verweis auf das neue Linienbündel. Das freilich in Lütz endet.
Ältere Damen haben sich bei mir beschwert, dass sie jetzt nicht mehr zum Doktor, zu Apotheken oder zum Einkauf nach Treis kommen.
Ortsbürgermeister Fritz M. Bär (Burgen)
„Ältere Damen haben sich bei mir beschwert, dass sie jetzt nicht mehr zum Doktor, zu Apotheken oder zum Einkauf nach Treis kommen“, schimpft Bär. Die Lage werde geprüft, sagt der zuständige Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM). „Das bisherige Fahrzeug der Linie 745 im Linienbündel Treiser Schock steht wegen neuer Verpflichtungen im Kita- und Schülerverkehr zwischen Pommern und Treis-Karden für die Verbindung nicht mehr zur Verfügung“, erläutert VRM-Sprecher Ulrich Barwinski.
Mit der Linie 31 gibt es eine durchgehende Busverbindung von Koblenz nach Treis – allerdings nur am Wochenende. Treis-Kardens Gemeinderatsmitglied Jürgen Claßen bringt eine alte Forderung ins Spiel: „Warum zieht man tagsüber an Werktagen diese Buslinie 31 nicht einfach durch?“ Der Hintergrund: Für Nachtschwärmer ist dieser Bus da, um direkt nach Treis-Karden zu gelangen.
Verlängerung hätte zu hohe Zusatzkosten
Eine Ausdehnung sei nicht machbar, entgegnet VRM-Mann Barwinski. Eine Verlängerung der Linie 31 über Burgen hinaus wäre mit hohen Zusatzkosten verbunden. „Darüber hinaus ist der Bahnhof Karden mit Gelenkbussen und Doppelstockbussen – wie sie aufgrund der hohen Fahrgastzahl auf der Linie 31 notwendig sind – aus verkehrstechnischen beziehungsweise städtebaulichen Gründen wie engen Straßen nicht anfahrbar“, so Barwinski. Ebenso sei eine Brücke in Treis-Karden aufgrund ihrer eingeschränkten Belastbarkeit für Gelenkbusse- oder Doppelstockbusse nicht ausgelegt. Im Übrigen fahre der eine Nachtbus deswegen rechts der Mosel zwischen Burgen und Koblenz.
Man braucht mit dem Finger nicht auf andere zu zeigen – Politik- und Verwaltungsversagen beginnt nicht erst im weit entfernten Berlin. Nein, es rumpelt in Amtsstuben, zumal wenn die Rede auf Burgen kommt.Kommentar zur schlechten ÖPNV-Verbindung zwischen Treis und Burgen: „Ein Spiel ohne Ausweg“
Auf der anderen Seite sei ein Nachtbus zwischen Koblenz und Treis-Karden im Einsatz, der halte nicht einmal in Burgen. VRM-Geschäftsführer Stephan Pauly hat in einer Pressekonferenz in Cochem kürzlich versichert, dass „wir alles dafür tun werden, damit wir Burgen ermöglichen, sich am ÖPNV zu beteiligen“. Fritz Bär indes fühlt sich veräppelt, er sagt: „Wir sind raus.“