Zur offiziellen Inbetriebnahme hat Ulmens Verbandsbürgermeister Alfred Steimers zur Besichtigung der Räumlichkeiten eingeladen. „Wir haben bewusst einen Monat gewartet, denn zuerst waren die Patienten dran“, betont Steimers und fügt schmunzelnd hinzu: „Es wäre ja seltsam gewesen, wenn wir am ersten Tag gleichzeitig mit den ersten Patienten schon hier aufgeschlagen wären.“
Es war eine Herkulesaufgabe, die der Bürgermeister und seine Mitarbeiter dort zu stemmen hatten. Aber jetzt, da das MVZ an den Start gegangen ist, sieht man den Verantwortlichen die Erleichterung förmlich an. Und es gibt bereits erste positive Rückmeldungen. „Es läuft besser als erwartet“, erklärt auch Verwaltungsangestellte Lisa Unzen, die zusammen mit ihrer Kollegin Tanja Schug die Geschäftsführung der Einrichtung übernommen hat. Um das Projekt realisieren zu können, hat die Verbandsgemeinde Ulmen eine Anstalt Öffentlichen Rechts (AöR) gegründet, über die nun die Verwaltung läuft. „Nur die Abrechnungen macht das Praxisteam selbst“, sagt Unzen.
Und Steimers betont: „Ohne die Unterstützung der Mitarbeiter wäre das alles gar nicht umsetzbar gewesen.“ Damit gemeint ist nicht nur die Verwaltungsarbeit, sondern auch die ehrenamtliche Unterstützung. Einige ehemalige VG-Angestellte sowie Bürger aus Stadt und Umland waren bei den Renovierungsarbeiten – beispielsweise beim Streichen des alten Mobiliars – behilflich. „Die Praxis war in die Jahre gekommen, da musste was gemacht werden“, erklärt Dagmar-Angelika Jessel, leitende Ärztin des MVZ.
Lichtdurchfluteter Wartebereich
Das Haus im Alten Weg in Ulmen wurde in den 1940er-Jahren von dem praktischen Arzt und Geburtshelfer Asoklis erbaut und später an den niedergelassenen Hausarzt Rainer Feindel vermietet. Heute betritt man das Haus über einen großen lichtdurchfluteten Wartebereich.
An den Wänden vermitteln Fotografien von Ulmen und Umgebung eine vertraute, heimelige Atmosphäre. Auch der Anmeldebereich ist neu gestaltet. Dort wirkt wie gewohnt das bewährte neunköpfige Praxisteam. Das apfelgrüne Band, das die Wände ziert, hilft den Patienten dabei, sich zu orientieren und weist gleichzeitig den Weg zu den Behandlungsräumen. Neben Labor, Ultraschall und vier Sprechzimmern wurde auch ein Notfallraum eingerichtet, der über einen zweiten Eingang barrierefrei zu erreichen ist. „Hier können im Notfall auch Liegendtransporte für eine Erstversorgung ankommen“, sagt Jessel.
Praxis hat noch Kapazitäten
Der Betrieb läuft langsam an. Die ersten Patienten sind vor vier Wochen in der Praxis angekommen. „Wir gehen zwar schon, aber springen tun wir noch nicht“, bestätigt Jessel schmunzelnd. Die Kapazitäten der Praxis sind noch nicht ausgeschöpft. Derzeit vertritt Jessels Vorgänger Rainer Feindel die noch erkrankte Kollegin Sandra Wagner. Die Cochemerin wird im nächsten Monat als Teilzeitkraft zu dem Team dazustoßen. „Die Patienten haben immer Sorge, dass wir niemanden mehr aufnehmen. Doch dem ist nicht so“, sagt Jessel beruhigend.
Zur offiziellen Eröffnung begrüßt Steimers auch Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KVRLP). „Ohne deren Unterstützung hätte das MVZ nicht errichtet werden können“, betont der VG-Chef. Um das Projekt zu realisieren waren viele Schritte notwendig, Vorausgegangen war die Schließung einer der Hausarztpraxis Feindel Ende vorigen Jahres. Der Mediziner musste sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen und hat lange erfolglos nach einem Nachfolger gesucht (die RZ berichtete).
Aus der Not wurde die Idee für ein MVZ geboren. „Letztlich gab ein Bericht in der Rhein-Zeitung den Ausschlag. Denn daraufhin meldete sich die nun leitende Ärztin bei uns“, sagt Steimers. Auch die KVRLP freut sich über den mutigen Schritt der Verwaltung. „Das erste MVZ entstand in Rheinland-Pfalz. Inzwischen gibt es etliche mehr. Ein guter Ansatz, um den rund 300 offenen Hausärztesitzen zu begegnen“, betont Nadja Moreno von der KV.
Freiwillige halfen bei der Renovierung der Räume
Viel Zeit blieb den Verantwortlichen für die Umsetzung nicht, denn die Auszeit sollte möglichst kurz gehalten werden. „Glücklicherweise haben die umliegenden Arztpraxen so lange die Versorgung der Patienten übernommen“, sagt Steimers. Dank der Unterstützung freiwilliger Helfer ging auch die Renovierung der Räume zügig voran. „Es wurden einige räumliche Veränderungen vorgenommen, damit die Praxis zeitgemäßer und freundlicher wirkt. Hier wurde bis zum letzten Tag geschafft“, weiß Jessel.
Ziel der leitenden Ärztin ist es nun, aus der Praxis eine Weiterbildungspraxis zu machen, um jungen Medizinern eine Perspektive zu bieten. Nicht nur in Bezug auf die Ausbildung, sondern auch, um junge Menschen in die Eifel zu bringen. Die Ärztin dankt der VG für „das mutige Tun“. „Wenn aus einem kleinen Schritt in die richtige Richtung ein neuer Weg wird, haben wir alles richtig gemacht“, sagt sie.