Der Hunsrücker Jürgen Hoffmann tritt für FWG und FDP zur Bürgermeisterwahl in der VG Zell - So will er Politik gestalten
Erklärend will er für die Heimat viel bewegen: Jürgen Hoffmann tritt zur Bürgermeisterwahl in VG Zell an
Diesen Rastplatz mit Aussicht auf Blankenrath nutzt Jürgen Hoffmann gerne, wenn er zur Ruhe kommen möchte. Für FWG und FDP tritt der 44 Jahre alte Hunsrücker zur Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde Zell an. Doch womit will er die Wähler von sich überzeugen?
David Ditzer

Für Jürgen Hoffmann ist es ein Glücksfall, das Gros seiner Zeit wieder im Hunsrück und im Zeller Land zu verbringen. „Ich komme von hier, und ich gehöre hierhin“, sagt der 44-Jährige, der bis zum vergangenen Jahr in Sosberg lebte und nun in Blankenrath zu Hause ist.

Dass er auch vom Beruf her wieder mehr Zeit in seiner Heimat verbringen kann, hängt damit zusammen, welchen Stellenwert das Arbeitsmodell „Homeoffice“ infolge der Corona-Pandemie gewonnen hat. Jetzt will Hoffmann, der seit Jahrzehnten auch kommunalpolitisch aktiv ist, noch mehr für seine Heimat bewegen. Deshalb tritt er als Kandidat für die Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde (VG) Zell an. Die Freien Wähler und seine eigene Partei, die FDP, haben ihn nominiert. Doch wofür steht Hoffmann? Was will er erreichen?

Gut gelaunt empfängt Jürgen Hoffmann die RZ in seiner Wohnung in Blankenrath. „Es macht gerade richtig Spaß, unterwegs zu sein und mit den Leuten zu reden“, sagt er. Aus Gesprächen mit den Menschen nimmt er Themen mit, die auf der Ebene des VG-Rats, in dem der Hunsrücker schon lange für die FDP sitzt, so vielleicht noch nicht in voller Tiefe angekommen sind. Bei Besuchen in Ratssitzungen habe er etwa erfahren, „dass sich viele Ortsgemeinden ein wenig in der Luft hängend fühlen“. Sie fragten sich, was sie machen dürften und könnten, wofür es Fördergeld gebe. „Wir müssen erreichen, dass wir aus der VG-Verwaltung heraus proaktiv auf neue Förderprogramme hinweisen.“

Digitalisierung ist unabdingbar

Dazu müsse die Verwaltung enger mit den Gemeinden verzahnt werden, hält Hoffmann fest. Ähnlich wichtig sei eine zentrale Übersicht über noch freie Gewerbe- oder Wohnbauflächen – um bei Anfragen vermitteln zu können. „Es gibt den bekannten Ausspruch, die VG-Verwaltung sei Schreibstube der Ortsgemeinden“, erläutert Hoffmann. „Von diesem Begriff müssen wir wegkommen.“ Die Verwaltung soll zu einer Serviceplattform werden – für die Ortsgemeinden, aber auch für die Bürger. Und möglichst viele Services sollen vom heimischen PC aus nutzbar sein. „Es ist die Digitalisierung, die wir hinbekommen müssen. Das wird nicht einfach und da ist noch viel zu tun, nicht zuletzt was IT und Sicherheit angeht, aber es führt kein Weg daran vorbei.“

Digitalisierung – ein Mittel zu größerer Bürgerfreundlichkeit. Und sie erlaubt es, aus starren Zeitmodellen und Zwängen einer früheren Arbeitswelt auszubrechen. Hoffmann, der für die luxemburgische Bank BGL BNP Paribas als Analyst und Kreditentscheider für Unternehmen arbeitet, hat es selbst erfahren. Erst die Ausweitung der Homeofficemöglichkeiten erlaubte es ihm, seinen Zweitwohnsitz in Trier aufzugeben „und wieder komplett nach Hause zu kommen“.

Medizinische Versorgung muss besser werden

Sicher, bürgerfreundlich, nachhaltig zukunftsfest, so will Hoffmann das Zeller Land gestalten, falls die 12.730 Wahlberechtigten in der rund 16.000 Einwohner zählenden VG ihm am 3. Juli ihr Vertrauen schenken. Die medizinische Versorgung und ein wachsendes Hausärzteproblem sind eine Herausforderung. „Man kann da nur Anreize setzen, aber wir müssen uns auch hübsch machen als Region“, unterstreicht Hoffmann.

Glasfaser bis zur Haustür, Vermittlung von Wohnraum und Kitaplätzen, umfassende Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten, vieles spielt da mit hinein. „Und es geht auch nicht ohne monetären Anreiz“, sagt Hoffmann. Er kann sich zum Beispiel vergünstige Kredite für junge Menschen vorstellen, die sich als Ärztinnen oder Ärzte auf dem Land niederlassen wollen.

Oder dass ein Kredit in einen Zuschuss umgewandelt wird, wenn jemand als Mediziner acht oder zehn Jahre geblieben ist. Hoffmann: „Im Zweifel hat jemand in der Zeit dann schon mehrere Leben gerettet und in der Region Wurzeln geschlagen.“ Und ein Ärztehaus könne ein probates Mittel sein, Dienste aufzuteilen und Überlastung zu verhindern. Investitionen in überregionale Katastrophenschutzkonzepte und in die Ausstattung der Feuerwehren sind unerlässlich, nicht zuletzt angesichts neuer Gefahren, die etwa der Klimawandel mit sich bringt – Stichwort: Starkregen. „Zum Beispiel an der Zeller Grundschule haben wir gesehen, dass uns so etwas jederzeit auch treffen kann.“

Tourismus und Energiewende über die Kreisgrenzen hinweg

Über VG- und Kreisgrenzen hinweg das Gespräch zu suchen, sei wichtig, um das Zeller Land zum Beispiel auch im Tourismus oder in puncto Energiewende weiterzubringen. Der Auf- und Ausbau eines überregionalen Radwegenetzes und eine schlüssige Vernetzung vorhandener Wanderwege stehen auf der Aufgabenliste des Hunsrückers, sollte er Bürgermeister werden. Für eine stärkere Fotovoltaiknutzung sollten öffentliche Dach- oder Parkflächen in Betracht kommen. Ein Interkommunales Gewerbegebiet wäre im Zeller Land sinnvoll. „Aber nicht gegen die Menschen“, betont Hoffmann. „Sie mitzunehmen, auch Einwände und Belange des Naturschutzes ernst zu nehmen, das ist wichtig.“

In verständlichen Worten viel erklären, so will Hoffmann als Bürgermeister der VG Zell Politik machen – wenn er gewählt wird. „Ich bin ein ruhiger und sachlicher Mensch“, sagt er über sich. „Aber Humor ist auch absolut wichtig, ohne Humor geht es nicht.“ Dass das nicht nur so dahergesagt ist, zeigen Outtakes zu einem Vorstellungsvideo, die Hoffmann auf seiner Kandidatenseite bei Facebook gepostet hat. Für seine Kandidatur war es ihm wichtig, dass Familie und Freunde hinter ihm stehen. Und wenn er auf andere Gedanken kommen will, greift Hoffmann zu einem Buch, vorzugsweise einem Krimi, gerne auch im Freien. „Ich bin kein Städter. Wenn ich aus dem Fenster gucke, ist es mir wichtig, die Landschaft zu sehen.“ Am liebsten Hunsrück und Mosel.

Spontan: Vervollständigen Sie bitte folgende Sätze ...

Die RZ fragt, Jürgen Hoffmann antwortet.

Die Coronazeit hat mir … am Anfang Angst gemacht. Sie hat mich aber auch darin bestärkt, dass wir vieles leisten und überstehen können, gerade auch mithilfe der Wissenschaft. Sie hat mir zudem gezeigt, wie viel Arbeit vom Homeoffice aus zu erledigen ist.

Mein politisches Vorbild ist … Hans-Dietrich Genscher, weil mir seine ruhige, besonne Art imponiert hat. Er hat die Dinge stets mit verständlichen Worten erklärend angepackt und versucht, die Menschen mitzunehmen – gemäß der Devise „Freiheit geht nur mit Verantwortung“.

Ich würde mich als Bürger der VG Zell wählen, weil … ich Dinge hinterfrage, Lösungen erarbeiten und erklären und für alle Bürger da sein möchte. dad

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