Zum Gedenken an die Pandemie setzt Jürgen Kochems ein Zeichen
Erinnnerung ans Corona-Jahr: Wegkreuz in Neef lädt zum Innehalten ein
Zum Gedenken an die hoffentlich bald überstandene Zeit der Corona-Pandemie hat Jürgen Kochems dieses hölzerne Wegkreuz in einem Wingert bei Neef erschaffen. Den Standort dafür hat er keinesfalls zufällig gewählt. Foto: Ulrike Platten-Wirtz
Ulrike Platten-Wirtz

Neef. Wer den Friedhof von Neef erreichen will, muss einen steilen Weg hinauf zum Petersberg überwinden. Gut, dass es auf halber Strecke einen Rastplatz gibt, von dem aus man einen herrlichen Ausblick auf die Mosellandschaft hat. Neben Ruhebank und Tisch wurde hier kürzlich auch ein Wegkreuz aufgestellt. Zu verdanken hat die Gemeinde das dem Hobbybastler Jürgen Kochems. „In Süddeutschland sind meine Frau und ich schon oft solchen Wegkreuzen begegnet, die zum Innehalten und zur Besinnung einladen. Das hat uns immer gut gefallen“, erklärt der 77-Jährige.

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In seiner Hobbywerkstatt im Keller seines Wohnhauses entstehen normalerweise Weihnachtskrippen mit allerlei Zubehör, überwiegend aus Holz. Mit den Bastelarbeiten bereichert Jürgen Kochems dann das Angebot auf dem Weihnachtsmarkt in Cochem. Doch voriges Jahr fiel der Marktverkauf wegen Corona aus und auch der kommenden Saison sieht Kochems eher skeptisch entgegen. „An Artikeln für den Weihnachtsmarkt fehlt es mir nicht, doch noch mehr Waren wollte ich mir nicht auf Lager legen“, gesteht er. Deshalb hat sich der rührige Rentner etwas anderes einfallen lassen. Da er gern mit Holz arbeitet, ist das Wegkreuz als Gedenkkreuz an die Corona-Pandemie entstanden. „Corona ist zurzeit ja noch in allen Köpfen“, sagt er. Damit man sich später an die hoffentlich gut überstandene Zeit erinnert, hat Kochems auch eine hölzerne Tafel angebracht, auf der er die Worte „Gedenken an Corona 2020“ eingraviert hat. Das Baumaterial hatte er sozusagen noch auf Lager. „Eigentlich sollte aus dem Holz eine Eichenbank entstehen. Jetzt ist es aber ein Gedenkkreuz geworden, von dem auch alle Vorbeigehenden etwas haben“, sagt er. In seiner Hobbywerkstatt hat Jürgen Kochems alle Teile zugeschnitten und einfach an den richtigen Stellen zusammengefügt. Ganz so leicht, wie es klingt, war es dann aber doch nicht. „Es hat schon einige Wochen Arbeit gekostet, bis das Kreuz fertig war“, sagt Ehefrau Christel. Genau wie ihr Mann macht auch sie auf dem Weg zum Friedhof gern an dem Aussichtspunkt Rast und genießt dabei den Blick auf die Landschaft.

Gegenüber liegen der Bremmer Calmont sowie die Josefshöhe über St. Aldegund. Das von Jürgen Kochems gebaute Wegkreuz hat in der Neefer Weinlage „Am Asserberg“, umgeben von einer Weinbergpfirsichplantage, seinen Platz gefunden. Mannshoch ragt es aus der Erde. Ein hölzernes Kruzifix ziert die massiven Eichenbalken. „Die Herrgottsfigur habe ich von meinen Eltern geerbt. Zeitlebens hing sie schützend über deren Ehebett“, sagt Kochems. Viele Jahre hat Jürgen Kochems die Figur aufgehoben, bis sie jetzt am Wingertskreuz eine neue Bestimmung gefunden hat. Damit das Sinnbild des christlichen Glaubens auch gut vor Witterungseinflüssen geschützt ist, hat Jürgen Kochems dem Gedenkkreuz auch ein Dach verpasst; sogar mit Kupfereindeckung. Rund zwei Zentner wiegt das massive Holzkreuz nach Schätzung des Experten. „Das trägt man nicht so einfach davon“, scherzt Kochems. Beim Aufstellen hat der Senior sich aber Unterstützung vom Gemeindearbeiter geholt.

Eingelassen in einen Stahlschuh, damit das Holz nicht fault und das Kreuz auch einem Sturm standhält, wurde es mit einem 80 Zentimeter tiefen Fundamt versehen. Damit auch im Umfeld alles perfekt ist, hat Jürgen Kochems am Fuß des Wegkreuzes auch noch einen Rosenstrauch gepflanzt. In Zukunft können Vorbeigehende hier nicht nur Rasten, sondern auch eine kurze Zeit der Besinnung einlegen.

Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Platten-Wirtz

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