Diese einleitenden Sätze von Schlagersängerin Vanessa Mai lassen es die junge Eiflerin in der Show schon erahnen, bevor ihr Name tatsächlich fällt: „Mein Herz schlägt den ganzen Abend schon für eine Dame. Und ich fand‘s auch toll, dass in der Abstimmung diese Dame auch schon mit dabei war. Du bist ganz bezaubernd, und wir fänden’s wirklich toll, wenn Du mit in der Band bist, meine liebe …“ Als Mai dann wirklich den Namen „Karina“ ausspricht, „musste ich das erst einmal verarbeiten“, blickt Kortlüke zurück. „Aber dann habe ich mich einfach riesig gefreut.“
Mit ihr freuen sich Eltern, Freunde – und vermutlich alle rund 800 Kaifenheimer. Allein: In dieser besagten Sekunde weiß nur die junge Frau selbst von ihrem Glück. Und sie muss auch noch eine Weile für sich behalten, denn die Episode von „Luke! Die Greatnightshow“ wurde zwei Tage zuvor aufgezeichnet. „Ich habe das dann erst einmal in einem kleinen Rahmen gehalten“, erzählt die Kaifenheimerin. Ihren Eltern, Thongsai und Hans-Joachim Kortlüke, sagte sie jedoch sofort Bescheid. In alle Welt ausgestrahlt wurde Karina Kortlükes Castingerfolg dann am 13. November.
Dabei hielt das Ende des groß angelegten Blitzcastings einer Band zunächst einen Schockmoment für die Teilnehmer bereit: Von 30 Gesangstalenten hatten es in einem mehrstufigen Verfahren zehn – fünf junge Frauen, fünf junge Männer – in die Finalshow geschafft und wähnten sich schon in der Band, weil Mockridge vorgegeben hatte, eine Boy- und eine Girl-Band zu suchen. Doch Mockridge trieb die Spannung auf die Spitze: Die Jury (Vanessa Mai, Nico Santos, Thomas Hermanns) und die zehn jungen Leute selbst sollten weiter aussieben, die Spreu vom Weizen trennen und ihre besten vier küren. Vier Sänger und/oder Sängerinnen, eine Band: 4OUR.
Das Fiese: Das erste 4OUR-Mitglied hatten die Teilnehmer selbst zu küren. Wie? Ganz simpel, indem jeder einen Namen auf einen Zettel schrieb, aber nicht den eigenen. Die übrigen drei Bandmitglieder würde die Jury küren müssen. Schon in der beschriebenen „Abstimmung“, von der später auch Vanessa Mai sprechen sollte, heimste Karina Kortlüke drei Stimmen ein. Nur Hanna Michalowicz (21) aus Neuwied brachte es auf mehr: vier. Juror Nico Santos entschied sich überraschend für Manuël Stepanov (19), der im Voting der Teilnehmer keine Rolle gespielt hatte. Mai wählte Karina Kortlüke und Thomas Hermanns sprach sich für den auch von den Teilnehmern gewünschten Tim Konrads (18) aus.
Für Kortlüke und ihre drei Mitstreiter war es der vorläufige Höhepunkt einer Reise, die schon im Sommer begonnen hatte. Anfang Juli hatte sich Kortlüke „aus Jux und Dollerei“ fürs Bandcasting in der „Greatnightshow“ beworben. Den entsprechenden Videoaufruf, den Mockridge über das soziale Netzwerk Instagram verbreitete, hatte die Kaifenheimerin von einer Freundin bekommen. Ihr Bewerbungsvideo und eine Vorauswahl mit Tanz- und Gesangsprofis in Köln brachten sie bis in die Finalshow.
Dabei stand Kortlüke bis dahin eher auf kleineren Bühnen, beispielsweise mit der Funkengarde, der kleinen wie der großen, in der Gemeindehalle Kaifenheim oder bei einem Musical der Realschule plus in Kaisersesch. Am Gymnasium Cochem, wo Kortlüke 2018 ihr Abitur bestand, war Darstellendes Spiel ihre große Leidenschaft. Ob sie jetzt ein „Star“ im Eifeldorf Kaifenheim ist? Lachend sagt die junge Frau angesichts der Corona-Pandemie: „Das weiß ich nicht. Bislang habe ich niemanden groß getroffen.“ Sie fügt hinzu: „Aber ich glaube schon, dass es einige gesehen haben.“ Bescheiden, bodenständig, warmherzig, klug – so kommt die Eiflerin am Telefon rüber. Doch wie geht’s weiter für sie, jetzt, wo sie im Blitzverfahren den Schritt von der kleinen auf die große Bühne geschafft hat? „Ich hoffe, dass es für mich in die Richtung geht, weiter Musik machen zu können.“ Gerade jetzt merkt sie aber auch, was das für ein Privileg ist. „Es gibt gerade viele Künstler, die in diesen schwierigen Zeiten gerade nicht auf der Bühne stehen können“, konstatiert sie
Also hat Kortlüke ihren Plan B selbstverständlich schon im Kopf: ein Studium, möglichst ein musisches oder darstellerisches Fach soll's sein. „Auf jeden Fall etwas Kreatives.“ Und mit ihrer Band 4OUR hat sie am Freitag einen eigens von Nico Santos geschriebenen Song veröffentlicht: „Don’t Wanna Go Home“. Die Bühnenpremiere wird am Montag zu sehen sein (siehe Zusatztext).