Energie zu sparen oder sie, wenn möglich, für den eigenen Bedarf gar selbst zu erzeugen – angesichts der aktuellen Krise und massiv gestiegener Preise verfolgen viele Menschen im Kreis Cochem-Zell diesen Ansatz. Diplom-Ingenieur Bernhard Andre, Energieberater für die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, gibt sein Fachwissen regelmäßig an Cochem-Zeller weiter. Die Termine in den Räumen der Kreisverwaltung Cochem-Zell – neun pro Beratungstag – sind ganzjährig nachgefragt.
Eine Frage steht derzeit im Zentrum vieler Beratungsgespräche, die Energieberater Bernhard Andre in Cochem führt: Welche Alternativen gibt es zur Öl- oder Gasheizung, um die eigenen vier Wände zu erträglichen Preisen warm zu bekommen? Etliche Ratsuchende bevorzugen eine Wärmepumpe, konstatiert Andre. „Bei vielen bestehen aber Bedenken, ob diese für ältere, eher wenig energetisch sanierte Gebäude mit Heizkörperheizung geeignet sind.“
Fußboden- statt Heizkörperheizung?
Grundsätzlich werden Wärmepumpen den erneuerbaren Energiesystemen zugeordnet, führt der Ingenieur aus: „Sie nutzen Umweltwärme als Wärmequelle, die mithilfe elektrischer Antriebssysteme auf ein höheres Temperaturniveau angehoben wird, damit sie zum Heizen und gegebenenfalls zur Warmwasserbereitung genutzt werden kann.“ Aus diesem Prinzip folgt dann der Grundsatz: „Je höher die Temperatur der Wärmequelle und je niedriger die erforderliche Heizungsvorlauftemperatur ist, umso effizienter arbeitet die Wärmepumpe.“
Deshalb sei in der Tat eine Fußboden- anstelle einer Heizkörperheizung ideal für die Nutzung einer Wärmepumpe. „Aber auch mit Heizkörperheizungen lassen sich Wärmepumpen mit vertretbarer Effizienz betreiben“, sagt Andre. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Vorlauftemperatur gesenkt werden kann. Dies gelinge, indem die Heizverluste reduziert (Dämmung Wärme übertragender Bauteile) werden und/oder indem die Abgabeleistung erhöht (Austausch der Heizkörper) werde.
Auch der Glas- oder Fenstertausch bietet enormes Potenzial bei der Reduzierung der Verlustleistung.
Bernhard Andre
Dem Energieberater zufolge können Heizverluste in vielen vor 1995 erbauten Gebäuden „mit vertretbarem Aufwand durch zusätzliches Dämmen von Decken und Innenwänden gegen unbeheizte Räume“, zum Beispiel Keller oder Dachboden, verringert werden. Andre: „Auch der Glas- oder Fenstertausch bietet enormes Potenzial bei der Reduzierung der Verlustleistung.“ Generell hält der Fachmann das Dämmen von Innenbauteilen, die beheizte von unbeheizten Räumen trennen, für „sehr hilfreich“.
„Hier ist die Dämmung auf dem Boden der obersten Geschossdecke zum unbeheizten Speicher besonders empfehlenswert“, unterstreicht Andre. „Den zukünftigen Herausforderungen werden Gesamtdämmstärken von mindestens 25 Zentimetern gerecht. Vorhandene Dämmung kann mitberücksichtigt und sollte verstärkt werden.“
Das hilft nicht nur dabei, im Winter keine Heizenergie zu verpulvern. Die Wohnräume seien unter einer gedämmten Geschossdecke auch „gegen sommerlichen Wärmeeintrag in kommenden Hitzesommern gewappnet“. Und: „Nach eingehender Information kann die Dämmung der obersten Geschossdecke meist sehr gut in Eigenleistung durchgeführt werden“, konstatiert Andre. Generell räumt der Energiefachmann allerdings ein, dass das Thema Dämmen, das darauf abzielt, den Strom- und Heizenergiebedarf zu reduzieren, momentan „nicht oder eher selten“ gefragt ist. Ein Schwerpunkt seiner Beratungsgespräche ist das kostengünstige Erzeugen von Wärme und Strom. Die Fotovoltaik, also die Gewinnung von Sonnenstrom, steht ganz hoch im Kurs.
Ein stationärer Batteriespeicher bleibt immer nur eine Option und keine Bedingung im Zusammenhang mit einer Fotovoltaikanlage.
Bernhard Andre
Eine Fotovoltaikanlage bleibt auch deshalb eine wirtschaftlich interessante Investition, weil die Bedingungen für den Kauf und Betrieb solcher Anlagen in den vergangenen Monaten deutlich attraktiver geworden sind. Andre: „Bei Anlagen bis 30 Kilowatt Leistung muss sich zukünftig niemand mehr mit den Steuern beschäftigen.“ Zudem werde die Mehrwertsteuer auf den Preis einer Fotovoltaikanlage und/oder eines Batteriespeichers auf null gesenkt. Wobei der Energieberater festhält: „Ein stationärer Batteriespeicher bleibt immer nur eine Option und keine Bedingung im Zusammenhang mit einer Fotovoltaikanlage.“
Aber was ist aus Sicht des Fachmanns von sogenannten Balkonkraftwerken zu halten? „Steckerfertige Fotovoltaikmodule sind eine einfache und schnelle Möglichkeit, um erneuerbaren Strom zu produzieren und großteils selbst in Haus oder Wohnung zu nutzen.“ Allerdings führe die derzeit eingeschränkte Verfügbarkeit zu deutlich erhöhten Anschaffungskosten. Wen das nicht störe, der dürfe ein oder zwei Module mit maximal 600 Watte Anschlussleistung betreiben. Je 100 Watt Leistung könnten bei Südausrichtung etwa 80 Kilowattstunden Strom über das Jahr erzeugt werden.
Wer nicht gleich selbst Strom erzeugen oder umfassend dämmen will, für den hält Andre einen weiteren Energiespartipp bereit, und zwar die ständige Betriebsbereitschaft des Heizkessels einzuschränken. Außerhalb der eingestellten Heizzeiten gehe ein Öl- oder Gaskessel in der Regel in den Absenkbetrieb. Der Energieberater stellt jedoch heraus: „Häufig ist der Abschaltbetrieb zumindest in der Übergangszeit und normal kalten Wintern die deutlich effizientere Wahl.“ In massiv gebauten und gut gedämmten Wohngebäuden kühlen die Wohnräume nämlich selten so stark ab, dass sie während der Absenkzeit zusätzliche Heizenergie benötigen.
Andre: „Im Absenkbetrieb trägt quasi jeder Brennerstart nur dazu bei, den Kessel warmzuhalten und erhöht den Energieverbrauch und Verluste der Heizungsanlage.“ Er empfiehlt, sich die entsprechende Regelung in der Betriebsanleitung des Kessels aufmerksam durchzulesen. „Ratsam ist, den Ausgangszustand und jede kleine Änderung zu dokumentieren.“ Auf diese Weise ließen sich Einstellungsänderungen gegebenenfalls jederzeit wieder rückgängig machen.
In den Broschüren „Strom vom Balkon“ und „Heizung mit Qualität“ der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz sind wichtige Tipps zusammengefasst. Weitere gibt's im Netz unter www.energieberatung-rlp.de.