Daun/Cochem-Zell
Endstation Sehnsucht? Dampfloks und Schienenbusse verkehren nicht mehr auf Eifelschiene

Daun/Cochem-Zell - So schnell kann es gehen: Gerade erst war in der Debatte des Kreistags Vulkaneifel über die Zukunft der Eifelquerbahn gewarnt worden, dass auch die Freizeitfahrten gefährdet sind, wenn die Reaktivierung des Streckenabschnitts von Gerolstein bis Kaisersesch nicht kommt, da ist es schon passiert. Jörg Petry, Geschäftsführer der Vulkaneifelbahn-Betriebsgesellschaft (VEB), hat verkündet, dass der Vertrag über die Freizeitfahrten über 2012 hinaus nicht verlängert wird. Das bedeutet: Nach zwölf Jahren im Einsatz bleiben die historischen roten Schienenbusse, landläufig auch „Ferkeltaxis“ genannt, ab dem kommenden Jahr im Depot. Die Politiker im Kreis Cochem-Zell sehen dies mit gemischten Gefühlen.

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Daun/Cochem-Zell – So schnell kann es gehen: Gerade erst war in der Debatte des Kreistags Vulkaneifel über die Zukunft der Eifelquerbahn gewarnt worden, dass auch die Freizeitfahrten gefährdet sind, wenn die Reaktivierung des Streckenabschnitts von Gerolstein bis Kaisersesch nicht kommt, da ist es schon passiert. Jörg Petry, Geschäftsführer der Vulkaneifelbahn-Betriebsgesellschaft (VEB), hat verkündet, dass der Vertrag über die Freizeitfahrten über 2012 hinaus nicht verlängert wird. Das bedeutet: Nach zwölf Jahren im Einsatz bleiben die historischen roten Schienenbusse, landläufig auch „Ferkeltaxis“ genannt, ab dem kommenden Jahr im Depot. Die Politiker im Kreis Cochem-Zell sehen dies mit gemischten Gefühlen.


Eine Kreistagsmehrheit hatte in Daun Landrat Heinz Onnertz beauftragt, bei den Verhandlungen mit dem Zweckverband Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Rheinland-Pfalz und dem Land gegen die Millioneninvestitionen in Erhalt und Ausbau der Strecke sowie dessen Bewirtschaftung im Stundentakt zu stimmen. War der Kreistagsbeschluss Auslöser für die Entscheidung der VEB? „Es war aus meiner Sicht ein falsches Signal, aber letztlich nur noch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat“, erklärt Petry. Seine Kritik richtet sich vor allem gegen das Land, das „sich seit Jahren um eine längst überfällige Entscheidung drückt“. Schon 2005 habe es einen Reaktivierungsbeschluss für den Abschnitt Kaisersesch–Ulmen gegeben, „und es nichts passiert.“ 2009 sei der Beschluss für die gesamte Strecke Gerolstein–Kaisersesch erfolgt, „und auch danach ist nichts passiert.“
Die Freizeitfahrten seien stets nur als Übergang bis zur Einrichtung eines regulären, modernen Schienennahverkehrs gesehen worden. Da der nicht in Sicht sei, fehle der VEB auch die Perspektive, weiterzumachen. Aus seiner Sicht ist es nur möglich, die Schieneninfrastruktur zu erhalten, wenn es einen regelmäßigen Personennahverkehr gebe und entsprechend investiert werde. „Bei Einnahmen von etwa 350 000 Euro standen uns nach Abzug aller Kosten jährlich gut 120 000 Euro zur Erhaltung der Strecke zur Verfügung. Damit sollen auf 52 Kilometern gut 60 Bahnübergänge, diverse Brücken und mehr in Schuss gehalten werden. Diese Rechnung konnte auf Dauer nicht aufgehen“, sagt der VEB-Geschäftsführer. Er kritisiert die immer wieder genannte Summe von 40 Millionen Euro, die für eine Reaktivierung nötig gewesen wäre. „Die Strecke an sich hat eine noch ordentliche Substanz, deshalb müsste nie so viel Geld reingesteckt werden.“
Für die Stadt Ulmen ist die Entwicklung „ein schwerer Schlag“, wie Stadtbürgermeister Günther Wagner betont. Dass mittwochs die Dampflok und wochenends der rote Schienenbus in den Bahnhof einzogen, entpuppte sich als Zuschauermagnet. „Das war ein Erlebnis, in der Stadt war deswegen immer einiges los“, so Wagner. Viele Gäste seien eigens wegen der Bahnattraktion ins Städtchen gekommen – und hätten auch Einzelhandel und Gastronomie einiges zugutekommen lassen. Wirtschaftlich nehme jetzt die gesamte Strecke mit allen betroffenen Kommunen schweren Schaden.
Als schlimmsten anzunehmenden Fall, neudeutsch „Worst Case“, bezeichnet Alfred Steimers das, was der Eifelschiene in seinem Beritt droht. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Ulmen kehrt ebenfalls den wirtschaftlichen Wert des Freizeitverkehrs heraus. „Wir haben davon sehr profitiert, mehrere Hundert Menschen warteten auf den Schienenbus oder die Dampflok“, sagt er. Er habe die Hoffnung nicht fahren lassen, dass es noch eine Lösung gibt.
Von neuer Bewegung auf der Strecke hatte sich Albert Jung viel versprochen. „Wir haben auf die touristische Inwertsetzung gesetzt und uns von der Reaktivierung versprochen, dass beispielsweise der Schiefergrubenweg bei Leienkaul besser angebunden wird“, erläutert der Verwaltungschef der VG Kaisersesch. Zweiter Aspekt: Angesichts von vielen Schülern, die Schulen in Daun besuchen, „wäre ein Schienenbus im Stundentakt für Schüler sinnvoll gewesen“.
Jedes (angekündigte) Ende einer Entwicklung birgt die Chance zum (Neu-)Beginn. So sieht es Landrat Manfred Schnur. Die Kündigung der VEB Eifelquerbahn sei „bedauerlich“. Aber sie könne, so hofft Schnur, „zu neuen strukturellen Überlegungen führen, welche Zukunft nun wirklich die Eisenbahn in der Eifel hat.“ Von Stephan Sartoris und Thomas Brost

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