Theaterverein Dohr überzeugt sein Publikum
Eine vermeintliche Leiche in der psychiatrischen WG: Theaterverein Dohr in neurosigen Zeiten
Das Dohrer Ensemble verwandelt die Kleinkunstbühne in eine psychiatrische Einrichtung. Foto: Thomas Esser
Thomas Esser

„Neurosige Zeiten”. teils freiwillig, teils aufgrund gerichtlicher Verfügung befinden sich die Mitglieder einer offenen WG in entsprechender Therapie. Wie viel Chaos das beinhaltet, zeigt der Theaterverein Dohr. Denn hier kommen Patienten mit neurotischem Gehabe, eine Patientin mit sozialer Phobie und eine weitere mit Sexsucht zusammen.

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Auch nach 13 Jahren Aufführungen weiß das Ensemble des örtlichen Theatervereins sein Publikum nach wie vor auf der mit viel Liebe zum Detail eingerichteten Kleinkunstbühne des Dohrer Bürgerhauses zu beeindrucken. Letztere beherbergt im Rahmen des amüsanten Dreiakters „Neurosige Zeiten” von Winnie Abel den Gemeinschaftsraum einer psychiatrischen Einrichtung.

In diesem treffen Mitglieder einer offenen Wohngemeinschaft aufeinander, die sich hier wegen ihres Allgemeinzustandes teils freiwillig, teils aufgrund einer gerichtlichen Verfügung in entsprechender Therapie befinden. Allein die unterschiedlichen Typen der WG-Mitglieder und deren ausgeprägte Macken bringen die Theaterbesucher zum herzhaften Lachen.

Eine Komödie für Erwachsene

Gleichwohl ist die turbulent-erotische Komödie mit dem Zusatz „für Erwachsene” versehen, was sich bereits in den Anfangsszenen als zutreffend bestätigt. Denn zu einem Patienten mit neurotischem Gehabe gesellt sich überdies eine Patientin mit sozialer Phobie und eine weitere mit Sexsucht. Im Geschehen sind es gerade diese Charaktere und ihre verbalen Auseinandersetzungen, die den Unterhaltungsfaktor garantieren. Und davon kann man keinen der trefflich agierenden Aktiven ausnehmen.

Zur lustigen Geschichte: Die CEO eines bekannten Pharma-Unternehmens, Agnes Adolon (Ines Grundmann), ist gegenüber männlichen Bediensteten wiederholt sexuell anzüglich geworden, was ihr einen gerichtlichen Zwangsaufenthalt in der Einrichtung bescherte. Daraus macht sie keinen Hehl und verbirgt neben reichlich Beate-Uhse-Lektüre auch passende Spielzeuge im Gepäck. Dazu gesellt sich Finanzbeamter Hans (Peter Lauxen), der im Sekundentakt lebt und sich als Reinlichkeitsneurotiker wie ein Derwisch durch die Anstalt putzt. Waltraud (Nadja Lenz-Fritzen) hat dagegen eine extreme Angst vor Mitmenschen entwickelt, während Marianne (Annemarie Becker) sich als penetrante Stalkerin gegenüber dem Schlagerstar Hardi Hammer (Ingo Köhler) entpuppt.

Oberaufsicht über die bald zusammenwachsende Gruppe hat Frau Dr. Dr. Ilse Schanz (Jaqueline Lescher), was diese zumindest vermutet. Zu regelmäßigen Aktivabenden tritt die deutlich unterbelichtete Therapeutin Luna (Julie Williams) auf den Plan. Und um das bevorstehende Chaos zu vervollständigen, verirrt sich Herta (Stephie Erdmann) für eine Tupperparty in die Einrichtung. Dabei wird sie nach einem unsanften Zusammenstoß mit der Eingangstür unbeabsichtigtes Unfallopfer von Waltraud – und zunächst für tot gehalten. Die vermutete Leiche erfährt eine wahre Odyssee bezüglich ihrer Unterbringung.

Tochter lügt über Aufenthalt in Psychiatrie

Die Aufführung erreicht Spitzenformat, als die Hotelchefin und Mutter von Agnes, Cécile Adolon (Caroline Lauxen), ihrer Tochter einen Besuch abstattet. Unwissend darüber, dass sie sich in einer psychiatrischen Anstalt befindet, vermutet sie, im Anwesen ihrer Tochter zu residieren. Die diesbezüglich zuvor eingenordeten und mit einem jeweiligen Auftrag versehenen WG-Mitglieder stellt ihr Tochter Agnes als Hausbedienstete vor.

Eine verabreichte Zwangsjacke und eine unfreiwillige Nacht in der Gummizelle folgen. Eine aufklärende Erlebniserinnerung von Schlagerstar Hardi, in dessen Schlepptau sich die hyperaktive Reporterin Susi Stutzke (Ilse Lauxen) befindet, garantiert abschließend ein für alle Parteien versöhnliches Finale.

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