Wie sich das Weihnachtsfest im Lauf der Jahre verändert hat
Eine Familie aus Cochem vergleicht: Weihnachten 1980 und heute
Ludmila und Heiko Kreutz aus Cochem vergleichen Weihnachten, wie es in den 1980ern war, mit dem Fest heute. Die RZ hat die Familie besucht. Die Kinder Milan (7) und Jana (4) haben eine Wunschliste geschrieben. Vergangenes Jahr jedenfalls hatten sie Erfolg damit. Foto: Ulrike Platten-Wirtz
Ulrike Platten-Wirtz

Ein Apfel und selbstgemachte Karamellbonbons zu Weihnachten: Unvorstellbar für die Kinder von heute, ein tolles Weihnachtsgeschenk für die Kinder von damals. Aber wie genau hat sich das Fest im Lauf der Jahre verändert? Ludmila und Heiko Kreutz aus Cochem vergleichen Weihnachten, wie es in den 1980ern war, mit dem Fest heute. Die RZ hat die Familie besucht.

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Dass die Generation der Nachkriegskinder noch mit einem Apfel und selbstgemachten Karamellbonbons zum Fest zufrieden war, ist aus Erzählungen der Eltern und Großeltern hinreichend bekannt. Aber als es später mit der Wirtschaft bergauf ging, stiegen auch die Ansprüche. Obwohl an Weihnachten die Geburt von Jesus Christus als Erlöser der Welt im Mittelpunkt steht, haben Geschenke, als Zeichen der Freude und Zuneigung, einen immer höheren Stellenwert eingenommen.

Auf der Wunschliste von Milan (7) und Jana (4) stehen ein Ninjaschwert, Superman-Spielfiguren, eine Babypuppe und Slime. Geschenke, die sich vermutlich viele Gleichaltrige in ähnlicher Form wünschen. Spielsachen, die Spaß machen und zudem auch einen pädagogisch-wertvollen Hintergrund haben. „Man muss nur aufpassen, dass die Anzahl an Geschenken nicht überhandnimmt“, betont Ludmila Kreutz. Die 37-Jährige erinnert sich an ihre eigene Kindheit. „Damals gab es auch schon tolle Geschenke, aber nicht so viele wie heute“, sagt sie.

Welche Geschenke früher für Enttäuschung gesorgt haben

Was genau sie sich in dem Alter, in dem ihre Kinder jetzt sind, gewünscht hat, weiß die Lehrerin nicht mehr. Sie erinnert sich allerdings noch gut daran, dass sie als Kind eine Barbie samt Kutsche bekam, über die sie sich damals sehr freute. Geschenkt wurden aber nicht nur Spielsachen und Süßigkeiten, sondern auch Gebrauchsgegenstände, erinnert sich Ehemann Heiko. „Wenn das Päckchen sich weich anfühlte, wusste man schon, dass es sich um Socken oder etwas anderes zum Anziehen handelte und war ein bisschen enttäuscht“, lacht er.

Die besonderen Wünsche, die das Christkind bringen sollte, trug der heute 46-Jährige als Kind in ein spezielles Heftchen des Cochemer Spielwarengeschäfts Schwandtke ein. „Man bekam dort so einen kleinen Katalog und konnte drei Sachen ankreuzen. Ich glaube, das war auch mit einem Gewinnspiel verknüpft“, sagt er. Ob er früher einen Herzenswunsch hatte, weiß er nicht mehr. „Aber es gab sehr schöne Geschenke“, erinnert er sich. Der Älteste von drei Geschwistern, die in Alflen aufwuchsen, weiß noch von einem Kicker sowie Lego- und Playmobilspielsachen.

Schönste Erinnerung: Feiern mit der Großfamilie

Aber das Schönste in seiner Erinnerung, ist das gemeinsame Feiern mit der Großfamilie. „Die Großeltern sowie deren vier Kinder mit Familien wohnten alle im Dorf. Da lag es nahe, dass man auch an Weihnachten zusammen feierte. Und zwar im Haus der Großeltern“, sagt er. Die gute Stube wurde für die Bescherung mit einem Vorhang vor neugierigen Kinderblicken verschlossen und erst nachdem das Christkind da war, durften die Kinder in die Stube und ihre Geschenke auspacken. Dass die große Familie gemeinsam feierte, mit Onkeln und Tanten, Cousins und Cousinen, denen man beim Auspacken der Geschenke natürlich auch helfen durfte, war das Allerschönste für die Kinder damals.

Bei uns war es so, dass das Christkind kam, wenn wir unterwegs waren. Das hatte immer etwas Besonderes, fast Magisches für uns.

Ludmila Kreutz, Cochem

Heute wird das Fest der Feste in der Regel im engeren Familienkreis begangen. Kleine Rituale aus der eigenen Kindheit haben sich aber bis heute gehalten. „Bei uns war es so, dass das Christkind kam, wenn wir unterwegs waren. Das hatte immer etwas Besonderes, fast Magisches für uns“, sagt Ludmila.

Mit ihren Kindern macht Familie Kreutz nach dem Besuch eines Kindergottesdienstes deshalb am Heiligabend noch einen kleinen Spaziergang. Wieder zu Hause, werden dann draußen noch Wunderkerzen entzündet. Und wie durch Zufall sieht man plötzlich, dass das Dachfenster offensteht und das Haus hell erleuchtet ist. Das ist dann das untrügliche Zeichen dafür, dass das Christkind da war. Und tatsächlich liegen unter dem Weihnachtsbaum auch schon Geschenke.

Wunschliste für das Christkind

Was das Christkind bringen sollte, hatte Milans und Janas Opa vorher auf einem Zettel notiert und an die himmlische Adresse weitergeleitet. „Das hat voriges Jahr geklappt“, freut sich Jana. Sie flüstert dabei ganz ehrfürchtig und hofft im Stillen, dass sich ihre Wünsche auch in diesem Jahr erfüllen. Um die festliche Stimmung zu untermalen, werden im Hause Kreutz Weihnachtslieder gesungen. Auch das ist in der Familie eine Tradition, die gern weitergeführt wird.

Eine Weihnachtsgans oder -pute kommt in der Familie nicht auf den Tisch. „Bei uns gab es früher auch kein bestimmtes Weihnachtsessen, sondern das variierte von Jahr zu Jahr“, sagt Ludmila Kreutz. Bei der jungen Familie hat es sich inzwischen eingebürgert, an Heiligabend Raclette zu machen. „Die Kinder lieben es“, sagt Ludmila. Und statt stundenlang in der Küche zu hantieren, bleibt mehr Zeit für die Familie. Und das ist an Weihnachten doch immer noch das Schönste, egal ob vor 40 Jahren oder heute.

Was kostet das Fest?

Um seinen Liebsten zum Fest eine Freude zu bereiten, werden bundesweit am häufigsten Gutscheine sowie Bargeld verschenkt. Auch das Smartphone gehört zu den beliebten Geschenken, gefolgt von Büchern, Kosmetik, Süßigkeiten und Spielzeug. In den 1980er Jahren kam vor allem Unterhaltungselektronik unter den Weihnachtsbaum.

Der Walkman war damals „das“ Geschenk für Jugendliche und junge Erwachsene. Kinder stellten ihre Geduld sowie ihre motorischen Fähigkeiten damals mit dem Zauberwürfel auf die Probe. Wie tief man für Weihnachtsgeschenke in die Tasche greift, ist laut Statistik Wohnort abhängig. Im Jahr 2019 wurden in Berlin pro Kopf durchschnittlich 450 Euro ausgegeben, während es in Sachsen lediglich 220 Euro waren. Rheinland-Pfalz lag mit durchschnittlichen Ausgaben von rund 350 Euro im Mittelfeld. Im vorigen Jahr wurden bundesweit durchschnittlich rund 525 Euro pro Kopf für Geschenke ausgegeben. Zehn Jahre zuvor waren es noch 338 Euro. Quelle: Statista

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