Klinikschließung auf dem Barl
Ein letztes Aufbäumen in Zell und ein Funken Hoffnung
Engagierte Kämpfer für das Krankenhaus Zell: Reiner Göderz, Leiter der Herzsportgruppe (vorne rechts), und Dr. Jürgen Adler, ehemaliger Notarzt aus Blankenrath.
Winfried Simon. RZ

Zwar ist die letzte Mahnwache gegen die Schließung des Krankenhauses in der Moselstadt Zell gehalten. Doch Hunderte Menschen machten deutlich: Ihr Kampf um eine angemessene Notfallversorgung geht weiter.

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Es ist ein trauriger, ein schwarzer Tag für die Stadt Zell, für das Zeller Land und für zahlreiche Gemeinden darüber hinaus: Das Krankenhaus Zell gibt es seit dem 1. Juli nicht mehr. Es soll in ein Gesundheitszentrum (MVZ) umgewandelt werden – wie immer das auch ausgestattet sein wird. Der Träger, die Katharina Kasper ViaSalus GmbH, hat das seit 1886 bestehende Krankenhaus – zunächst ansässig in der Innenstadt, später auf dem Barl – aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen.

Am Montagabend sind dennoch wieder Menschen zur sogenannten Mahnwache gekommen. Menschen, die weiter für ihr Krankenhaus kämpfen, Menschen, die befürchten müssen, im Falle eines medizinischen Notfalls nicht rechtzeitig behandelt zu werden.

Sirenengeheul als Weckruf für Politiker in Mainz und Cochem

Diesmal sind es rund 250. Und sie haben eine weithin sichtbare Unterstützung. Feuerwehren der Verbandsgemeinde Zell haben ihre Fahrzeuge postiert, um 20 Uhr ertönen die Sirenen – nochmals ein lautstarker Weckruf an die Politiker in Mainz und Cochem, die, so die besorgten Protestler, nichts gegen die Schließung unternommen haben. Die 18 roten Kreuze – jedes steht für 1000 Einwohner, für die das Zeller Krankenhaus bislang die Notfallversorgung war – sind nun schwarz gestrichen. Auch viele der Menschen, die gekommen sind, sind schwarz gekleidet. Auf dem Platz vor dem Krankenhaus mitten unter den vielen Menschen steht ein offener Sarg, um ihn herum sind Grableuchten aufgestellt. Auf einem Zettel steht: „Wird der Weg zu weit, steht ein Sarg bereit.“

Paul-Ludwig Mertes aus Pünderich, der, wie viele andere, bereits an zahlreichen Mahnwachen teilgenommen hat, sagt: „Es geht um unsere Gesundheit. Was hier geschieht, ärgert mich ungeheuerlich. Man fühlt sich so ohnmächtig.“ Gisela Gassen aus Zell fordert: „Wir brauchen eine ständig bereite Notfallversorgung und keine, die bereits um 16 Uhr schließt.“

Horst Reis spricht für die Bürgerinitiative.
Winfried Simon. RZ
„Wir brauchen hier in Zell eine 24/7-Notfallversorgung, die also an allen Tagen und allen Stunden erreichbar sein muss.“
Horst Reis, Mitorganisator der Mahnwachen auf dem Barl

Horst Reis tritt ans Mikrofon. Er hat alle, jeweils an einem Montagabend stattfindenden Mahnwachen mit organisiert und ist einer der Sprecher der Bürgerinitiative. Er hält Rückblick über die Geschehnisse rund um das Klinikum. Er erinnert an die Online-Petition des Krankenhaus-Seelsorgers Gregor Doege, an die Demonstrationen in Mainz, Cochem und Zell, an die Unterschriftenaktionen und schließlich an den Bürgerentscheid: 87,3 Prozent der teilnehmenden Bürger im Kreis Cochem-Zell hatten sich seinerzeit für den Erhalt des Krankenhauses ausgesprochen.

Reis bedankt sich bei den zahlreichen Leserbriefschreibern, die immer und immer wieder auf die dramatischen Folgen der Schließung aufmerksam machten. Und er kritisiert scharf die Landesregierung in Person von Gesundheitsminister Clemens Hoch und die Cochem-Zeller Landrätin Anke Beilstein. Jegliche Kritik pralle an ihr ab. Horst Reis macht deutlich: „Wir brauchen hier in Zell eine 24/7-Notfallversorgung, die also an allen Tagen und allen Stunden erreichbar sein muss.“

Feuerwehren aus der ganzen VG Zell zeigen sich solidarisch mit den Protestierenden.
Winfried Simon. RZ

VG-Bürgermeister: In Sachen Notfallversorgung geht der Kampf weiter

Jürgen Hoffmann, Bürgermeister der VG Zell, stellt resignierend fest: „Wir haben gekämpft, leider ohne Erfolg.“ In Sachen Notfallversorgung werde man weiter kämpfen – mit Unterstützung der Bevölkerung.“ Das sieht der Bürgermeister der VG Traben-Trarbach, Marcus Heintel, der unter den Protestierenden ist, ebenso.

Martina Hüttl und Gerrit Fischer, Allgemeinmediziner in Bremm, ergreifen das Wort. Auch sie werden mit viel Beifall bedacht. Fischer geht auf die gesamte Gesundheitspolitik ein und sagt: „Wir haben einen eklatanten Pflege- und Ärztemangel. Aber die Politik schweigt das Thema tot.“

Der Bürgerentscheid war ein eindeutiges Votum.
Winfried Simon. RZ

Der letzte rechtliche Schritt scheint noch nicht gegangen

Und auch Dr. Jürgen Adler ist da. Adler, ein ehemaliger Notarzt aus Blankenrath, hat einen Rechtsstreit gegen das Land Rheinland-Pfalz angestoßen. Vor dem Verwaltungsgericht Koblenz hat er einen Eilantrag gegen die Schließung des Krankenhauses eingereicht.

Frank Klaus, ebenfalls sehr aktiv in der Bürgerinitiative, erläutert das Verfahren: Am 26. Juni 2025 habe das Verwaltungsgericht Koblenz den Antrag Adlers auf Erlass einer einstweiligen Anordnung gegen die Schließung des Zeller Krankenhauses abgelehnt. Zuvor sei dem Antragsteller die Möglichkeit einer erneuten Stellungnahme mit Frist zum 27. Juni gegeben worden. Klaus: „Einen Tag vor Ablauf der durch das Gericht gesetzten Frist kam nun der ablehnende Beschluss. Die ergänzenden Argumente wurden vom Gericht also nicht mehr berücksichtigt.“ Gegen diese Entscheidung des Verwaltungsgerichts besteht die Möglichkeit, bis zum 10. Juli Beschwerde einzulegen, über die das Oberverwaltungsgericht Koblenz entscheiden würde. Die Beschwerde müsste bis zum 28. Juli begründet werden.

War die Vorgehensweise des Gerichts zulässig?

Klaus macht deutlich: „Wir lassen derzeit rechtlich prüfen, ob die Vorgehensweise des Gerichts zulässig war, und beraten über die Einlegung einer Beschwerde. Ich gehe davon aus, dass wir das in Angriff nehmen werden.“

Der Leiter der Herzsportgruppe Zell, Reiner Göderz, ergreift das Wort, ebenso Willi Döpgen. Beide engagieren sich von Beginn an in der Bürgerinitiative. Döpgen wählt sehr deutliche Worte: „Was hier geschieht, ist ein Skandal. Das alles war von langer Hand vorbereitet. Es werden Milliarden Euro ins Militär investiert, aber bei den Krankenhäusern findet eine Abrüstung statt.“

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