Infrastruktur Stadtrat wartet Bodengutachten ab
Eichenstraße in Zell: Vollausbau weiter umstritten
Ist es zwingend nötig, die Eichenstraße auf dem Barl in Zell im Vollausbau zu erneuern oder würde eine Reparatur reichen? In dieser Frage will der Stadtrat nun noch ein Bodengutachten abwarten. Foto: Archiv Ditzer
David Ditzer

Zell. Um ihre Straßen in einen vernünftigen Zustand zu versetzen, hat die Moselstadt Zell ein Straßenausbauprogramm für die Jahre 2017 bis 2021 aufgelegt. Es war erneut Thema in der jüngsten Sitzung des Zeller Stadtrats. Im Falle der Unteren Barlstraße vergab das Gremium die Ingenieurleistungen zum Ausbau einstimmig (bei einer Enthaltung) an das Ingenieurbüro Karst (Nörtershausen). Was den Ausbau der Eichenstraße auf dem Barl angeht, vertagte der Rat diese Vergabe (17 Stimmen für die Vertagung, eine dagegen). Hier will der Rat zunächst die Ergebnisse eines Bodengutachtens abwarten. Es soll unter anderem Aufschluss darüber geben, ob die Straße für gut 900 000 Euro netto im Vollausbau erneuert werden muss.

Der geplante Ausbau der Eichenstraße hat in der Vergangenheit zum Teil heftige Diskussionen ausgelöst. Grund sind die immensen Kosten, die zu 70 Prozent von den Bewohnern der Abrechnungseinheit aufgebracht werden müssen, in der die Eichenstraße liegt. Die Stadt Zell, die 30 Prozent der Kosten trägt, greift auf wiederkehrende Ausbaubeiträge zurück, um den Anwohneranteil am Ausbau städtischer Straßen gegenzufinanzieren. Doch wäre eine Reparatur (Austausch Trag- und Deckschicht), die allein die Stadt bezahlen müsste, im Falle der Eichenstraße nicht wirtschaftlicher? „Es gibt genügend Menschen auf dem Barl, die sich darüber Gedanken machen“, sagte Hanjo Börsch, Sprecher der SPD-Fraktion im Sitzungssaal des städtischen Rathauses.

Eichenstraße genauer in Augenschein genommen

Johannes Dillig vom Simmerner Ingenieurbüro Dillig hat die Eichenstraße, die Anfang der 1970er-Jahre gebaut worden war, genauer in Augenschein genommen. „Mindestens 50 Prozent der Straße müssten im Vollausbau gemacht werden“, sagte er, nach Erfahrungswerten urteilend. Bei einer bloßen Reparatur kämen zum Beispiel die vorhandenen Senkungen im Bereich der Hausanschlüsse und Risse in der Fahrbahn in zehn bis 15 Jahren wieder durch. Dillig unterstrich: „Zweimal in 20 Jahren zu reparieren wäre teurer als einmal ein Vollausbau.“

Helmut Halbleib, Leiter des Abwasserwerks der Verbandsgemeinde (VG) Zell, nahm dazu Stellung, in welchem Zustand sich die Kanäle der Straße befinden. Ein Drittel müsste im offenen Graben erneuert werden, zwei Drittel wären im Inlinerverfahren, also ohne Grabung, sanierbar. Halbleib: „Wir folgen in dem Fall dem Ausbauprogramm der Stadt.“ Jürgen Grünewald von der technischen Bauverwaltung der VG ergänzte, die Wasserversorgung wolle die Anschlüsse in jeden Fall erneuern. Überdies solle ein Leerrohr für Glasfaserkabel verlegt werden.

Stadtrat hatte den Vollausbau bereits beschlossen

Karl Heinz Simon, Bürgermeister der VG Zell, erinnerte daran, dass der Stadtrat den Vollausbau der Eichenstraße bereits beschlossen habe. Die Vergabe der Ingenieurleistungen (für rund 78 000 Euro brutto) sei nur ein weiterer Schritt auf dem Weg. CDU-Fraktionssprecher Lothar Bremm sagte: „Wir wollen gerne auf das Bodengutachten warten, um unserer Sorgfaltspflicht hinterhergekommen zu sein.“ Es gehe auch darum, „den Bürgern zu zeigen, dass wir uns intensiv damit auseinandersetzen“. SPD-Mann Börsch bemerkte in Replik auf den VG-Chef, der Rat könne immer noch klüger werden und hinterfragen, „ob das sinnvoll ist, was wir da seinerzeit beschlossen haben“. Also verständigte sich Rat darauf, für die Eichenstraße zunächst die Resultate des Bodengutachtens abzuwarten.

Was den Ausbau der Unteren Barlstraße in Kaimt angeht, so gingen die nötigen Ingenieurleistungen für rund 36 000 Euro ans Büro Karst Ingenieure (Nörtershausen). Hier liegen die Ergebnisse eines Bodengutachtens vor. „Der Baugrundgutachter empfiehlt einen Vollausbau“, sagte Ingenieur Oliver Karst. Die Planung für die Bauarbeiten, die rund 450.000 Euro netto kosten sollen, wurde der Bevölkerung schon vorgestellt. Helmut Halbleib merkte an, man könne die Kanäle hier überwiegend im Inlinerverfahren reparieren, Kopflöcher brauche es für Hausanschlüsse. Darüber hinaus wolle man die Einmündung am Mosel-Hamm-Ufer optimieren.

Zu den Baukosten sagte Ingenieur Karst: „Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster: Ich gehe davon aus, dass wir diesen Kostenbetrag nicht brauchen werden.“ Grund: Anders als erwartet, wurde für die Straße bituminöser Asphalt verbaut, kein Teer. Deshalb werden Deponiekosten niedriger ausfallen.

Von unserem Redakteur David Ditzer

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