Hiltrud Etzkorn schließt mit weiteren elf Frauen und einem Mann den Befähigungskurs ehrenamtliche Sterbebegleitung ab
Ehrenamtlicher Hospizdienst: Das Leben Sterbender würdig begleiten
Zwölf Frauen und ein Mann haben einen Befähigungskurs zur ehrenamtlichen Sterbebegleitung abgeschlossen. Im Vordergrund Pfarrer Thomas Werner, Vorsitzender des Christlichen Hospizvereins Cochem-Zell. Fotos: privat/Brigitte Meier

Der Begriff „Hospiz“ löst bei vielen Menschen immer noch Angst und Ablehnung aus. Dabei sollte doch die Aussicht, sich am Ende des Lebens in würdiger und liebevoller Obhut zu wissen, ein Trost sein. „Leider werden die Begriffe Sterbebegleitung und aktive Sterbehilfe oft verwechselt“, bedauert Hiltrud Etzkorn, die ihren Mitmenschen als ehrenamtliche Sterbebegleiterin einen ganz besonderen Dienst der Nächstenliebe erweist.

Zwölf Frauen und ein Mann haben einen Befähigungskurs zur ehrenamtlichen Sterbebegleitung abgeschlossen. Im Vordergrund Pfarrer Thomas Werner, Vorsitzender des Christlichen Hospizvereins Cochem-Zell. Fotos: privat/Brigitte Meier

Die 66-jährige Rentnerin aus Münstermaifeld hat sich dem Christlichen Hospizverein Cochem-Zell angeschlossen, der aktive Sterbehilfe ganz entschieden ablehnt.

„Wir verstehen Sterbebeistand als Lebensbeistand“, ist ein Grundsatz des Hospizvereins, an den sich auch Hiltrud Etzkorn hält. Das war schon immer ihre Einstellung als gläubige Christin, lange bevor sie am Befähigungskurs ehrenamtliche Sterbebegleitung teilnahm. Sie war Gemeindesekretärin der evangelischen Kirchengemeinde in Zell und hatte durch Pfarrer Thomas Werner, den Vorsitzenden des Hospizvereins, Einblick in den Aufgabenbereich der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Sterbebegleitung. Die Bücher von Cicely Saunders (1918–2005), die als Pionierin der modernen Hospizbewegung und Palliativmedizin gilt, bestärkten sie in ihrem Wunsch, als Rentnerin ehrenamtlich Sterbende und ihre Angehörigen zu betreuen.

Hiltrud Etzkorn ist ehrenamtliche Sterbebegleiterin beim Christlichen Hospizverein Cochem-Zell.
Brigitte Meier

Um sich auf diese verantwortungsvolle Aufgabe vorzubereiten, hat Hiltrud Etzkorn zusammen mit weiteren elf Frauen und einem Mann an einem Befähigungskurs teilgenommen, der vom Hospizverein Cochem-Zell und der Fachstelle für ambulante Hospizarbeit beim Caritasverband Mosel-Eifel-Hunsrück angeboten wurde. In dem durch Module unterteilten Kurs von Oktober 2021 bis März 2022 ging es um „ganz verschiedene Aspekte, die für die Arbeit der ehrenamtlichen Mitarbeiter von Bedeutung sind“, erklärt Pfarrer Werner.

Die Themen behandelten unter anderem persönliche Erfahrungen mit Sterben, Krankheits- und Grenzerfahrungen, Kommunikation mit Sterbenden und Strategien der Trauerbewältigung und -begleitung. Praktika in verschiedenen ambulanten und stationären Hospiz- und Palliativeinrichtungen vermittelten hautnahe Erfahrungen, etwa zum Stichwort wie „Distanz und Nähe“. Außerdem lernten die Kursteilnehmer die Geschichte der Hospizbewegung und das Konzept der ambulanten Hospizarbeit kennen.

Mit diesem fundierten theoretischen Wissen und dem kurzen Einblick in die Praxis verfügen die neuen Sterbebegleiter über das Rüstzeug für ihre künftigen Einsätze am Sterbebett. Hiltrud Etzkorn gibt zu, dass sie noch viele Erfahrungen sammeln muss. Dennoch geht sie gelassen und ruhig an ihre Aufgabe heran. Sie ist sicher, dass ihr fester Glaube an das Leben nach dem Tod, „das ein schöneres sein wird“, ihr die Kraft geben wird, auch belastende Situationen aushalten zu können. Im Übrigen wird sie ihre eigenen Befindlichkeiten hintanstellen: „Wichtig sind nur die Wünsche des Sterbenden. Wenn er reden möchte, höre ich zu, wenn er unruhig ist, vermittle ich Stille und Geborgenheit, etwa durch Gebete oder kleine Geschichten, und wenn er es möchte, halte ich seine Hand.“

Die Ehrenamtlichen des Hospizvereins unterstützen auch die Angehörigen in ihrem Schmerz und ihrer Trauer. „Wenn wir da sind, können sie sich einmal Zeit für sich selbst nehmen. Und wenn sie es wünschen, hören wir auch ihnen zu.“ Die Würde des Menschen bis an sein Lebensende wahren, so fasst Hiltrud Etzkorn ihre Motivation zusammen. Darunter versteht sie auch, dass die Palliativmedizin alles tun muss, um sterbenskranke Patienten von schweren Schmerzen zu befreien. Die Ehrenamtlichen müssen sensibel für die Bedürfnisse und Wünsche des Sterbenden und der Angehörigen sein. Sie erkennen, wann ihre Anwesenheit erwünscht ist und wann nicht, und sie müssen wissen, wann eine hauptamtliche Sterbebegleitung eingeschaltet werden sollte.

Kraft für ihr nicht gerade einfaches Ehrenamt schöpft Hiltrud Etzkorn vor allem aus ihrem christlichen Glauben, aber auch aus ihrer Familie, die ihr stets den Rücken stärkt. Auch Gespräche mit den erfahrenen Sterbebegleitern helfen ihr, das so besondere Ehrenamt zu meistern. Hiltrud Etzkorn freut sich auf ihre Aufgabe: „Im Praktikum habe ich schon erfahren, wie gut das Gefühl ist, sterbende Menschen in Würde zu begleiten.“

Nähere Infos: www.caritas-mosel-eifel-hunsrueck.de und www.christlicher-hospizverein-cochem-zell.de

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