Wer auf der Bundesstraße B 49 zwischen Ellenz-Poltersdorf und Senhals unterwegs ist, kann das alte Bauwerk leicht übersehen. Von Bäumen und Gestrüpp überwuchert, hat die ehemalige Brauerei Senhals schon bessere Zeiten gesehen. Dort, wo früher einmal Bier gebraut wurde, ist heute nur noch eine Ruine übrig. Und die soll jetzt verkauft werden. Von dem einst stattlichen Haupthaus, das als Wohn- und Lagerhaus genutzt wurde, steht nur noch die Fassade, das dahinterliegende Kelterhaus ist nur bruchstückhaft erhalten. Allein der Bierkeller mit seinen 7 Meter hohen Wänden ist noch intakt.
Dennoch hat die Alte Brauerei Senhals, die auf der gegenüberliegenden Moselseite von Mesenich liegt, ihren früheren Charme noch immer nicht ganz verloren. Auf der Internetseite eines Maklers aus der Eifel wird die alte, denkmalgeschützte Brauerei mit Baujahr 1854 als Ruine mit einem riesigen kathedralenähnlichen Keller angeboten.

Pater Haase, ehemaliger Ortsbürgermeister von Mesenich, hat das Anwesen vor einigen Jahren erworben. „Für den symbolischen Preis von 1 Euro“, sagt er und fügt schmunzelnd an. „Und den hat der Nachlassverwalter damals auch noch selbst zum Notartermin mitgebracht.“ Haases Intention war es, das geschichtsträchtige Gebäude vor dem Verfall zu bewahren. „Geschafft habe ich es leider nicht“, bedauert er. In erster Linie ging es ihm darum, die Fassade zu erhalten.
Um die Last nicht alleine schultern zu müssen, hat Haase mit vier weiteren Mitstreitern vor sieben Jahren den Förderverein „Alte Brauerei Senhals“ gegründet. Offiziell gehört das Gelände zur Gemarkung Senheim. Der Verein ist inzwischen als gemeinnützige Institution anerkannt und zählt 20 Mitglieder. „Zu wenige, um viel zu bewegen, es ist nicht leicht, ein solches Objekt zu unterhalten. Wir haben immer wieder Aktionen gestartet, doch große Fortschritte haben wir nicht gemacht“, erklärt Haase.

Als vor einigen Monaten ein Makler auf ihn zukam, weil er potenzielle Interessenten für Objekte dieser Art habe, stimmte Haase zu, das Anwesen zum Verkauf anzubieten. Seit drei Monaten wird der verlassene Ort im Internet angeboten. „Es waren auch schon einige Kaufinteressenten vor Ort“, weiß Haase.
An den Besichtigungen nimmt er selbst nicht teil. Sich das Objekt ohne den Makler anzuschauen, ist allerdings verboten. „Das ist nicht nur Hausfriedensbruch, sondern auch viel zu gefährlich“, betont er. Möglicherweise könnten sich Steine vom Mauerwerk lösen und herunterfallen. Ein Bauzaun sichert das Gelände an der B 49 zwischen Senhals und Ellenz-Poltersdorf vor dem unbefugten Betreten.
In Eigeninitiative hatte Haase seinerzeit den Zaun angebracht und auch erste Rodungsarbeiten durchgeführt. „Aber das Grünzeug wächst schneller als wir es schneiden können“, gesteht er.
„Es waren auch schon einige Kaufinteressenten vor Ort.“
Peter Haase
Was die potenziellen Kaufinteressenten mit der Ruine anfangen könnten. „Es gibt immer wieder Leute, die genügend Geld haben und es in ein historisches Anwesen investieren wollen“, sagt Haase. Es gebe durchaus Potenzial, meint er. Die Idee des Fördervereins sei beispielsweise gewesen, den Keller von einem Statiker vermessen zu lassen und zu prüfen, inwieweit dieser begehbar gemacht werden kann. „Das wäre dann ein idealer Ort für Veranstaltungen“, betont Haase.
Zudem stehen die Mauerreste auf einem mehr als 2000 Quadratmeter großen Grundstück. Laut Angaben des Maklers auf dessen Internetseite ist der Bau weiterer Gebäude auf dem Gelände allerdings nicht möglich.
Auch nach einem Besitzerwechsel wären die Mitglieder des Fördervereins aber weiterhin dazu bereit, sich aktiv für den Erhalt der Alten Brauerei einzusetzen. „Natürlich nur, sofern der Käufer damit einverstanden ist“, sagt Haase.
Bewegte Geschichte begleitet das Anwesen
Die Alte Brauerei an der Mosel hat immerhin eine bewegte Geschichte zu erzählen. Fördervereinsmitglied und Mesenichs Dorfchronist Martin Arens hat schon vor einigen Jahren die entsprechenden Daten zusammengetragen. Demnächst soll daraus ein Buch entstehen, das im Rhein-Mosel-Verlag veröffentlicht wird. Nicht die erste Verwendung für ein Buch, denn das alte Gemäuer diente auch schon einmal als Schauplatz für einen Kriminalroman.
Erbaut wurde das Anwesen, das aus drei Gebäudekomplexen besteht vor mehr als 170 Jahren. Der Grund, in einer Weinregion eine Brauerei zu errichten, erklärt Haase wie folgt: „Im 19. Jahrhundert wurde der Tourismus erfunden“, sagt er. Davor sei man nur des Handels wegen gereist. Doch betuchte Engländer entdeckten damals die Mosel als Urlaubsgebiet, nicht zuletzt inspiriert von den Landschaftsbildern romantischer Maler. Auf das gewohnte englische Bier wollte man auf Reisen jedoch nicht verzichten und da Einfuhrzölle hoch waren, beschloss ein englischer Geistlicher, im Jahr 1854 an der Mosel an besagter Stelle eine Bierbrauerei zu erbauen.
Auch Hühner und Schweine wurden hier gezüchtet
Doch schon nach vier Jahren wurde der Betrieb eingestellt und das Anwesen versteigert. Zehn Jahre nach dem Bau versuchte eine bayerische Brauerei kurzzeitig ihr Glück, dann folgten unterschiedliche Nutzungen. Während des Baus der Eisenbahnstrecke dienten die Gebäude als Unterkunft für Bauarbeiter, später wurde die Brauerei an einen Weinhändler aus Bonn verkauft. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden hier Hühner und Schweine gezüchtet, während des Ersten Weltkriegs nutzte es amerikanischen Besatzern als Materiallager. Einen Höhepunkt erlebte das Anwesen in den 1930er-Jahren, als eine Familie Beck hier eine Straußwirtschaft betrieb.
Seit den 1950er-Jahren stehen die Gebäude jedoch dauerhaft leer. Ob sich nun ob der bewegten Historie demnächst ein neuer Besitzer für die denkmalgeschützte Ruine findet, wird sich zeigen.