Blankenrath/Koblenz – Erst rauchten sie Marihuana oder schluckten Amphetamine, dann überfielen sie die Postagentur von Blankenrath. Die drei Täter raubten 11.300 Euro und flüchteten in einem gestohlenen 90.000-Euro-Mercedes. Doch weit kamen sie nicht. Jetzt stehen sie vor dem Landgericht Koblenz. Ihnen drohen mehrere Jahre Haft wegen schweren Raubes . Die drei Männer – darunter ein Vater von sechs Kindern – haben die Tat am ersten Prozesstag gestanden. Reue zeigten sie nicht.
Was hat den Schrotthändler (21), den Dachdecker (30) und den Alteisenhändler (35) dazu getrieben, am 18. Januar 2011 in Blankenrath die Post zu überfallen? Ein plausible Erklärung lieferten sie bisher nicht. Übermäßig hohe Schulden hat keiner. Doch die drei Männer aus dem Raum Kaiserslautern konsumieren seit Jahren regelmäßig Drogen. Der 30-Jährige, der bei der Tat eine ungeladene und defekte Gaspistole zog, ist heroinabhängig. Vor der Tat rauchte er nach eigenen Angaben Marihuana, zog sich Amphetamine in die Nase und nahm eine Heroin-Ersatztablette. Auch der 35-Jährige schluckte vor der Tat eine Amphetaminpille, sagt er.
Einen fest umrissenen Tatplan scheinen die drei Männer nicht gehabt zu haben. Sie fuhren an jenem Januartag ziellos durch unsere Region. Die Postagentur in Blankenrath suchten sie nach eigenen Aussagen eher zufällig aus. Der 30-Jährige soll den Ort gekannt haben, weil er dort schon mal seine Drogensucht behandeln ließ.
Nach eigenen Angaben gingen die drei Männer so vor: Am Morgen des Tattages fährt der 35-Jährige in einem gestohlenen Opel durch Neunkirchen am Potzberg (Kreis Kusel). Mit im Auto sitzen der 30-Jährige und wohl ein dritter noch nicht angeklagter Täter. Sie wollen ein neues Auto stehlen. Vor einem Haus sehen sie einen 90 000 Euro teuren Mercedes-Benz AMG. Den Zündschlüssel besorgen sie sich mit einem Trick: Sie gehen zur Haustür, greifen durch den Briefkastenschlitz und ziehen den Schlüsselbund ab, der innen steckt. Daran hängt auch der Mercedes-Schlüssel. Angeblich wussten sie nicht, dass der Schlüssel dort hängt, sondern probierten es einfach aus.
Später fahren die drei angeklagten Männer mit dem Mercedes in die Region Blankenrath. Sie trinken Kaffee bei einer Bekannten. „Dann wussten wir nicht recht, was wir tun sollen“, behauptete der 35-Jährige im Prozess. Die Männer fahren auf einen Feldweg, rauchen eine Zigarette. Hier müssen sie die Tat wohl endgültig beschlossen haben. Um 17 Uhr maskiert sich der 30-Jährige, läuft in die Post und brüllt die Mitarbeiterin an: „Überfall! Geld her! Schnell!“ Der 21-Jährige trägt nur eine Kapuze, als ihn die Frau ansieht, schlägt er ihr ins Gesicht. Die Männer räumen Kasse und Tresor aus und rennen nach draußen. Dort wartet der dritte Täter im Mercedes. Die Männer rasen davon.
Doch die Polizei kommt ihnen schnell auf die Spur. Die beiden jüngeren Täter werden noch am selben Tag bei Treis-Karden geschnappt. Der dritte Täter wird zwei Tage später in Solingen gefasst. Der Prozess geht am 27. Juni weiter.
Von unserem Redakteur Hartmut Wagner