„Wir haben Parkinson“, sagt Hofmann. Bewusst benutzt er dabei den Plural. „Parkinson betrifft nicht nur den, der es hat, sondern die ganze Familie“, sagt er. Dank intensiven logopädischen Trainings kann Hofmann sich jedoch noch gut artikulieren. Nur gelegentlich bedarf es einer Nachfrage.
Ratgeber nach der Diagnose Parkinson schnell wieder zugeklappt
Als Hofmann vor mehr als einem Vierteljahrhundert die Diagnose bekam, wussten er und seine Frau gar nicht so recht, was sie mit dem Begriff anfangen sollten. „Ich habe mir damals einen Ratgeber gekauft, aber gleich beim Aufschlagen fiel mir das Bild von einem Pflegebett ins Auge und ich habe das Buch wieder zugeklappt“, gesteht Udo Hofmanns Ehefrau Karin. Bis man akzeptiert und realisiert, was da auf einen zukommen wird, braucht es seine Zeit, sagt sie.
Zeit, die die Hofmanns sich genommen haben. Gemeinsam haben sie sich nach und nach schlaugemacht, was Parkinson ist und welche Symptome die Krankheit hervorruft. „Man kann eben besser damit umgehen, wenn man Bescheid weiß“, sagt Karin Hofmann. Diese Erkenntnis war auch ausschlaggebend dafür, dass das Ehepaar eine Selbsthilfegruppe (SHG) gründete. In den nächsten Tagen feiert die SHG Mittelmosel-Hunsrück ihr 25-jähriges Bestehen.
Rat seines Neurologen führt dazu, dass Hofmann eine Selbsthilfegruppe gründet
Auf Anraten seines Neurologen, sich mit anderen Patienten auszutauschen, lud Udo Hofmann Betroffene sowie deren Angehörige ein. Vom ersten Tag an bis heute ist Hofmann auch der Vorsitzende der Gruppe, wird jedoch mittlerweile tatkräftig von seiner Frau unterstützt. Zu den regelmäßigen Treffen gibt es medizinische beziehungsweise therapeutische Fachvorträge, die die Mitglieder über Behandlungsmöglichkeiten informieren. Aber auch der gemeinsame Austausch sowie das Feiern von Festen stehen auf dem Programm.
Die Krankheit ist nicht heilbar. Es geht aber darum, möglichst lange eine gute Lebensqualität zu erzielen.
Der Zeller Udo Hofmann über die Krankheit Parkinson, mit der er seit 30 Jahren lebt.
Familie Hofmann hat seit der Diagnose ihr Leben komplett umgestellt. „Herr Parkinson ist längst zum Familienmitglied geworden“, sagt Karin Hofmann schmunzelnd. Ihren Humor haben die Hofmanns sich trotz der Krankheit nicht nehmen lassen. Und dennoch bestimmt diese ihr Leben.
Gegen das “Gift" Stress: Karin Hofmann lässt sich zur Entspannungstherapeutin ausbilden
Neben ihrem Beruf als Erzieherin in einer Kindertagesstätte hat Karin Hofmann sich auch zur Entspannungstherapeutin ausbilden lassen. Nicht zuletzt, um ihrem Mann den Umgang mit den Symptomen zu erleichtern. „Stress abzubauen, ist wichtig, oder anders gesagt: Stress ist Gift für Parkinsonpatienten“, sagt sie. Im Alltag, wenn Udo Hofmann nicht mit neuen Herausforderungen konfrontiert wird, funktioniert das Leben noch ganz gut. „Wenn allerdings etwas außer der Reihe ansteht, muss das von langer Hand geplant und vorbereitet werden“, sagt Karin Hofmann.
Sie achtet auch streng darauf, dass ihr Mann die notwendigen Medikamente regelmäßig einnimmt. Für die Erzieherin und Entspannungstherapeutin ist es wichtig, immer das Positive im Leben zu sehen. „Wir freuen uns über das, was noch geht und versuchen nicht, das zu beklagen, was nicht mehr geht“, sagt sie. Am Ende hat Karin Hofmann noch einen guten Tipp parat, achtsamer mit dem Leben umzugehen. „Ich stecke mir immer fünf Bohnen in die linke Hosentasche, und wenn etwas Gutes am Tag passiert, wandert eine Bohne von links nach rechts“, sagt sie. Wenn am Ende des Tages die rechte Hosentasche geleert wird, freut sie sich an den Dingen, die gut gelaufen sind. Dieses Ritual hilft der Familie, im Umgang mit der Krankheit optimistisch zu bleiben.
Der Gesundheitstag zum 25-jährigen Bestehen der Selbsthilfegruppe ist am Mittwoch, 22. März, 14 Uhr, im Gasthaus „Zur Linde“ in Zell-Kaimt. Nähere Infos gibt es unter www.shg-parkinson-zell.de oder bei Udo und Karin Hofmann, Tel. 06542/961.314, E-Mail info@shg-parkinson-zell.de