Gerolstein. Mal wieder ein Besuch in der Wohnsiedlung Am Rasbach in Gerolstein. Schauen, wie es dort läuft, ob alles geregelt abläuft, die Menschen dort einfach wieder in Ruhe leben können. Nicht so wie vor anderthalb Jahren (und viele Monate zuvor). Damals, als die Bewohner über Wochen im Winter im Kalten sitzen mussten, weil der ehemalige Eigentümer (und Hausverwalter) Anis Saad zwar Mieten kassiert, aber die Energierechnungen über längere Zeit nicht oder nicht vollständig bezahlt hat, weshalb der Gashahn zugedreht wurde.
Wo der Eigentümer zwar Versprechungen gemacht hat, seinen Verpflichtungen aber nicht nachgekommen ist – weshalb Anzeigen erstattet, Pfändungen beantragt, Insolvenzverfahren gegen seine Firmen eingeleitet wurden. Wo Mieten zwar gezahlt wurden, die Einnahmen aber offensichtlich in dunklen Kanälen versickert sind.
Wo die Hilfsorganisation Eifellicht Heizlüfter im Winter verteilt hat, um den Bewohnern zumindest in Teilen ein menschenwürdiges Wohnen zu ermöglichen. Wo Mieter mit Kindern und auch ältere Menschen in schimmeligen Wohnungen leben mussten. In Wohnungen, in denen auch heute noch ein massiver Sanierungsstau herrscht.
Wohnsiedlung Am Rasbach in Gerolstein: Neue Hausverwalterin nimmt’s in die Hand
Doch seitdem die erfahrene, selbstständige und durchsetzungsfähige Immobilienexpertin Birgit Schelberg aus Moers am Niederrhein mit der Verwaltung der meisten der Wohneinheiten in der Siedlung beauftragt ist, tut sich etwas.
Und so ist der erste Eindruck in diesen Tagen: aufgeräumt. Auf jeden Fall aufgeräumter und gepflegter als noch vor anderthalb Jahren. Die Rasenflächen sind fast alle gemäht, die Hecken geschnitten, wucherndes Efeu von Mauern entfernt. Auch drinnen passiert etwas. Davon zeugt der Baulärm.
In einer der Wohnungen, die der TV mit der Verwalterin besucht, fräst ein Arbeiter mit einem Gerät Schlitze in Wände, um neue Elektroleitungen zu verlegen. In mehreren Zimmern ist er damit bereits fertig. Bereits im vorigen Jahr sind Keller entrümpelt, Wohnungen vom Schimmel befreit und sämtliche Wohnungen der Blocks 2 und 8 sowie weitere Einheiten darüber hinaus saniert und neu vermietet worden – insgesamt rund 20 Wohnungen.
Und im kommenden Jahr sollen alle Einheiten in den Blocks 35 und 37 in Angriff genommen werden, und zwar umfangreich. Schelberg sagt: „Das wird unser Pilotprojekt für künftige Sanierungen. Da geht es neben den eigentlichen Wohnungen auch um die Fassade, das Dach, die Fenster, die Heizungen und sämtliche Leitungen.“
Also auch um eine energetische Sanierung. „Und mittelfristig werden wir uns auch über neue Heizformen wie ein Blockheizkraftwerk und thermische Solaranlagen Gedanken machen müssen“, sagt die Verwalterin. Aktuell stehe das nicht an, da die Heizung funktioniere, „nur leider sehr viel Wasser verliere, weshalb ich nach dem Leck forschen lasse“.
Dafür habe sie einen Experten (eigens aus Duisburg) beauftragt, der thermografische Aufnahmen dazu mache. Darüber hinaus ist er damit beauftragt, eine Bestandsaufnahme und ein Energiekonzept für die gesamte Wohnsiedlung zu erstellen. Schelberg: „Dann wissen wir, was die einzelnen Einheiten an Energie brauchen, was eine Sanierung kosten und welche Einsparungen diese bringen würden. Und auch, welche Fördermöglichkeiten es gibt.“
Klar ist auch: Je mehr Eigentümer Geld für künftige Sanierungen lockermachen, desto günstiger wird es generell. Denn auf einen Schlag viele neue Fenster zu bestellen, ist günstiger, als jeweils einzeln zu ordern. Und so ist das mit allen Gewerken. Daher habe sie nach der Bestandsaufnahme noch „viel Überzeugungsarbeit“ zu leisten.
Wohnsiedlung in Gerolstein soll attraktiv für neue Mieter werden
„Es ist noch nicht alles gut, aber es wird besser“, sagt Birgit Schelberg – und fügt hinzu, was ihr eigentliches Ziel ist: „Ich möchte die Anlage wieder aus dem Verruf bringen, in den sie geraten ist. Denn die Menschen, die hier leben, können nichts dafür. Und für neue Mieter soll sie attraktiv werden.“ Sie ist aber nicht blauäugig und meint daher auch: „Ich weiß schon, dass das nicht in zwei, drei Jahren geht.“
Daher schwebe ihr neben dem ganzen Verwalten, Sanieren und auch Streiten (vieles muss noch immer über Anwälte abgewickelt werden, da einige der Einheiten weiterhin Saad oder dessen Firmenkomplex gehören, einige in Zwangsverwaltung sind) nach wie vor ein Sommerfest vor. Sie sagt: „Ich möchte, dass die Menschen ins Gespräch kommen, sich kennenlernen und als Nachbarn sehen. Es geht um mehr Miteinander. Das wird dann auch der gesamten Anlage zugutekommen.“
Über Sponsoren, die so etwas unterstützen, würde sie sich sehr freuen. Über solche, die auch den in die Jahre gekommenen Spielplatz mit neuen Spielgeräten bestücken würden, ebenfalls. Denn dafür könne sie von den Eigentümern, die 100.000 Euro investiert haben, die geprellt wurden und nun für die notwendigen Sanierungen nochmals 25.000 bis 30.000 Euro lockermachen sollen, aktuell nichts erwarten.