Ostergarten in Zell
Die letzten Tage von Jesus hautnah erleben
Nach sechs Jahren Pause hat Ivo Ivanovic den Ostergarten in Zell wiederbelebt. Am 1. April geht es los.
Ulrike Platten-Wirtz

Sechs Jahre lang war es still um den Ostergarten in Zell, der am 1. April wieder seine Türen öffnet. Was es mit dem Projekt auf sich hat.

Eigentlich besteht der Pfarrsaal unter der katholischen Kirche St. Jakobus in Zell-Kaimt aus einem einzigen großen Raum. Doch derzeit sind rund 60 fleißige Helfer dabei, den Großraum für den Ostergarten in fünf Zimmer abzutrennen und darin zehn Stationen aufzubauen. Später können Besucher hier die letzten Tage im Leben von Jesus Christus hautnah und mit allen Sinnen erleben.

Das Projekt Ostergarten entstand als erstes seiner Art im Bistum Trier bereits vor mehr als 20 Jahren in Zell. Das letzte Mal wurden hier Besucher allerdings vor sechs Jahren empfangen. „Dann kam Corona und damit erst einmal das Ende des Projekts“, sagt Ivo Ivanovic, der für den Ostergarten maßgeblich verantwortlich zeichnet.

Nach der Pandemie hätte man das österliche Erlebnis, das die Ereignisse im Leben von Jesus zwischen Palmsonntag und Ostern beschreibt, zwar wieder aufleben lassen können, doch Ivanovic, der bis dahin als Gemeindereferent in Zell tätig war, hatte inzwischen zum Bistum nach Trier gewechselt. Die neuen beruflichen Herausforderungen, die seine Stelle für Personalangelegenheiten und Weltkirche mit sich brachte, ließen keine freien Kapazitäten zu, um die Leitung des Ostergartens zu übernehmen.

Doch jetzt, sechs Jahre später, wagte er den Schritt doch noch einmal. Warum? „Ich wurde so oft darauf angesprochen und es war mir selbst auch ein Herzensanliegen“, betont er. Also hat Ivanovic die ehemaligen Helfer zusammengetrommelt. „Zu den alten Helfern haben sich sogar auch neue dazugesellt“, freut er sich. Insgesamt vier Wochen lang ist das Team im Einsatz, um den Ostergarten im Pfarrsaal aufzubauen.

Andrea Münster kümmert sich um die Gestaltung mit Blumen.
Ulrike Platten-Wirtz

In einem der Erlebnisräume, der letzten Station, sind die Helfer gerade dabei, eine Brunnenanlage mit Wasserlauf aufzubauen. „Der Brunnen ist relativ neu dazugekommen und schafft viel Atmosphäre“, betont Ivanovic. Um den Wasserlauf herum pflanzt Andrea Münster gerade Blumen ein. „Ich habe damals als Helferin hier angefangen, als meine Tochter in der Firmvorbereitung war“, sagt die Zellerin. Inzwischen ist ihre Tochter 34 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in München, doch die Mutter ist dem Ostergarten treu geblieben. Auch Joachim Jakoby ist seit den ersten Tagen des Ostergartens als Helfer am Start. „Jetzt bin ich Rentner und habe Zeit. Außerdem finde ich, dass es ein tolles Projekt ist, und ich helfe gern“, sagt er. Der 65-Jährige wird später als König verkleidet, die Besucher durch die einzelnen Stationen im Ostergarten begleiten.

Bunte Tücher, bemalt mit Szenen der damaligen Zeit, zieren die Wände.
Ulrike Platten-Wirtz

Die ursprüngliche Idee zu dem Projekt kam von einer Initiative aus Baden-Württemberg. Ivanovic hatte davon gehört, sich das Projekt angeschaut und war begeistert. „Den Gedanken, das auch bei uns umzusetzen, hatte ich sofort. Aber die Frage, wie man das realisieren könnte, musste noch eine Weile gären“, schmunzelt er. Denn eins zu eins übernehmen konnten die Zeller das Konzept der badischen Kollegen nicht. „Die Begebenheiten sind bei uns ganz andere. Wir haben hier nur einen großen Raum, den wir einteilen müssen“, sagt er.

Mithilfe der Kunstklasse der Integrierten Gesamtschule (IGS) Zell wurden Tücher bunt bemalt, beispielsweise mit Straßenszenen der damaligen Zeit. Die Tücher wurden aneinandergenäht und werden nun als Verkleidung der Wände und als Raumabtrennung genutzt. So entstehen nach und nach die einzelnen Stationen, vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung im Paradies. Zeitgemäße Accessoires werden in den Erlebnisräumen verteilt, Umgebungsgeräusche und eine Erzählstimme, die in die Ereignisse einführt, sind vom Band zu hören. Farbiges Licht sorgt zudem für die richtige Atmosphäre. „Um sich wirklich in die Zeit von vor 2000 Jahren zurückzuversetzen, bedarf es mehr, als nur die Geschichten von Jesus zu lesen oder zu hören. Man muss sie mit allen Sinnen erleben“, weiß Ivanovic.

„Ich lade die Leute ein zu einer Zeitreise, die endet mit dem Vater unser, das uns wieder zurück in den Alltag holt.“
Ivo Ivanovic

Die Beschreibungen aus der Bibel hat er deshalb so detailliert wie möglich versucht umzusetzen. Weil es zum Beispiel beim letzten Abendmahl heißt, sie gingen nach oben, wurde eine mobile Bühne (eine Leihgabe der Stadt Zell) als Raumpodest eingebaut. Die Besucher versammeln sich in dem so entstandenen neuen Raum wie damals die zwölf Apostel um einen langen Tisch, essen Brot und trinken Traubensaft. Dann geht es zum nächsten Raum, in dem gleich fünf Stationen, vom Garten Gethsemane bis zur Verurteilung und dem Tod am Kreuz, erlebbar gemacht werden. Ein Stein, den die Besucher am Eingang in die Hand genommen haben, kann nun wie eine Last an Kreuz und Dornenkrone abgelegt werden. Durch die leere Grabkammer gelangen die Besucher am Ende ins Paradies. Hier ist das Plätschern des Brunnens zu hören, der zuvor von den Helfern installiert und bepflanzt wurde. Der Duft von Blumen und Kräutern sorgt für Wohlbefinden, Musik fordert die Besucher zum Tanz auf.

Musik und Texte werden heute, anders als in der Anfangszeit, über Bluetooth-Technik vom Handy aus gesteuert.
Ulrike Platten-Wirtz

Während sich die Besucher auf Zeitreise befinden, spielen die Begleiter mögliche Dialoge zwischen Jesus und seinen Jüngern oder Geschichten aus dem Leben von Jesus vom Band ab. „Das ist heute dank Handys und Bluetooth viel einfacher als in den ersten Tagen des Ostergartens“, sagt Ivanovic. Die Dialoge haben er und sein Team gemeinsam entwickelt. „Es sollte sich alles möglichst authentisch anhören und so anfühlen, wie es tatsächlich gewesen sein könnte“, sagt er. Die Vorbereitung auf das höchste christliche Fest im Kirchenjahr intensiv und mit allen Sinnen zu erleben, ist das Anliegen des gesamten Teams. Dafür lohnt sich auch die viele Arbeit im Vorfeld.

Der Ostergarten hat von Dienstag, 1. April, bis Mittwoch, 16. April, täglich von 9 bis 13 und von 15 bis 20 Uhr geöffnet. Führungen gibt´s zu jeder vollen Stunde. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Anmeldungen im Pfarrbüro Zell unter Tel. 06542/4536 oder E-Mail: pfarramt@pfarrei-zellerhamm.de.

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