An der Mosel endet eine Ära
Die letzte Marienschwester verlässt Cochem
Schwester Felicitas im Innenhof des Seniorenzentrums St. Hedwig an einer Marienstatue.
Junker Dieter

In der Kreisstadt Cochem ist Schwester Felicitas gleichermaßen bekannt wie beliebt. Das hat eine Menge mit ihrem Wirken für die Marienschwestern im Seniorenzentrum St. Hedwig zu tun. Ende Mai ist nach 13 Jahren Schluss. Ihr Herz ist schwer.

Es ist schon das Ende einer Ära. Nach 70 Jahren beenden die Marienschwestern ihre Tätigkeit in Cochem, wo sie all die Jahre zum Stadtbild gehörten und wo sie in vielfältiger Weise karitativ wirkten. Nicht nur für die Kreisstadt ist es darum ein deutlicher Einschnitt, sondern auch für die Ordensschwestern. Mit Schwester Felicitas wird Ende Mai die letzte Marienschwester Cochem verlassen. Mit Wehmut, aber auch mit einem großen Gefühl von Dankbarkeit.

„Schweren Herzens folge ich der Entscheidung unserer Ordensleitung, denn ich habe ja meine Gelübde nicht nur für Cochem abgelegt. Doch es fällt mir sehr schwer, von Cochem und der Mosel Abschied zu nehmen“, unterstreicht die bisherige Oberin des Konventes in St. Hedwig. „Das traf uns schon wie ein Blitzschlag, als wir erfuhren, dass der Orden entschieden hat, Cochem aufzugeben“, erinnert sie sich, als die Ordensleitung ihr Ende des vergangenen Jahres mitteilte, dass der Konvent geschlossen wird. Natürlich sei ihr klar gewesen, dass aufgrund des hohen Alters ihrer Mitschwestern die Zeit der Marienschwestern in Cochem irgendwann zu Ende gehen wird. „Aber wir haben doch immer wieder ein wenig gehofft, dass es noch nicht so bald geschehen wird“, meint sie nachdenklich.

„Schweren Herzens folge ich der Entscheidung unserer Ordensleitung, denn ich habe ja meine Gelübde nicht nur für Cochem abgelegt. Doch es fällt mir sehr schwer, von Cochem und der Mosel Abschied zu nehmen.“
Schwester Felicitas

Dass die Marienschwestern Cochem verlassen werden, sprach sich rasch herum in der Kreisstadt. Beeindruckt haben sie die vielen Reaktionen. „Die Anteilnahme war überwältigend“, erzählt Schwester Felicitas. Das Telefon habe, nachdem die Entscheidung über den Abschied aus Cochem bekannt wurde, nicht mehr stillgestanden. Sie habe Briefe von vielen Menschen erhalten, von Angehörigen ehemaliger Heimbewohner. Sie sei in der Stadt von Menschen angesprochen worden und auch von den kommunalen Vertreterinnen und Vertreter habe es viele Zeichen des Bedauerns gegeben, erzählt die Konventoberin. Auch Unterschriften wurden gesammelt, um doch noch einen Verbleib der Marienschwestern zu erreichen „Für diese Zeichen der Verbundenheit mit unserem Orden und auch unserer Arbeit sind wir sehr, sehr dankbar. Das hat mich, das hat uns alle sehr berührt und bewegt“, gibt sie zu bedenken.

Vor 13 Jahren war sie nach Cochem gekommen. „Eigentlich wollte ich nicht an die Mosel. Ich war zu dem Zeitpunkt in Frankfurt an der Oder tätig, mir hat die Arbeit dort sehr viel Spaß gemacht, daher wollte ich keinen Wechsel. Doch Berlin hatte entschieden, dass ich hier künftig wirken soll, und ich folgte dem“, erinnert sich Schwester Felicitas. Und so machte sie sich im April 2012 auf den Weg von der Oder und der Spree an die Mosel, im Zug. „Doch auf der Fahrt wurde mir meine Handtasche mit allen Papieren und dem Geld gestohlen. Da dachte ich, das fängt ja gut an. Und so kam ich armselig hier in Cochem an“, erzählt sie schmunzelnd.

„Mir wurden überall die Hände gereicht, ich fand bei Anliegen offene Ohren und Herzen, mir wurde der Start in Cochem sehr leicht gemacht.“
Schwester Felicitas schaut zurück auf ihre Anfänge an der Mosel im Frühjahr 2012.

Und auch hier gab es durchaus Vorbehalte gegen die neue Oberin. „Ich kam aus einer Großstadt, mochte es, offen zu reden, wie es mir ums Herz ist, und Dinge anzusprechen, wenn sie mir nicht gefielen. Und von Berlin und Brandenburg war ich auch eine andere Mentalität gewohnt. Das machte wohl einigen Sorgen“, berichtet sie weiter. Palmsonntag 2012 wurde sie in ihr neues Amt eingeführt und entgegen allen Vorbehalten fand sie sich rasch zurecht in ihrer neuen Heimat. „Mir wurden überall die Hände gereicht, ich fand bei Anliegen offene Ohren und Herzen, mir wurde der Start in Cochem sehr leicht gemacht“, so Schwester Felicitas. Auch ihr direktes Auftreten kam an.

Und mit ihrer offenen, den Menschen zugewandten Art gewann sie zudem schnell die Herzen der Cochemer. Immer das Gespräch suchend, ob auf dem Endertplatz oder im Seniorenzentrum, ob in der Altstadt oder beim Weinfest. Aber auch immer mit einem offenen Ohr für Sorgen und Anliegen. „Mir war und ist es wichtig, für die Menschen da zu sein, ihnen zuzuhören, aber auch, Anteil zu nehmen an ihrem Leben und ihren Sorgen“, macht sie deutlich. Den Menschen an der Mosel gefiel das.

Schwester Felicitas vor dem Eingang zum Seniorenzentrum St. Hedwig. Hier war sie 13 Jahre als Oberin des Konvents der Marienschwestern tätig.
Junker Dieter

Den Geist des Seniorenzentrums St. Hedwig geprägt

Vielen stand sie in schönen, aber auch in schweren Stunden zur Seite. Viele hat Schwester Felicitas auf ihrem letzten Weg begleitet, den Trauernden beigestanden und ihnen Trost gegeben. Und im Seniorenzentrum stand sie Bewohnerinnen und Bewohnern, aber auch den Angehörigen als Ansprechpartnerin zur Verfügung. So wie auch die anderen Marienschwestern in St. Hedwig, die sich aufgrund ihres hohen Alters zwar nicht mehr in dem Maße wie Schwester Felicitas einbringen konnten, aber dennoch den Geist gerade des Seniorenzentrums prägten und mit ihrem Gebet für die Menschen da waren.

Das alles geht nun zu Ende. Ihre beiden Mitschwestern sind bereits in St. Katharina in Treis-Karden, Ende Mai wird Schwester Felicitas zunächst in das Kloster der Marienschwestern in Berlin-Lankwitz zurückkehren. „Es wird die Seelsorge hier im Seniorenzentrum sicher verändern, auch wenn ich weiß, dass die Mitarbeitenden hier sich alle Mühe geben werden und für die Bewohnerinnen und Bewohner stets da sind“, so die Oberin.

Ich werde in meine Gebete immer auch Cochem mit aufnehmen.
Schwester Felicitas

„Ich werde Cochem sicher vermissen und ich werde den Kontakt auf jeden Fall aufrechterhalten“, macht Schwester Felicitas deutlich. Wenn es ihre Zeit und ihre neue Aufgabe erlaubten, werde sie gerne auch immer wieder mal an die Mosel zurückkehren. „Hier sind so viele Freundschaften entstanden, hier gibt es so viele Kontakte, und viele Menschen haben schon zu mir gesagt, dass ich gerne bei ihnen übernachten kann, wenn ich mal wieder nach Cochem kommen will“, sagt sie mit einem Strahlen im Gesicht. Daher behalte sie die Stadt stets im Herzen und betont: „Ich werde in meine Gebete immer auch Cochem mit aufnehmen.“

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