Integration 33-Jähriger aus Eritrea nutzt berufliche Chance im Handwerksbetrieb
Die Lehre ist schon geplant: 33-Jähriger aus Eritrea nutzt berufliche Chance im Handwerksbetrieb

Andreas Schmitz (rechts) ist sehr zufrieden mit seinem neuen Mitarbeiter Bereket Yemane Teklemichael aus Eritrea. Der 33-Jährige soll demnächst eine Ausbildung beginnen.

Schmitz Bedachungen GmbH

Briedel. Wenn Andreas Schmitz von seinem neuen Mitarbeiter spricht, findet er nur positive Worte. Bereket sei freundlich und motiviert, kam bei den Kollegen gleich gut an, schildert der Zimmerer- und Dachdeckermeister aus Briedel: „Er sieht die Arbeit und macht das – so, wie man sich das als Arbeitgeber erträumt.“ Ein positives Beispiel für die Integration eines Flüchtlings in einen familiären Handwerksbetrieb.

„In meiner Heimat habe ich keine Möglichkeit für mich gesehen, zu überleben“, sagt Bereket Yemane Teklemichael. Der 33-jährige Mann aus Eritrea hat einiges hinter sich: Wer die nüchternen Fakten seines Lebenslaufes liest, kann nur erahnen, welche Erlebnisse dahinter stecken und was es bedeuten muss, in einem so krisengebeutelten Land geboren zu werden.

Doch Bereket hat Glück: Dem vierfachen Vater gelingt die Flucht in den Sudan. Anschließend verbringt er zwei Monate in einem Flüchtlingslager in Libyen. Von dort geht es mit einem jener überfüllten „Katastrophenboote“ von Afrika nach Italien. 2014 kommt Bereket nach Deutschland, wohnte sechs Wochen in einem Flüchtlingslager in Trier, dann zwei Jahre mit neun weiteren Männern in einer Wohnung im Hunsrück. Heute lebt er mit einem Freund in Zell. Doch die Sehnsucht nach seiner Frau und den vier Kindern ist groß. Gern würde er seine Familie, die mittlerweile im Sudan untergekommen ist, nach Deutschland holen. Für dieses große Ziel legt er sich ins Zeug.

Anfang September hat Bereket im Familienbetrieb Schmitz Bedachungen als Praktikant angefangen. Mit Erfolg. Er hat einen einjährigen Arbeitsvertrag erhalten. Danach ist eine Lehre geplant. Zu seiner Stelle kam der Mann aus Eritrea über das Flüchtlingshilfenetzwerk in der Verbandsgemeinde (VG) Zell. Da dem Handwerk der Berufsnachwuchs ausgeht, würden Unternehmer Flüchtlingen gerne eine Chance geben. Viele Betriebschefs wissen jedoch nicht, wie sie an diese herankommen können, Ansprechpartner fehlen. Schwierig machen das Unterfangen auch die Behörden mit Auflagen, Genehmigungen und Prüfungen.

Dass beide Seiten nicht zusammenkommen, weiß Oliver Kirst. Er arbeitet als Projektleiter bei der Kausa Servicestelle Rheinland-Pfalz. Das ist eine landesweite Koordinations- und Anlaufstelle unter anderem für Jugendliche mit Migrations- oder Fluchtgeschichte, deren Eltern und Unternehmer mit Migrationshintergrund. Kirst weiß Rat, zum Beispiel bei Aufenthaltsgenehmigung oder Arbeitserlaubnis: „Wir gucken, ob wir individuelle Lösungen finden, ob zum Beispiel parallel zu einem Deutschkurs bereits ein Praktikum aufgenommen werden kann“. Allerdings: Der Auflagendschungel sei dicht. „Sofort Arbeit zu finden, ist den meisten Flüchtlingen nicht möglich. Erst müssen Deutschkenntnisse erworben werden, dann müssen sie sich im Rahmen einer Lehre in der Berufsschule zurechtfinden – da vergehen Jahre“, mahnt er vor allzu viel Optimismus. Viele Helfer, die mit den Flüchtlingen arbeiten, wie etwa Rosemarie Mandernach, sind überzeugt: „Die Messlatte hin zur Arbeitswelt liegt oft zu hoch. Die Deutschprüfungen etwa sind sehr hart.“

Andreas Schmitz macht gute Erfahrungen mit seinem Angebot zu Hilfsarbeiten als Zwischenlösung. Bereket hat Sprachkurse absolviert und die Arbeitsgenehmigung bekommen. Trotzdem gebe es immer noch eine Sprachhürde, sagt Schmitz: „Ich bin mir aber sicher, dass er das Wichtigste einfach im täglichen Umgang mit den Kollegen lernen wird. Und so wird er dann auch die Ausbildung schaffen.“ Ihn überzeugt die Motivation seines Mitarbeiters: „Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen.“

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