Hilde und Joachim Heinzen kümmern sich ehrenamtlich um Friedhof und Kapelle
Die guten Seelen vom Neefer Petersberg: Warum sich das Ehepaar Heinzen so engagiert
Ulrike Platten-Wirtz

Die Petersbergkapelle in Neef ist schon etwas Besonderes. Allein die Lage, hoch oben auf dem Berg inmitten des Friedhofs, ist einmalig in der gesamten Moselregion. Vor elf Jahren wurde der Petersberg sogar als drittschönster Friedhof Deutschlands ausgezeichnet. Doch ein solches Schmuckstück kann nur glänzen, wenn es auch gepflegt wird. Warum sich Hilde und Joachim Heinzen hier ehrenamtlich engagieren.

Seit 13 Jahren kümmern sich Hilde und Joachim Heinzen ehrenamtlich und mit Hingabe um die Anlage. Der Anlass, wie sie dazu gekommen sind, ist zwar eher traurig. Vor 13 Jahren verstarb nämlich der einzige Sohn des Ehepaars im Alter von 35 Jahren an Krebs und liegt seitdem auf dem Friedhof Petersberg begraben. „Ich habe vorher schon die Gräber der Schwiegereltern hier oben gepflegt, doch seit unser Sohn hier liegt, bin ich täglich dort“, sagt Hilde Heinzen.

Das Ehepaar greift zu Besen, Schippe und Farbrolle

Es ist eine Art der Trauerbewältigung für sie. Bei den Friedhofsbesuchen schaut die 74-Jährige auch immer, dass es in und um die Kapelle ordentlich aussieht. „Die Tür der Kapelle steht ja tagsüber oft auf, da weht der Wind dann Blätter rein“, erklärt Hilde Heinzen. Dann greift sie zu Besen und Schippe und macht sauber. Genauso macht sie es auf dem Vorplatz. Zwischen den Steinen ist kein Unkraut zu sehen. In den Pflanzbeeten wächst Lavendel. „Der blüht hier oben besonders schön“, freut sich Hilde Heinzen.

Gottesdienste finden in der Kapelle keine mehr statt. Lediglich am Namenstag des Schutzpatrons, am 29. Juni, wird hier noch eine Messe gefeiert.

Ulrike Platten-Wirtz

Vor rund zehn Jahren wurde die Kapelle auf dem Petersberg restauriert. Federführend dafür verantwortlich zeichnet Franz-Josef Blümling aus Zell, ein gebürtiger Neefer. „Damals wurden hier rund 40 000 Euro investiert“, erinnert er sich. Ein Glanzlicht der Kapelle ist der Altar, ein Werk aus der Spätrenaissance, der durch ein Stahlgitter vor Vandalismus geschützt ist. Damit die Besucher das Schmuckstück bewundern können, hat Hildes Ehemann Joachim Heinzen eine Lichtschranke eingebaut, die für einen gewissen Zeitraum für ausreichend Helligkeit sorgt.

Um die Opferkerzen links vorm Altar, kümmert sich wiederum Hilde Heinzen. Auch der Opferstock wird von ihr geleert. „Einmal ist mir aufgefallen, dass das Schloss manipuliert war. Da hatte doch jemand versucht, den Opferstock aufzubrechen. Glücklicherweise erfolglos“, sagt sie. Es hätte sich auch nicht gelohnt. Im Opferstock befanden sich gerade mal 2,50 Euro. Doch seit dem versuchten Diebstahl sorgt Hilde Heinzen dafür, dass der Opferstock täglich geleert wird. Ein handschriftlicher Zettel weist Besucher auch darauf hin, damit niemand auf die Idee kommt, es noch einmal zu probieren.

Gießwasser wird im Fass hochgebracht

Während Hilde Heinzen sich im Umfeld der Kapelle um Blumen, Pflanzen, Unkraut und auch Sauberkeit in der Kirche kümmert, hat sich ihr Mann Joachim andere Aufgaben gesucht. Mit drei weiteren Männern aus dem Dorf sorgt der 76-Jährige dafür, dass ausreichend Gießwasser für die Grabbepflanzung vorhanden ist. „Hier oben gibt es zwar einen Brunnen, doch der wird ausschließlich mit Regenwasser gespeist“, sagt er. Im Sommer bei längerer Trockenheit, ist der oft leer. Nicht selten standen Friedhofsbesucher mit leeren Gießkannen da und mussten unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen. Deshalb hat sich Joachim Heinzen mit den Männern aus dem Dorf zusammengetan und fährt im Wechsel ein 2000-Liter-Fass Wasser auf den Petersberg.

Ulrike Platten-Wirtz

Außerdem streicht er jedes Jahr einmal die Stützpfeiler der Kapelle mit weißer Farbe an. „Die Pfeiler stehen schräg an der Außenseite der Kapelle und färben sich durch den Wettereinfluss schnell dunkel. Das sieht unschön aus“, erklärt Heinzen. Deshalb greift er zu Farbrolle und Eimer, steigt auf eine Leiter und streicht die Pfeiler wieder weiß. Auch um die Sockelfarbe kümmert er sich. „Die muss allerdings nicht so häufig erneuert werden“, sagt er.

Der Petersberg wird oft von Wanderern aufgesucht. Ein steiler Weg führt vom Dorf durch die Weinberge nach oben. Man kann zwar auch mit dem Auto kommen, doch der Weinbergsweg ist schmal und steil. Oben angekommen, wird man dafür mit einer atemberaubenden Aussicht ins Tal belohnt. Wanderer und Einheimische legen hier gern eine Pause ein. Vis á vis sind die Moselschleife sowie der Bremmer Calmont, Europas steilster Weinberg, zu sehen.

Laut einer Sage haben die Engel die Kapelle gebaut

Nachweislich siedelten auf dem Petersberg schon Kelten und Römer. Warum die Kapelle so hoch über dem Dorf auf dem Berg gebaut wurde? Darüber gibt es eine Sage. Es heißt, dass man unten im Ort eine Kirche bauen wollte, doch das zusammengetragene Baumaterial sei immer wieder verschwunden. Da das den Leuten seltsam vorkam, postierte man eine Wache. Und tatsächlich seien in der Nacht Engel vom Himmel gestiegen, die das Baumaterial auf den Berg gebracht hätten. Ein Zeichen für die Neefer Bevölkerung, dass der Petersberg der richtige Standort für ihre Kirche sei. Als um 1140 das Kloster Stuben gegründet wurde, diente die Petersbergkapelle den Nonnen als Gotteshaus. Später auch zeitweise als Pfarrkirche für den Ort.

Verstorbene aus der Gemeinde finden bis heute hier ihre letzte Ruhe. Und nicht nur die, wegen der besonderen Lage kommen auch häufig Anfragen von Ortsfremden. Eintragungen ins Gästebuch, das in der Kapelle ausliegt, beweisen, dass die Petersbergkapelle Besucher nachhaltig beeindruckt. Das ist wohl vornehmlich Hilde und Joachim Heinzen und ihrem ehrenamtlichen Engagement zu verdanken.

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