Meinung zum Klinik-Aus in Zell
Die bittere Pille muss endlich geschluckt werden
Birgit Pielen
Jens Weber. MRV

Wie sehr sich die Kliniklandschaft in Deutschland wandelt, das spüren die Menschen an der Mosel unmittelbar. Das Zeller Krankenhaus wird am 30. Juni endgültig Geschichte sein. Birgit Pielen kommentiert die Entwicklung. 

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Ein Krankenhaus aufzugeben zu müssen, ist eine bittere Pille, an der die Menschen schwer zu schlucken haben. Bei vielen entsteht Panik. Denn sie empfinden sich als potenzielle Patienten, die mit einem Bein im Grab stehen, weil „ihr“ Krankenhaus den langsamen Tod bereits gestorben ist. In den sozialen Netzwerken überbieten sich die Nutzer mit Angstszenarien. Sie mögen im Einzelfall berechtigt sein. In jedem Fall muss man die Sorgen ernst nehmen.

In dieser Situation suchen Menschen reflexartig nach Schuldigen – und im deutschen Gesundheitssystem werden sie schnell fündig, weil es politisch seit Jahrzehnten mit einer Profitorientiertheit kaputt therapiert wurde. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass es oft die Patienten selbst sind, die das Sterben der kleinen Krankenhäuser vorangetrieben haben, indem sie sich nicht in Zell, sondern in größeren Häusern in Koblenz oder Trier behandeln ließen. 

Patienten tragen zum Erfolg bei

In Zell waren seit Jahren im Schnitt weniger als 50 Prozent der Planbetten belegt – zu wenig, um in die schwarzen Zahlen zu kommen. Die Dernbacher Trägergesellschaft hatte an ihren Standorten, zu denen auch Zell gehört, bis Ende Juli 2019 ein Defizit von fast 75 Millionen Euro sowie Verbindlichkeiten in Höhe von 152 Millionen Euro angehäuft. Dann stiegen die Alexianer ein, ein katholisches Sozialunternehmen, und retteten auch das Zeller Klinikum aus der Insolvenz. Doch die Hoffnung, aus den roten Zahlen zu kommen, erfüllte sich nicht.

Nun wird es also ein großes MVZ geben – ohne stationäre Versorgung, aber mit einem großen ambulanten Leistungsspektrum. Doch das kann nur bestehen, wenn die Patienten es nutzen. Nicht ohne Grund rufen die Kommunalpolitiker deshalb dazu auf, die medizinischen Angebote in Anspruch zu nehmen. Die Trägergesellschaft zeigt mit dem, was sie bisher auf die Beine gestellt hat, jedenfalls den festen Willen, das MVZ zu einem Erfolg werden zu lassen. Das sollte man anerkennen – und die bittere Pille des Krankenhaus-Endes endlich schlucken.

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