Klaus Mohr, verstorben im März 2020, war von 1977 bis 2009 Dirigent des Musikvereins Ulmen, engagierte sich in der Lokalpolitik und „hat es mit Engelsgeduld und Ruhe geschafft, den Verein zu führen“, sagt Daniela Saxler, die selbst Querflöte im Orchester spielt. Sein Lieblingsinstrument war die Posaune, die er auch nach 2009 im Verein spielte – zudem war er versierter Sänger und spielte Klavier. Dass sich der Verein gerne an seinen Ehrendirigenten zurückerinnert, merkt man auch auf einer Probe im Ulmener Rathaus. Die Musiker wählen Worte wie Menschlichkeit, Wertschätzung und Verständnis, wenn sie über Klaus Mohr sprechen. Und: „Er hat die ganze Vulkaneifel mit Posaunistennachwuchs versorgt“, sagt Daniela Saxler.
Die Idee des Vereins, ein besonderes Weihnachtsstück in ihr Jahreskonzert im Dezember einzubauen, kam bereits 2011 auf. „Als ich übernommen habe, haben wir das Konzert unter ein Motto gestellt. Die Musiker wollten ein Weihnachtskonzert“, blickt Thomas Wagner, der Dirigent der Orchestergemeinschaft, zurück. Man hatte die Filmmusik der Klassiker „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und „Der kleine Lord“ im Blick. Die CSSR-/DDR-Koproduktion von 1973 erschien den Musikern zu anspruchsvoll.
Für den kleinen Lord – der Film läuft seit 1982 jährlich zu Weihnachten in der ARD – gab es allerdings kein Arrangement für Orchester. Die Idee wurde verworfen und kam wieder auf, als Wagner bei einer Fortbildung die Komponistin Evi Güdel-Tanner aus der Schweiz kennenlernt. Der 46-jährige Ulmener äußert seine Idee, die Komponistin zeigt sich interessiert. Der Musikverein Ulmen willigt ein, die Pandemie verzögert das Vorhaben allerdings einige Zeit – im April wird der Auftrag erteilt, im September liegen die Noten vor.
„Wir wollen auch weg vom verstaubten Blaskapellenimage. Wir wollen zeigen, dass Blasmusik nicht langweilig ist.“
Daniela Saxler, Ulmen
Für die Musiker ist das Einüben des Stücks eine neue Erfahrung. „Es ist ein anderes Gefühl, weil man weiß, wir sind die Ersten“, sagt Wagner. Mehr als elf Minuten wird das Stück dauern. Ein weiterer emotionaler Moment wird sicherlich das Stück „The Holy City“, in das ein Posaunensolo eingeplant ist. „Das spielt der Neffe von Klaus Mohr, sein Patenkind Daniel Laux. Er hat bei ihm gelernt“, erklärt Daniela Saxler. Das Programm der Konzerte ist zweigeteilt.
Die ersten fünf Stücke sind Hits der 80er-Jahre, zum Beispiel Medleys von Bon Jovi oder Melodien der Neuen Deutschen Welle. „Wir wollen auch weg vom verstaubten Blaskapellenimage. Wir wollen zeigen, dass Blasmusik nicht langweilig ist“, sagt Daniela Saxler. Nach der Pause sind es dann Lieder, die Klaus Mohr schätzte – James Last oder Pacific Dreams von Jacob de Haan.
Das erste Konzert findet am Sonntag, 11. Dezember, 17 Uhr, im Bürgerhaus in Auderath statt. „In Ulmen wird der Saal ja derzeit saniert“, erklärt Saxler. Eine weitere Aufführung folgt am 15. Januar, 15.30 Uhr, im Regina Protmann Haus in Daun. Der Eintritt ist jeweils frei.
Etwa 40 Musiker erwarten die Besucher der Konzerte, die die Erinnerung an Klaus Mohr hochhalten werden. Einen Mann, der sich in der Rheinischen Philharmonie wie auch auf der Karnevalsbühne gleichermaßen wohlfühlte. Mohr war Gründungsmitglied des Musikvereins sowie acht Jahre lang auch als Vorsitzender tätig.
Die Hauptmelodie des Stücks „Der kleine Lord“ sitzt bei der Probe im Rathaus in Ulmen schon. Die Musiker nehmen sich mehrere Wochenenden Zeit, um das Arrangement einzuüben. „Es ist eine neue Herangehensweise, immerhin kann man sich das Stück nicht einfach auf Youtube anhören“, sagt Daniela Saxler. Und so hofft der Ulmener Musikverein, dass mit den Konzerten etwas Einzigartiges gelingt. „Da werden hoffentlich auch andere Vereine später Interesse zeigen“, ist Wagner überzeugt.