Neef
Der Kampf gegen Atomwaffen lässt ihn nicht mehr los: Friedensaktivist Thomas Gerhards aus Neef

Thomas Gerhards aus Neef engagiert sich seit vielen Jahren bei den Protesten rund um Büchel – Einsatz aus christlicher Überzeugung – Auch gegen Widerstände

Dieter Junker

Thomas Gerhards aus Neef spricht ruhig und dennoch mit Nachdruck: „Der Protest gegen Atomwaffen, das ist für mich ein Thema, seitdem ich in der Eifel lebe. Es ist durchaus so etwas wie ein Lebensthema geworden.“ Gerhards ist einer der wenigen Menschen aus der Region, die sich seit Jahrzehnten bei den Protesten der Friedensbewegung rund um Büchel engagieren. „Und solange noch Atomwaffen in Büchel lagern, werde ich hier auch weiterhin meine Stimme erheben und dagegen protestieren.“ Was treibt ihn an? Ist es Furcht? Oder Hoffnung?

Thomas Gerhards ist überzeugter Christ. Sein Friedensengagement gründet sich aus seinem Glauben heraus. „Jesus hat die völlige Gewaltlosigkeit vorgelebt und die Liebe in das Zentrum seiner Botschaft gerückt. Darum müssen Christen hier auch deutlich Stellung beziehen. Nicht nur bei Atomwaffen.“ Der Neefer ist Mitglied in der katholischen Friedensorganisation Pax Christi. „Es ist dieser Dreiklang von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, der mich antreibt und der mich bewegt“, unterstreicht er. Dies prägt sein Leben, dies prägt auch seine berufliche Arbeit.

Der 1959 in Köln geborene Thomas Gerhards, der nach einer Schreinerausbildung in Gerolstein an der Universität Bonn studierte und danach als Religions- und Sozialkundelehrer an einer Berufsschule tätig war, ist seit vielen Jahren in der Entwicklungshilfe aktiv. Derzeit arbeitet er freiberuflich als Gutachter für Entwicklungsprojekte, so für Misereor oder Don Bosco. Zuletzt war er in Vietnam und dem Südsudan. Anfang der 1990er-Jahre lebte er mit seiner Frau für einige Jahre im Kongo, bevor er an die Mosel zurückkehrte, in den Geburtsort seiner Frau.

Auch wenn er in Köln geboren und aufgewachsen ist, so verbindet ihn viel mit der Eifel. „Nicht weit vom Fliegerhorst Büchel, in Alflen, liegen meine Familienwurzeln, hier wurden meine Vorfahren getauft und hier haben sie gelebt“, erzählt er. Sosehr er seine Eifel schätzt und liebt, sosehr störte ihn aber auch immer die große militärische Präsenz in der Region.

Nach Sitzblockade verurteilt

„In den 1980er-Jahren habe ich mich schon an den Protesten der Friedensbewegung beteiligt“, erzählt er. Er nahm an Sitzblockaden teil, wurde wegen Nötigung verurteilt und erst später, nach einer Änderung der Rechtsprechung durch das Bundesverfassungsgericht, freigesprochen. Seinem Engagement hat dies aber nichts anhaben können. Im Gegenteil.

„Als ich dann hier in Neef lebte, erfuhr ich durch Zeitungsberichte, dass in Büchel immer noch Atomwaffen lagern. Da war mir sofort klar, dass ich mich hier auch engagieren muss“, erzählt der Neefer. Mit Kinderwagen beteiligte er sich mit seiner wachsenden Familie an den Protesten. An den Umrundungen des Fliegerhorstes oder den Ostermärschen. Da stört es ihn auch nicht, wenn viele Menschen in der Region ablehnend auf sein Engagement und das vieler anderer Friedensaktivisten reagieren. „Christen müssen sich einmischen, auch gegen Widerstände“, sagt er entschieden. Und er merkt auch, dass viele Menschen, wenn sie ihn näher kennen und auch seine Arbeit im Weinbaubetrieb, mit den Weinbergspfirsichen oder beim Gottesdienst sehen, ihn dann auch akzeptieren: „Sie nehmen dann hin, dass ich in der Frage der Atomwaffen eine andere Meinung habe.“ Dennoch ist er froh, dass die wenigen Friedensaktivisten hier vor Ort immer wieder Unterstützung von außerhalb erhalten. „Ohne diese Mithilfe wäre hier vieles wohl nicht möglich“, gibt er unumwunden zu.

Bildstock ist ein „Stachel“

Er gehörte zu den Initiatoren des Bildstocks, der vor wenigen Jahren auf der Friedenswiese unweit des Haupttores aufgestellt wurde. Und er war daran beteiligt, dass der Trierer Bischof Stephan Ackermann vor dem Haupttor predigte. „Mir war wichtig, zu zeigen, dass hier Christen ein deutliches Nein gegen Atomwaffen sagen“, betont Thomas Gerhards.

Gerade auf den Bildstock ist er stolz. „Ich weiß, dass dieser Bildstock durchaus ein Stachel ist hier in der Eifel“, meint er schmunzelnd. Doch es sei immer schon so gewesen, dass Menschen, wenn sie in Not waren, wenn sie ihre Klagen vor Gott bringen wollten, solche Bildstöcke errichteten. „Und darum gehört er auch hier hin“, betont er.

Wenn in den kommenden Wochen nun die Proteste wieder laufen, wird auch er, wenn es ihm seine Zeit erlaubt, dabei sein. „Ich bin keiner für die große Bühne, ich arbeite lieber in der zweiten Reihe. Aber ich will auf jeden Fall daran mitwirken, dass wir zu einer Welt ohne Atomwaffen kommen werden“, unterstreicht Thomas Gerhards. Und wenn dies so kommen sollte, dann will er auch zu „seinem“ Bildstock gehen und dort eine Tafel anbringen: „Wenn die Atomwaffen hier weg sind, dann werde ich hier eine Votivtafel aus Marmor spenden und Christus dafür danken, dass die Gebete erhört wurden.“

Dieter Junker

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